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AbfallentsorgungSindorferin lebt auf Bali und setzt sich für mehr Sauberkeit ein

Lesezeit 3 Minuten
Britta_Slippens_mit_Muell-Oma

Kerpen-Sindorf – Als Britta Slippens Mitte der 90er-Jahre nach Indonesien auswanderte, war das Meer dort noch sauber und die Strände waren makellos. Die heute 45-jährige Sindorferin lebt auf Bali, wo sie geschäftlich in der Tourismusbranche erfolgreich ist. Sie hat auf der Nachbarinsel Lombok eine luxuriöse Feriensiedlung und ist auch viel mit den eigenen Schiffen zwischen den rund 16 000 Inseln unterwegs, auf denen die viertgrößte Nation der Welt lebt. „Der Müll ist überall“, sagt sie nun. Über drei Millionen Tonnen Plastikabfall werden jedes Jahr in Indonesien produziert. Der größte Teil landet im Meer.

Jetzt hat Slippens   mit Freunden dem Plastikmüll in Lombok  den Kampf angesagt: Ziel ist es, eine  Maschine im Jangkok River  der Inselhauptstadt Mataram zu installieren, die den Abfall aus dem Wasser selbstständig herausfischt.

Britta_Slippens_Mr._Trash_in_Baltimore

Slippens ist schon in Baltimore/USA gewesen, wo die Mr. Trash, übersetzt „Herr Müll“,  genannte Maschine von dem Unternehmen Clearwater Mills gebaut wird und  von ihr besichtigt wurde. Sie wird an einem Zulauf zum  Hafen betrieben. Die Maschine dreht sich im Flusswasser und filtert mit Netzen den Müll heraus, wobei Fische nicht zu Schaden kommen sollen. Rund  380 Tonnen Müll,  etwa Plastikflaschen oder  Einkaufstüten,  sind   schon seit Mai 2014 von Mr. Trash aus dem Hafenbecken herausgeholt worden. Sponsoren fördern das Projekt.  „Vorher war dies ein dreckiger, stinkiger Hafen, jetzt ist der wieder wunderschön aufgeräumt“, erzählt Slippens.  Clou des Müllrades ist, dass es relativ einfach konstruiert ist und auch Sonnenenergie gewinnt, welche es zum Antrieb nutzt.

BRitta_Slippens_Muell

Die Firma in Baltimore würde ein solches Müllrad auch für Indonesien bauen: „Weil es sich um eine relativ einfache „Steinzeit-Technologie“ handele, ist sich Slippens sicher, dass eine solche  Anlage auch in Indonesien auf Dauer laufen könnte. „Die ist nicht kaputt zu kriegen.“ Einen geeigneten Standort hat sie an einer stark befahrenen Brücke in Mataram, nur wenige hundert Meter vom Meer entfernt, schon gefunden. „Dort haben die Einheimischen früher Shrimps gefangen, jetzt ist es wie eine Toilettenspülung  und stinkt.“

Britta_Slippens_Plastikmuell_in_Indonesien

Leider habe die indonesische Bevölkerung noch nicht gelernt, Abfall zu vermeiden, zu sammeln und ordnungsgemäß zu entsorgen. „Die Leute wissen nicht, wie man damit umgeht.“  Es gebe  auch keine  Müllabfuhr, weil die Bewohner diese nicht bezahlen könnten.  Bis vor wenigen Jahren war dies noch kein Problem: Es herrschte praktisch  Selbstversorgung mit eigenem Anbau. Nun aber gebe es viele  Supermärkte mit den für deren Produkte typischen Plastikverpackungen. Die würden einfach in den  nächsten Graben geworfen. „Wenn es regnet, wird dann alles in den Ozean rausgespült.“ Zwar versuche auch der Staat,  das Abfallproblem in den Griff zu bekommen. So gibt es   Mülldeponien für die rund drei Millionen Inselbewohner. Doch sei dies noch wie ein Kampf gegen Windmühlen.

Slippens hat schon Vertreter  von Regierung, Armee und Polizei an einen Tisch bekommen, um das Projekt zu besprechen. Die Bürgermeisterin von Mataram Hj. Putu Selly Andayani und  andere staatliche Institutionen hätten Unterstützung signalisiert.   Rund anderthalb Million Dollar müssten für das Müllrad und seine Installation am Fluss investiert werden. Ziel ist es, das Geld über Werbeverträge für Plakatwände an der Brücke zusammenzubekommen. Große Firmen hätten schon Interesse gezeigt, berichtet Slippens.

Breit angelegte Kampagne im Internet

Ob sie das Geld zusammenbekommt und das Projekt Wirklichkeit wird, ist noch nicht entschieden. Immerhin läuft schon eine breit angelegte Kampagne im Internet, die indonesischen Zeitungen berichten darüber, auch ist in Deutschland eine Promotion-Tour mit bekannten Reggae-Musikern geplant. Die ersten Notarverträge für die Anmietung der Werbeflächen an der Brücke sind ebenfalls kurz vor der Unterzeichnung. Klappt die Sache, hofft Slippens auf Nachahmer-Projekte. „Dann könnten solche Müllräder überall in ganz Indonesien gebaut werden.“Baltimorewaterfront.comwww.Oceans.Care