Alle drei Wochen hat an der Carl-Orff-Grundschule eine andere Klasse „Hühnerdienst“. Dabei können die Kinder jede Menge lernen.
Kinder begeistertWarum auf einem Schulhof in Hürth vier ausgebrochene Legehennen scharren

Schulkinder aus allen Klassenstufen kümmern sich um die vier Schulhühner, die ein Gehege an der Carl-Orff-Schule bevölkern.
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Ein Teil des Schulgartens hinter der Carl-Orff-Grundschule im Hürther Stadtteil Alstädten/Burbach ist zum Hühnerhof geworden. Dort scharren und gackern seit einigen Wochen vier jungen Hennen, die von den Schülerinnen und Schülern auf die Namen Friedolina, Legehenne Fischer (in Anlehnung an Schlagerstar Helene Fischer), Wilde Hilde und Cookie getauft wurden. Die Kinder haben nicht nur jede Menge Spaß im Umgang mit dem zutraulichen Federvieh, sondern sie können dabei auch jede Menge lernen, sagt Schulleiterin Birgit Schneider.
„Wir haben den Anspruch, die Kinder zur Nachhaltigkeit anzuleiten“, sagt die Rektorin. Drei Projekte seien den Klassen vorgeschlagen worden – die Hennen flatterten mit großem Vorsprung über die Ziellinie. „Da sind nicht nur die Kinder, sondern auch die Kolleginnen und Kollegen gleich voller Begeisterung mit eingestiegen“, freut sich Schneider.
Hürth: Einstieg in die Hühnerhaltung kostete rund 5000 Euro
Anna Schnitzler, Klassenlehrerin der 4a, hält selbst vier Hühner im eigenen Garten. Sie konnte wertvolle Tipps zur artgerechten Hühnerhaltung auf dem Schulhof geben. Lehrkräfte und Kinder beschäftigten sich mit Fragen wie: Was frisst eigentlich ein Huhn? Wie viel Platz und Pflege braucht es? Wo muss die Hühnerhaltung angemeldet werden? Und wer kümmert sich in den Ferien um die Hühner?
Eine Arbeitsgruppe beschäftigte sich mit den Finanzen, denn ganz billig war der Einstieg in die Hühnerhaltung nicht. 5000 Euro haben die Herrichtung des Geheges mit Zaun und Hühnerhaus und die ersten Futterrationen gekostet, rechnet Schulleiterin Schneider vor. Um das Geld zusammenzubekommen, wurden beim Tag der offenen Tür Waffeln und bei einer Disco Getränke verkauft, es gab ein Sponsoren-Sportfest, und auch der Förderverein und Spender beteiligten sich.
Hennen türmten auf dem Hürther Hühnerhof Füngeling
Schulhausmeister Daniel Peritore goss dann die Betonplatte als Fundament in einem ehemaligen Sandkasten. Darauf steht der Stall, der mit Legekörben, Tränken, Futterautomat und Klettersteigen ausgerüstet ist. Das Hühnerhaus hat eine automatische Klappe, die sich bei Einbruch der Dämmerung hinter den Hennen schließt und bei Sonnenaufgang wieder aufgeht.
Die vier Hühner holten Kinder und Lehrerinnen mit Bollerwagen auf dem unweit gelegenen Hühnerhof Füngeling ab. Dort waren die etwa ein Jahr alten Tiere aus großen Ställen mit Bodenhaltung ausgebrochen. „Wir dürfen die Hühner nicht einfach wieder zurücksetzen, damit sie keine Krankheiten einschleppen“, sagt Landwirt Martin Füngeling. Er freut sich, dass die Hühner an der Carl-Orff-Schule ein Zuhause gefunden haben.
Dort kümmert sich nun alle drei Wochen eine andere Klasse darum, die Hennen zu füttern, die Ställe zu säubern und natürlich die frisch gelegten Eier einzusammeln. „Wer Hühnerdienst hat, darf ein Ei mit nach Hause nehmen“, berichtet die elfjährige Avin aus der 4b stolz.
Die Kinder erfahren nun nicht nur, woher die Eier auf dem Frühstückstisch und für den Kuchen kommen. „Sie lernen auch, Verantwortung für die Tiere zu übernehmen“, sagt Schulleiterin Schneider. Und Konrektorin Birgit Klein hat als Sonderpädagogin die Erfahrung gemacht, dass Kinder mit emotionalen Schwierigkeiten besonders von der „tiergestützten Pädagogik“ profitieren.