Den Tag verbringt Elisabeth Vollmer seit 12 Jahren bei ihrer Tochter und deren Mann. Ihre eigene Wohnung gab sie aber erst mit 99 auf.
Gärtnern mit dem RollatorKerpenerin feiert ihren 101. Geburtstag

Elisabeth Vollmer ist am 10. Oktober 1925 geboren.
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Elisabeth Vollmer feiert heute ihren 101. Geburtstag. „Sie hat eigentlich erst mit 99 ihre Wohnung aufgegeben“, erzählt Tochter Gabriele Schwinnen-Bordewin. Bis dahin hat Vollmer in einer Wohnung für die Generation 55plus gelebt, zumindest nachts. Tagsüber ist sie schon seit 12 Jahren bei ihrer Tochter und deren Mann, die sich, ebenso wie die Enkelin, liebevoll um die betagte Dame kümmern.
Als Elisabeth Kalka wurde die heutige Jubilarin am 10. Oktober 1925 in Oppeln, heute Opole, im damaligen Oberschlesien geboren. Als Jüngste einer Schar von 12 Geschwistern wuchs sie an der Oder auf, in der ihr Vater ihr das Schwimmen beigebracht hat. Auch die Schule besuchte Elisabeth in Oppeln, anschließend absolvierte sie eine Lehre zur Bankkauffrau.
Junges Paar musste für die Hochzeit hamstern
Dann kam der Zweite Weltkrieg, an dessen Ende auch die Familie Kalka ihre Heimat verlassen musste und zunächst im Sauerland unterkam. Durch die Flucht verteilte sich die Großfamilie in ganz Deutschland. Elisabeth verschlug es nach Wamel an der Möhne, wo auch eine ihrer älteren Schwestern bereits lebte.
Dort lernte sie Franz Vollmer kennen, in den sie sich verliebte. „Der schöne Franz“ pflegte meine Mutter immer zu sagen“, erinnert sich Schwinnen-Bordewin schmunzelnd. Das junge Paar heiratete 1948, für die Hochzeitsfeier hatten sie „hamstern“ gehen müssen, weil das Angebot an Lebensmitteln auf den Märkten und in den Geschäften noch knapp gewesen war. Lokführer Vollmer kam aus Köln – hierhin zogen die beiden und bewohnten eine Dachgeschosswohnung, die sie selbst ausbauten.
1949 kam Tochter Gabriele zur Welt. Später reiste das Paar gemeinsam, besuchte die große Familie und konnte sich dann auch Urlaub in den Alpen leisten. Auch in den Schwarzwald, den Odenwald und ins Sauerland ging es. Die glückliche Ehe erfuhr mit der diamantenen Hochzeit am 16. Juni 2008 einen letzten Höhepunkt – das Paar feierte mit einem festlichen Gottesdienst in der Ulrichkirche Sindorf.
Das Paar feierte die diamantene Hochzeit drei Tage lang
Elisabeths Geschwister hatten das Fest nicht mehr erlebt – doch deren Kinder und Enkel, Freunde, der Männergesangverein sowie Nachbarn feierten mit dem Jubelpaar ein dreitägiges Fest. Zwei Jahre später starb Franz Vollmer an einem Herzinfarkt. „Er hat seine Gartentüre abgeschlossen, mir gesagt, ich solle immer gut auf die Mutter aufpassen und 20 Minuten später hat sein Herz aufgehört zu schlagen.“ Elisabeth Vollmer fand auch nach dem Tod ihres Mannes Halt bei der Familie.
Feste, wie die Hochzeit der Enkelin sowie die Geburt des Urenkels 2012 erlebte Elisabeth Vollmer noch als erinnerungswürdige Ereignisse mit. Bis ins hohe Alter pflegte sie ihren Garten. „Auch durch unseren Garten ist sie noch lange mit ihrem Rollator gelaufen – mit ihrer Schere in der Hand – und hat welke Blüten abgeschnitten“, erinnert sich Schwinnen-Bordewin. Nach einem Sturz kurz vor dem 99. Geburtstag nahm Schwinnen-Bordewin ihre Mutter schließlich ganz bei sich auf und kümmert sich gemeinsam mit ihrer Tochter um ihre Pflege.
Zum 100. Geburtstag schon hatte stellvertretender Bürgermeister Addy Muckes gratuliert, auch für den heutigen 101. Geburtstag habe er seinen Besuch angekündigt. Gefeiert wird dieses Mal kleiner – aber dennoch natürlich mit der Familie.