Foto-Ausstellung in KerpenAuf den Spuren des Vergänglichen

Michael Niesemann.
Copyright: Tripp
Kerpen – Wer jemals den Künstler Dirk Bauer in seinem ehemaligen Atelier besucht hat, weiß, der Eingang zur Hahnenstraße 37a ist nur über den Parkplatz hinter dem Haus zu erreichen. Für vier Wochenenden ist Bauer Gastaussteller in den Räumen, in denen er 21 Jahre an seiner künstlerischen Handschrift feilte. Die Fotografen Michael Niesemann und Ralf Klinkhammer, die heute die Wohnung als Atelier nutzen, haben ihn zur gemeinsamen Ausstellung „ART“ eingeladen.

Ralf Klinkhammer.
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Seit dem Einzug Klinkhammers und Niesemanns ist keine Wandfläche mehr frei. Es sind vornehmlich großformatige Fotografien, die sie im Treppenhaus und in den ehemaligen Wohnräumen bis unter das Dach gehängt haben. Schon im Eingang ist ein beeindruckend großes Foto im Hochformat neben einem Nierentisch zu sehen.
Kerpen: Inspiration auf Reisen
Da wirbt in großen Lettern die Aufschrift „Fußpflege“ für ein vergessenes Ladenlokal, an dem offensichtlich der Zahn der Zeit nagt. Gefunden hat Michael Niesemann das Motiv in Wien. Das Bild führt hinein in ein fotografisches Thema, das er seit Jahren verfolgt. Auf der Suche nach Spuren des Vergänglichen, stieß er auf einen verblichenen Infokasten eines verlassenen irischen Pubs genauso wie auf das Porträt einer Frau in Tropftechnik auf einem Kanaldeckel in Versailles.

Dirk Bauer.
Copyright: Tripp
In Barcelona fand er im Januar und Februar 2020, kurz nach dem Tod seines Vaters, rote Punkte an den Hausfassaden. „Red Dot – Der Tod“ nennt er eine Serie mit roten Punkten auf weiß getünchtem Putz. In Bildtiteln gibt er Hinweise, was er in der Gestalt der roten Punkte oder der Putzschraffur zu sehen meint: „Marcia Funebre“, „Alien“ oder „Cycle of Life“.
Als Musiker viel unterwegs auf der Welt
Niesemann kam vor Auftauchen des Coronavirus als Musiker mit Professur an der Essener Folkwang-Schule und seinem Spiel in der Free-Jazz-Combo „Blue Shroud Band“ viel rum in der Welt. In den zufällig arrangierten roten Punkten eines Straßensignals auf New Yorker Asphalt sieht er eine Partitur. Auf Plakatwänden finde er im Sucherbild seiner Kameras, die er immer dabei habe, in den Abrissen einzelner Schichten Bilder, die er als „kollektive Kunst“ verstanden wissen will, als darstellendes Werk vieler.
Auch Ralf Klinkhammer reist. In Mumbay sah er eine Hotelfassade, an der Ostsee blickte er über die See bei Pinnemünde, und an einem Bauschuttcontainer am Kerpener Filzengraben fand er Rost und viel pinke Farbe. Er wählte ihn als Kulisse für ein menschliches Model, eine miniaturisierte Frau aus der Modellbauabteilung. Ein Köfferchen mit Modellautos begleite ihn außerdem auf Reisen, die er an geeigneten Orten fotografisch in Szene setze, sagt Klinkhammer. Die Idee hat er zur Serie ausgearbeitet. Auch seine Bilder sind oft wahre Großformate, Ausdrucke auf Leinwand, auf Keilrahmen gespannt.
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