Geschichte einer AuswanderungHürther fand in neuer Heimat USA zu seinem Sport zurück

Lesezeit 4 Minuten
Das Foto zeigt Daniel Haas mit einer Urkunde für seinen zweite Platz bei den USA Judo Nationals in Spokane, Washington.

Daniel Haas (links) hat im Alter von vier Jahren bei Yamato Hürth mit dem Judo-Training angefangen und ist 2008 in die USA ausgewandert. Kürzlich gewann er die Silbermedaille in der Kategorie der 45- bis 49-Jährigen bis 90 Kilogramm bei den USA Judo Nationals in Spokane, Washington.

Daniel Haas, der in Hürth-Efferen aufwuchs, kam in jungen Jahren eher zufällig zum Judo. Nach mehr als 30 Jahren fand er zu dem Sport zurück.

Vor nicht allzu langer Zeit gewann der Hürther Auswanderer Daniel Haas bei den USA Judo Nationals in Spokane, Washington, die Silbermedaille in der Kategorie der 45- bis 49-Jährigen bis 90 Kilogramm. Obgleich der 46-jährige Krankenhaus- und Militärseelsorger sehr glücklich über seinen Erfolg auf dem nationalen Turnier in Amerika ist, ist es dem Judoka ein Anliegen, darüber zu sprechen, was ihm die Kampfkunst aus Asien über die sportlichen Erfolge hinaus gegeben hat. So berichtet Haas: „Die Tatsache, dass ich mit vier Jahren schon Würfe und Techniken auf Japanisch benennen, aber meine Muttersprache noch nicht schreiben konnte, hat mir die Augen für eine größere Welt geöffnet.“

Der gebürtige Kölner, der in Hürth-Efferen aufwuchs, kam in jungen Jahren eher zufällig zum Judo-Sport und absolvierte seine ersten Trainingseinheiten bei den Judoka von Yamato Hürth. „Judo hat sich damals für mich einfach ergeben. Aber ich bin dennoch drangeblieben und habe ab meiner Schul- und Studienzeit als Trainer auf die sportliche Weiterentwicklung von Kindern geachtet.“

Erst in seiner neuen Heimat legte er die Prüfung für den Schwarzen Gurt ab

Der Wettkampfsport und die eigene Weiterentwicklung standen bis zu seiner Auswanderung mit seiner Frau Mirjam Haas-Melchior von Hürth nach Provo, Utah, im Hintergrund. 30 Jahre lang hatte der Judoka lediglich den braunen Gürtel. Erst in seiner neuen Heimat absolvierte er die Prüfung für den Schwarzgurt und begann, den Sport mehr für sich als für andere zu betreiben.

Trotz der sportlichen Ausrichtung stellt der dreifache Familienvater klar: „Was ich mache, ist kein Spitzen-, sondern Hobbysport. Das Training und die langen Reisen zu Turnieren nehme ich auf mich, um mich fitzuhalten und danach in einer sehr netten und internationalen Gemeinschaft vielleicht auch mal ein Bier trinken zu gehen.“

Mit Japanisch sprechen wir alle die gleiche Sprache.
Daniel Haas

Die Internationalität vom Judo sei generell das, was den Sport so schön für ihn macht. Die ist nicht nur auf Turnieren, sondern ebenfalls im Trainingsbetrieb seines aktuellen Vereins, dem USA Stars of Salt Lake City Judo Club, vorzufinden. „In unserem Verein haben wir Sportler aus Aserbaidschan, Mexiko, Frankreich und Venezuela, und wir sprechen alle mit Japanisch die gleiche Sprache.“ Trotz der Anziehung vieler Nationalitäten ist Judo keine etablierte Sportart in den USA. Generell fände Sport außerhalb des Colleges eher in kleinen Ecken statt.

Dem Auswanderer fällt es oft nicht leicht, weitere Unterschiede zwischen den USA und Deutschland herauszustreichen. Das liegt zum einen daran, dass er lieber auf die Gemeinsamkeiten schaut. Zum anderen sei, seiner Meinung nach, die USA von der Fläche her zu groß für Vergleiche mit Deutschland und die Welt dafür viel zu global geworden. „Die Distanz spielt anders als vor 100 Jahren keine Rolle mehr. Daher breche ich sowohl mit deutschen und amerikanischen Stereotypen. Ich versuche, anderen die Augen zu öffnen, damit sie die Welt vielfältiger wahrnehmen.“

So erklärt er in seinem Wohnort Murray zum Beispiel US-amerikanischen Bürgern, dass nicht alle Deutschen Dirndl tragen. Denn der Blick auf Deutschland ist in Provo häufig ein bayrischer, da viele Soldaten aus der Umgebung in Bayern stationiert waren.

Auf dem Foto ist Daniel Haas am Grab eines Veteranenfriedhofs zu sehen.

Daniel Haas gedenkt der Gefallenen auf einem Veteranenfriedhof.

Und Daniel Haas selbst bricht mit deutschen Stereotypen: Die Freude am Fußball hat er erst in den USA für sich entdeckt. „Mit dem Fußball kam ich 2009 in Kontakt, als Real Salt Lake die MLS gewann. Mittlerweile gehe ich hier regelmäßig ins Fußball-Stadion, was natürlich auch völlig verquer ist.“

Da die Familie Haas in regelmäßigen Austausch zur deutschen Verwandtschaft in Hürth steht und der Familienvater Mitglied Teil einer Hürther Facebook-Gruppe ist, ist er seit seiner Auswanderung weiterhin bestens informiert über die Veränderungen innerhalb der Stadt. „Was ich merke, ist, dass Hürth eine Boomtown geworden ist. Was früher Feld und Acker war, ist heute besiedelt. Das ist schön zu sehen.“ Was ihn allerdings immer noch bewegt, ist die Schließung des Schwimmbades in Alt-Hürth. „Man könnte daraus ja noch was machen oder es vielleicht doch abreißen. Aber das Bad so doof herumstehen zu lassen, finde ich seltsam.“

Auch wenn Daniel Haas mit dem Eintritt in das US-Militär seine deutsche Staatsbürgerschaft abgegeben und sich seine Familie fest in Utah etabliert hat, schlägt in seiner Brust nach wie vor ein kölsches Herz. Unter anderem den St. Martinsumzug, den er in den USA etablieren wollte, vermisse die ganze Familie. „Wir lieben Köln, aber eine Rückkehr käme nur im Ruhestand in Frage.“

KStA abonnieren