Triebwerk-Test im FreienAnwohner beschweren sich über unnötigen Lärm am Fliegerhorst Nörvenich

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Ein Jet startet auf dem Fliegerhorst Nörvenich.

Mehr Jets als üblich starten und landen auf dem Fliegerhorst Nörvenich, weil die Anlage in Büchel saniert werden muss. (Archivfoto)

Erneut beklagen sich Anwohner über den Fluglärm um den Fliegerhorst Nörvenich. Die Bundeswehr widerspricht Aussagen, kündigt jedoch Maßnahmen an.

Wer in Kerpen und insbesondere wer in Niederbolheim wohnt, hat sich vielleicht nicht gerade an den Lärm der vom Fliegerhorst Nörvenich aus startenden und landenden Düsenjets gewöhnt, nimmt ihn aber als etwas Alltägliches hin. Zuckt auswärtiger Besuch erschreckt zusammen, wenn am Abend die Eurofighter und seit Juni 2022 auch Tornados zur Landung ansetzen, hebt der Einheimische nur die Stimme oder dreht vorübergehend das Fernsehgerät lauter, obwohl auch sein Körper ihm ein Unwohlsein meldet.

Nun jedoch kommt es immer wieder zu Beschwerden von Anwohnern. Dabei gehe es nicht um den Lärm durch den Flugbetrieb an sich, betont Franz-Peter Staudt aus Niederbolheim ausdrücklich, sondern um Fluglärm, der seiner Meinung nach vermieden werden könnte. Er hat den Eindruck, dass die vom Taktischen Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“ zugesagten und umgesetzten Maßnahmen zur Vermeidung von unnötigem Fluglärm nicht mehr konsequent umgesetzt werden.

Fliegerhorst Nörvenich: Triebwerke werden ohne Lärmschutz getestet

Auch kritisiert er, dass die nach einer Wartung erforderlichen Triebwerkstests für die Tornados unter freiem Himmel vorgenommen würden und die Maschinen dabei nach seiner Beobachtung bis zu 1,5 Stunden unter Volllast liefen. Noch bis voraussichtlich Februar 2026 sind in Nörvenich während Instandsetzungsarbeiten am Fliegerhorst Büchel zusätzlich zu den zwischen 25 und 30 Eurofightern 25 Tornados stationiert.

Und deren Triebwerke werden tatsächlich zurzeit ohne Lärmschutzeinhausung getestet. Doch es ist Abhilfe in Sicht: Bis voraussichtlich Ende dieses Jahres werde eine alte Lärmschutzhalle für die Tornados instand gesetzt, berichtet der Presseoffizier des „Boelcke“-Geschwaders, Leutnant David Joliet. Energisch widerspricht er allerdings dem Eindruck, Lärmschutzmaßnahmen würden nicht konsequent umgesetzt.

Fliegerhorst Nörvenich: Bundeswehr widerspricht Aussagen der Anwohnerinnen und Anwohner

„Seit jeher nehmen wir die Sorgen der Anwohner ernst und versuchen, die Belastung durch Fluglärm so gering wie möglich zu halten“, versichert der Presseoffizier. Deshalb seien mit Aufnahme des Geschwaders aus Büchel vielfältige Maßnahmen zur Lärmreduzierung vorgenommen worden.

So habe man zum Beispiel die Flugperioden synchronisiert. Das bedeutet, dass Eurofighter und Tornados in kurzen Abständen zeitnah zueinander starten und landen, um die lautstarken Zeiten kurzzuhalten. Darüber hinaus sei das An- und Abflugverfahren flexibilisiert worden. Die Jets starten und landen daher nicht nur in West- und Ostrichtung, in der sich die Start- und Landebahnen erstrecken, sondern fliegen den Flughafen auch aus Norden und Süden an beziehungsweise biegen nach dem Start in diese Richtungen ab.

Flugbewegungen am Fliegerhorst Nörvenich wie erwartet erhöht

So soll die Lärmbelastung für die Einwohner der umliegenden Orte gleichmäßiger verteilt werden. Nach Einschätzung von Franz-Peter Staudt wirkt sich dieses Abbiegen der Düsenjäger allerdings negativ auf Niederbolheim aus. David Joliet führt weitere Maßnahmen zur Lärmvermeidung an. Die Trainingsanflüge, die die Piloten für ihre Lizenzerhaltung benötigten, seien auf „das notwendigste Minimum“ reduziert und Anflüge von platzfremden Luftfahrzeugen eingeschränkt worden.

Auch der Ukraine-Krieg habe nicht dazu geführt, dass sich die Übungsintensität noch einmal verstärkt habe. Zwar hätten sich die Flugbewegungen, also durch die zusätzliche Stationierung der Tornados, im erwarteten Maße erhöht. Dafür seien andere Flugbewegungen reduziert worden. Genaue Zahlen wird das Luftwaffengeschwader für das abgelaufene Kalenderjahr auf der nächsten Lärmschutzkonferenz vorstellen.

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