Bei einem Feuer alles verlorenRiesige Unterstützung für Kerpener nach Doppelhausbrand

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Kleidung, Haushaltsgeräte und Kinderspielzeug wurden gespendet.

Kleidung, Haushaltsgeräte und Kinderspielzeug wurden gespendet.

Kerpen-Blatzheim – „Wir haben wieder ein richtiges Dach über dem Kopf“, sagt Sabrina Küpper (39). Das fühle sich gut an. „Es ist eine riesengroße Erleichterung und unglaublich schön zu wissen, dass es so viele hilfsbereite Menschen gibt“, beschreibt sie ihre Gefühle. Denn Sabrina Küpper und ihr Ehemann Mike haben von jetzt auf gleich alles verloren.

Es war am Nachmittag des 27. Dezembers 2020, als ihr Zuhause in Folge eines Feuers völlig ausbrannte. Das Feuer zerstörte nicht nur ihr Zuhause, sondern auch das Haus ihrer Schwiegereltern und ihrer Nachbarn, wo Cindy Jeub (24) mit ihrem fünfjährigen Sohn, ihrer Schwester und ihren Eltern mit drei Hunden in einem Mehrgenerationenhaus wohnten.

„Und dann stand da auf dem Handy meine Adresse“

„Ich hatte Dienst, war im Einsatz“, berichtet die 24-Jährige. Cindy Jeub arbeitet als Rettungssanitäterin beim Deutschen Roten Kreuz in Düren. Zudem ist sie bei der Freiwilligen Feuerwehr in Blatzheim aktiv und wird deswegen über ihr Handy auch über die Einsätze informiert. Als ihr Handy am 27. Dezember piepste, war sie gerade auf der Arbeit. „Ich wollte in den RTW steigen“, erinnert sie sich. „Und dann stand da auf dem Handy meine Adresse“, berichtet sie. Dem ersten Schreck folgten viele vergebliche Anrufe zu Hause. „Wir haben die Patientin dann noch ins Krankenhaus gefahren“, erinnert sie sich, dann sei sie heim.

Die Haus der Familien ist nach dem Feuer zerstört und nicht mehr bewohnbar.

Die Haus der Familien ist nach dem Feuer zerstört und nicht mehr bewohnbar.

Immer noch bebt ihre Stimme, wenn sie an ihr vom Löschwasser und Feuer zerstörtes Zuhause denkt. Und viel konnte die junge Mutter, ihre Eltern und ihre Schwester auch später nicht mehr aus der Ruine retten. Das brachte ihre Freunde Miriam und David Dohmen, Dominik Drehmel, Thomas Gruttke und Christina Krafzig vom DRK und der Freiwilligen Feuerwehr Blatzheim auf die Idee, privat eine Spendenaktion auf die Beine zu stellen.

Kerpen: Mehr als 10.000 Euro an Spendengeldern

Noch während der Löscharbeiten entschlossen sich die Freiwilligen Feuerwehrleute aus Blatzheim, ihre gesamte Aufwandsentschädigung für den Löscheinsatz in der Stiftstraße ihrer ehrenamtlichen Feuerwehrfrau zu spenden. Doch dabei blieb es nicht. „Aus ganz Deutschland sind inzwischen Geldspenden von ehrenamtlichen und hauptamtlichen Feuerwehrleuten, DRK-Helfern und Privatleuten in Höhe von über 10.000 Euro eingegangen“, berichtet David Dohmen.

Kistenweise brachten Mitglieder der Feuerwehr und Anwohner Spenden für die Familien.

Kistenweise brachten Mitglieder der Feuerwehr und Anwohner Spenden für die Familien.

Gewaltig seien auch die Sachspenden gewesen, die am vergangenen Sonntag am Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr abgegeben wurden. Die Spender standen regelrecht Schlange vor der Türe. Sie stifteten Haushaltsartikel, Geschirr, Wäsche, Kleidung und Lebensmittel bis hin zu nagelneuen Spielsachen.

„Ich habe im Internet und über Mundpropaganda vom Spendenaufruf gehört“, erklärte zum Beispiel Martin Barsuhn sein Kommen. Er kenne die Familie zwar nicht, aber er sei hauptberuflich bei der Feuerwehr und helfe gerne. „Ich habe selber vor Ort mit bei den Löscharbeiten geholfen“, berichtete Peter Oepen aus Blatzheim. Jetzt brachte er Kisten voller Haushaltsartikel, Töpfe und Geschirr. Die Familien seien in einer Situation, die kein Mensch erleben möge. Da müsse man doch einfach helfen.

Feuer in Kerpen: Familien hatten nach Brand nichts mehr

„Wir haben so viel bekommen“, bedankt sich Cindy Jeub. Aktuell sei es ihr gar nicht möglich, zu sagen, was noch fehlen könnte. „Wegen unserer Hunde leben meine Eltern, meine Schwester und zum Großteil auch ich zurzeit in einem Wohnwagen auf unserem Grundstück“, sagt sie.

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Andere Familienmitglieder konnten bei Freunden und Verwandten unterschlüpfen. „Vor ein paar Tagen hatten wir nur noch das, was wir am Leibe trugen“, sagt Sabrina Küpper. Nicht einmal Schuhe hätten sie angehabt. „Jetzt sitzen wir hier in einem Haus, haben Möbel, Fernsehen, Kleidung zum Wechseln und sogar eine Waschmaschine“, sagt sie. Sie seien gerührt und dankbar. „Das gibt uns Auftrieb und Kraft in diesen schweren Tagen“, ergänzt Mike Küpper.

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