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Serie „LadenLokal“Das schätzen die Kunden eines Spielwaren-Fachhändlers in Kerpen

4 min
Eine Frau und ein Mann stehen in einem Laden.

Die Geschäftsleute Birgit und Horst-Daniel Ravenstein leiten seit vielen Jahrzehnten die Geschäfte.

Ravenstein blickt in Kerpen auf eine lange Tradition zurück. Allein 20.000 Spielwarenartikel führt das Fachgeschäft, von Barbie bis Pokémon.

Familie Enge ist zum „Stöbern durch die Regale“ gekommen. Tochter Isabelle darf sich ein neues Spielzeug aussuchen und wird bei den Playmobil-Figuren fündig. Stolz zeigt sie ihre neue Superheldin „Ladybug“ vor, wie ein Marienkäfer, ganz in Rot mit schwarzen Punkten. Einkaufen sei hier viel schöner als im Internet, finden die Eltern Daniel und Ilona Enge, die interessanten Dinge finde die Tochter auf einen Blick. Und natürlich hätten sie sich selbst schon als Kinder „bei Ravenstein“ in der Stiftsstraße mit Spielzeug zum Geburtstag oder mit Schulranzen eindecken dürfen, erzählen die Kerpener.

Beinahe wäre es aber mit Ravenstein im März 2009 zu Ende gewesen, blickt Horst-Daniel Ravenstein zurück. Da hätten sie Insolvenz anmelden müssen. Ursache sei die Rabattschlacht der großen Spielwarengeschäfte im Einzugsgebiet „My Toys“ und „Toys ‚R‘ Us“ im Weihnachtsgeschäft 2008 gewesen. Sie hätten sich gegenseitig mit Preisen für Spielwaren unterboten. Das eigene 650 Quadratmeter große Spielwarengeschäft in Sindorf habe mit 30 Prozent Umsatzeinbußen erstmals rote Zahlen geschrieben, er habe 32 Angestellten keine Löhne mehr zahlen können, erinnert sich Horst-Daniel Ravenstein.

Für das als Kommanditgesellschaft geführte Geschäft habe er mit seinem persönlichen Vermögen haften müssen. Vom Zusammenbruch der Investmentbank „Lehman Brothers“ noch in Schockstarre, hätten ihm die Banken für seine insgesamt drei Geschäftsstandorte – in Kerpen an der Stiftsstraße gab es noch ein Geschäft für Lederwaren und Schulbedarf, im Haus gegenüber Schultaschen – keinen Kredit gewähren wollen, eine bittere Erfahrung.

Kerpen: Geschäft blickt auf lange Tradition zurück – Gespräche über die Nachfolge

Geschlagen geben wollten sich die Eheleute aber nicht, das Geschäft Ravenstein gründeten sie Ende April 2009 neu in Form einer GmbH, mit Birgitt Ravenstein als Geschäftsführerin. Im Haus seines Bruders Hans-Toni Ravenstein gleich neben dem alten Geschäftshaus der Eltern hätten sie die verschiedenen Geschäftszweige unter dem Slogan „Spielen, Schreiben, Schule und Schenken“ zusammengeführt.

Das Geschäft Ravenstein blicke auf eine lange Tradition zurück, gegründet vom Opa Anton Ravenstein im Jahr 1918, zunächst als Sattlerei und Polsterei mit Bauern der Umgegend als Kunden, schildert Ravenstein. Der Vater Hans habe es 1969 um Schreibwaren und Lederwaren vergrößert, Spielwaren seien 1971 dazu gekommen, als auf der Stiftsstraße der Spielwarenhändler Kallrath geschlossen habe. Modelleisenbahnen seien damals der große Renner gewesen. Erst 2004 hätten sie den Artikel eingestellt, die Margen hätten seit dem Aufschwung des Online-Handels nicht mehr gestimmt, sagt Ravenstein.

Seit 25 Jahren im Vorstand des Bundesverbandes für Spielwaren im Einzelhandel und als Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Kerpen setze er sich für faire Bedingungen im Wettbewerb ein. Vor allem Einschränkungen bei den Öffnungszeiten hinderten Einzelhändler daran, mit dem Online-Handel Schritt zu halten, der täglich rund um die Uhr zu erreichen sei.

Seit seinem zwölften Lebensjahr stehe er nun im Laden, 56 Jahre. „Wir haben zu tun. Wir sind zufrieden. Die Kunden schätzen unsere Beratung und faire Preise“, sagt Ravenstein. Mit 70 solle dennoch Schluss sein, zurzeit führe er mit zwei Interessenten Gespräche über die Nachfolge.


Das Spielwaren-Laden

Allein 20.000 Artikel führe er im Bereich Spielwaren, die er über den Handelsverband Vedes beziehe, beschreibt Horst-Daniel Ravenstein, von Lego über Barbie, Spiele, Puzzle, Stofftiere, Puppen. Ungebrochener Renner seien seit Jahrzehnten Pokémon-Karten. Saisonware wie Spielzeug für den Sommer am See, im Garten oder Strand rundeten das Sortiment ab.

Es gibt blaue Geburtstagsboxen, die Geburtstagskinder mit ihren Wunschartikeln füllen können. Aus der Auswahl suchen sich die Gäste des Festes die Geschenke zum Kauf. „Die Geburtstagskinder sind glücklich, es reduziert den Umtausch, und uns beschert es auch Neukunden“, sagt Ravenstein.

Weitere Standbeine des Geschäftsmannes sind Schreib- und Schulbedarf und eine große Auswahl an Schulranzen und Rucksäcken der drei führenden Marktanbieter. Seitdem es in der Kolpingstadt keinen Buchhandel mehr gebe, bietet Ravenstein auch den Buchbestellservice an, innerhalb von 24 Stunden werden bestellte Kinder- und Jugendbücher sowie Erwachsenenliteratur in den Laden geliefert.

Online-Bestellungen nimmt das Geschäft an der Stiftsstraße 24 in Kerpen auf der Homepage entgegen. (otr)