Über 40 Jahre im Kerpener RatTrauer um den streitbaren Politiker Wolfgang Scharping

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Wolfgang Scharping Kerpen

Wolfgang Scharping aus Kerpen.

Kerpen – Der langjährige Stadtverordnete Wolfgang Scharping ist am Donnerstagabend nach langer Krankheit gestorben. Scharping, dessen Bruder Rudolf von 1993 bis 1994 SPD-Bundesvorsitzender und bei der Bundestagswahl 1994 Kanzlerkandidat war, zählte zu den dienstältesten Ratsmitgliedern. Er wurde 72 Jahre alt.

Seit Ende der 1970er-Jahre gehörte Wolfgang Scharping, der gelernter Versicherungskaufmann war und später auch als Vertreter einer Fertighausfirma arbeitete, fast ununterbrochen dem Kerpener Stadtrat an.

Kerpen: Eigene politische Gruppierung

Er machte erst bei den Sozialdemokraten mit, war dann einer der Gründungsväter der Kerpener Grünen, um dann schließlich mit der Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWG) praktisch seine eigene politische Gruppierung in Kerpen zu etablieren.

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Als UWG verbündete er sich im Wechsel mit den verschiedensten politischen Parteien und Gruppierungen, etwa mit den Linken oder dem BBK.

Kerpener scheute keine Auseinandersetzung

Trotz seiner schweren Erkrankung nahm Scharping bis zum Schluss aktiv an der Ratsarbeit teil. Der Politiker, der sich selber einmal als links von der Mitte einordnete, scheute dabei keine Auseinandersetzung und war für seine Wortbeiträge in den Rats- und Ausschusssitzungen von manchen gefürchtet.

Dabei scheute sich Scharping auch nicht, immer wieder zum Mittel der Anzeige oder der Dienstaufsichtsbeschwerde zu greifen. Besonders mit dem Kerpener Bürgermeister Dieter Spürck gab es in den vergangenen Jahren die heftigsten Auseinandersetzungen.

Ein Herz für das Soziale

 Andererseits hatte Scharping eine kommunalpolitische Expertise wie kaum ein anderer im Kerpener Stadtrat. Die Gemeindeordnung kannte er in- und auswendig. Besonders am Herzen lagen ihm Kinder, Jugendliche, Familien und sozial Schwächere. So leitete er jahrelang auch den Jugendhilfeausschuss des Stadtrats. Zudem legte er eigene Konzepte zur Sanierung der städtischen Finanzen oder für preisgünstiges Bauen von kommunalen Gebäuden vor.

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Scharping, der in Brüggen wohnte, engagierte sich auch für den Erhalt der Türnicher Erfthalle oder für eine Verkehrsberuhigung der Heerstraße. Auch die großen gesellschaftlichen Themen lagen ihm am Herzen: Noch in diesem Jahr hatte Scharping in Kerpen wieder eine „Woche der Brüderlichkeit“ organisiert, mit der der christlich-jüdische Dialog gefördert werden sollte. Dabei gab es Konzerte mit jüdischer Musik und eine Diskussionsveranstaltung zum Thema Diskriminierung mit Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrates der Muslime in Deutschland.

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