Kloster in HorremAuch eine Ordensfrau macht Urlaub

Zum Horremer Klosters gehören das Haus der Begegnung und das Pater-Jordan-Haus, zwei Bildungs- und Begegnungsstätten.
Copyright: rook Lizenz
Kerpen-Horrem – „Das Gebet und der Gottesdienst sind selbstverständlich feste Bestandteile unseres Alltags hier im Kloster. Wir sind schließlich eine katholische Ordensgemeinschaft. Aber im Prinzip führen wir ein ziemlich normales Leben wie in einer großen Familie“, erklärt Schwester Evamaria Jacobs und beginnt zur Verwunderung der Zuhörerschaft von ihrem jüngsten Urlaub in Meran zu erzählen. „Ja, auch wir Ordensschwestern dürfen Urlaub machen. Wenn man wie ich seit über 50 Jahren hier lebt und arbeitet, ist es doch ganz natürlich, dass man hin und wieder ein wenig Abstand gewinnen muss. In unserer Freizeit dürfen wir die Ordenstracht übrigens ablegen und uns zivil kleiden.“
Nicht alle der vielen Hundert Gäste, die am Sonntag den Tag der offenen Tür im Kloster der Salvatorianerinnen am Horremer Höhenweg besuchten, hatten mit solchen Offenbarungen gerechnet. „Weil ich erst seit kurzem in Kerpen wohne, war ich noch nie hier im Kloster. Ich dachte, die Schwestern würden ein ganz abgeschiedenes Leben führen. Jetzt staune ich, wie freundlich und weltoffen die Ordensfrauen ihre Besucher empfangen und was hier alles auch für Gäste von außen geboten wird“, gibt Karin Großmann nach einer Führung durch den Gebäudekomplex und den weitläufigen Park überrascht zu.
Beim ihrem Rundgang hat sie unter anderem gelernt, dass die Horremer Salvatorianerinnen zwar Ordensschwestern, aber eben keine in strenger Klausur lebenden Nonnen sind. „Nonne ist ein Titel, den wir gar nicht tragen dürfen. Als Orden, der sich auch dem Missionsgedanken verpflichtet fühlt, wollen wir Salvatorianerinnen sowohl Gott als auch den Menschen dienen und ihnen die frohe Botschaft näherbringen. Und das geht natürlich nur, wenn man sich den Menschen auch öffnet. Wer sich verschließt, der kann nicht gehört werden. Wir aber wollen gehört werden“, betont Schwester Evamaria.
Evamaria Jacobs – Mitglied der Hausleitung und Lehrerin an der benachbarten Mädchenrealschule der Salvatorianerinnen – ist eine von 34 Schwestern im Horremer Kloster, in dem ebenso viele zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig sind. Auf sich allein gestellt könnten die größtenteils schon ziemlich betagten und auch unter Nachwuchsmangel leidenden Schwestern die Einrichtung kaum noch am Laufen halten. Insgesamt hat die 1888 gegründete und seit 1954 auch in Horrem ansässige Ordenskongregation noch rund 1200 Schwestern in 29 Ländern.
Die Herzstücke des Horremer Klosters sind mit dem Haus der Begegnung und dem Pater-Jordan-Haus zwei Bildungs- und Begegnungsstätten. Hier können Gruppen und Einzelgäste an Kursen zur Selbstfindung und Seminaren zu religiösen Themen teilnehmen, Exerzitien besuchen, Tagungen abhalten, sich auf Prüfungen vorbereiten oder einfach nur Ruhe und Entspannung genießen. „Unsere Gästezimmer sind alle mit Nasszellen ausgestattet – fast wie im Hotel“, erzählt Schwester Evamaria stolz. Fernsehen gibt’s in den Zimmern allerdings nicht, aber das will und braucht auch niemand, der sich bei den Salvatorianerinnen einquartiert. Dafür lädt ein großer Park mit Kreuzweg und Sinnesgarten dazu ein, den Stress der Welt da draußen für eine Weile hinter sich zu lassen.
„Kein Prunk, kein Luxus, keine Ablenkung, dafür Ruhe, Besinnung, Gastfreundschaft und ein herzliches gemeinschaftliches Miteinander – hier kann man bestimmt wunderbar abschalten. Vielleicht gönne ich mir hier mal eine Woche Urlaub der anderen Art“, schwärmt eine Besucherin nach dem Klosterrundgang, der sie auch in den Speisesaal der Schwestern und in mehrere Klosterkapellen geführt hat.
Informationsstände, Ausstellungen und Präsentationen rund um die Geschichte und das Wirken des Ordens in Horrem und in aller Welt rundeten das Angebot ab. Nur die persönlichen Wohnklausen der Schwestern blieben verschlossen. „Aber da gibt“s auch nicht viel zu sehen“, sagt Schwester Evamaria, „20 Quadratmeter mit Schrank, Tisch, Bett und Bücherregal – viel mehr brauchen wir nicht, um zufrieden zu leben.“