Tagelang Leichengeruch im HausflurMieter lag tot in seiner Wohnung in Kerpen

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Leichenwagen Symbolbild

Ein Mann ist in seiner Wohnung in Kerpen tot aufgefunden worden. Symbolbild.

Kerpen – Tagelanger Leichengeruch im Treppenhaus, stinkender Unrat in einer ihrer Wohnungen und angeblich sogar Madenbefall beschäftigten eine Vermieterin in Kerpen.

Von den Behörden fühlte sie sich in dieser misslichen Situation etwas allein gelassen. Die Frau hatte schon seit Jahren eine ihrer Wohnungen in ihrem Mehrfamilienhaus an einen älteren Mann vermietet, der dort allein lebte und, so berichtet die Vermieterin, mit der Zeit immer mehr verwahrloste. „Ich habe schon zu seinen Lebzeiten immer wieder mal beim Ordnungsamt, beim Sozialamt oder bei psychologischen Beratungsstellen angerufen, mit der Bitte, dem Mann zu helfen“, erzählt die Vermieterin. Doch alles habe nichts genutzt – wohl auch, weil ihr Mieter jede Hilfe abgelehnt habe.

Wohnung in Kerpen wurde versiegelt

Schließlich hätten die Nachbarn des fast 80-jährigen Mannes Alarm geschlagen, weil sie diesen seit Tagen nicht mehr zu Gesicht bekommen hätten: Mit Hilfe der Feuerwehr sei die Wohnungstür dann am Montag vergangener Woche aufgebrochen und der Mann dort tot aufgefunden worden. Die Leiche sei auf Anweisung der Kriminalpolizei weggebracht, die Wohnung daraufhin erst einmal versiegelt worden – Routine für die Polizei, wenn die Todesumstände unklar sind.

Wie lange der Mann schon tot in der Wohnung gelegen hatte, ist offen. Bei der Rekordhitze an diesen Tagen, als die Temperaturen auf fast 40 Grad gestiegen waren, roch es in der Wohnung des Verstorbenen, aber auch im Hausflur davor schon unangenehm. Die Nachbarn beschwerten sich. „Da die Wohnung versiegelt war, konnte ich nicht rein, um etwa die Fenster zu öffnen oder Speisereste und andere Dinge zu entsorgen“, berichtet die Vermieterin.

Angehörige des gestorbenen Kerpeners haben Erbschaft ausgeschlagen

Wer kümmert sich nun um die Wohnung? Die von der Polizei benachrichtigten Angehörigen des Verstorbenen hätten die Erbschaft ausgeschlagen, wie die Vermieterin berichtet. Das Kerpener Ordnungsamt, das sie informiert habe, sei trotz mehrfacher Bitten nicht bereit gewesen, in der Sache einzuschreiten. Also habe sie als Vermieterin beim Kerpener Amtsgericht schon einen Tag, nachdem der Tote aufgefunden worden war, also am Dienstag vergangener Woche, einen Antrag auf Einsetzung eines Nachlassverwalters gestellt.

Der sei vom Gericht dann auch sofort bestimmt worden. „Ich habe den Nachlassverwalter noch am Dienstag angerufen.“ Der Mann habe dann aber erst für zwei Tage später, für Donnerstag, 10 Uhr, angeboten, vorbeizukommen. „Sie wissen, welche Temperaturen gerade herrschen?“, habe sie ihn daraufhin gefragt. Doch der Nachlassverwalter habe einfach nicht früher vorbeikommen wollen oder können.

Nachbarn beschwerten sich

Zwei weitere Tage hätten so noch die unzumutbaren Bedingungen in ihrem Mietshaus weiter bestanden. Dann erst habe sie über den Nachlassverwalter Zugang zu ihrer Wohnung bekommen, um zu lüften und den gröbsten Dreck zu entsorgen. Für die gründliche Säuberung habe sie eine Fachfirma beauftragt, sagt die Vermieterin. Sie könne nach wie vor nicht nachvollziehen, dass dies alles nicht schneller möglich gewesen sei.

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Der Nachlassverwalter will zum Thema keine Stellung nehmen. Beim Kerpener Ordnungsamt hat man Verständnis für die Nöte der Vermieterin. Es sei aber nun einmal so, dass man auch als Ordnungsamt ohne Absprache mit dem Nachlassverwalter nicht einfach in die Wohnung dürfe. „Wir machen die Wohnung auch nicht sauber“, sagt Amtsleiter Wolfgang Berière. Dies alles sei Sache der Vermieterin, die natürlich keine einfache Aufgabe habe und sich hier mit dem Nachlassverwalter einigen müsse. Es sei aber seinen Informationen nach auch nicht so gewesen, dass im Hause des Verstorbenen überall schon die Maden herumgekrochen wären, sagt Berière: „Wenn wir festgestellt hätten, dass es einen erheblichen Schädlingsbefall gibt, wären wir eingeschritten.“

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