Vermisste Kim M. aus KerpenFehler bei Ermittlungen aufgedeckt - Deponie nicht auf Leiche untersucht
Kerpen – Verteidigung und Nebenklagevertreterin blickten gleichermaßen erstaunt. Am Montag war ein Polizeibeamter im Zeugenstand der 5. Großen Strafkammer des Landgerichts Köln. Er berichtete von einem Portemonnaie, das auf einer Straße in Kerpen gefunden worden sei, die nahe zweier Mülldeponien entlang führe. Die Geldbörse gehörte dem angeklagten Jens-Peter M., der im Verdacht steht, im März 2012 seine damals 23 Jahre alte Ehefrau Kim M. getötet zu haben.
Die junge Frau ist verschwunden, eine Leiche wurde nie gefunden. Blutspuren im gemeinsamen Haus führten anderthalb Jahre nach dem Verschwinden der Frau zur Festnahme ihres Ehemanns. Dieser bestreitet aber die Tat. In der Familie und bei der Polizei sagte er, seine Frau sei nach einem Streit in einen schwarzen Renault Clio mit Siegburger Kennzeichen gestiegen und weggefahren. Nun schweigt er.
Ermittlungsansatz ignoriert
Im Juni 2012 fand ein Mitglied der islamischen Bewegung Milli Görüs das Portemonnaie. Das Etui konnte Jens-Peter M. zugeordnet werden, da sich darin ein Kfz-Schein befand. Die Geldbörse habe durchaus einen Ermittlungsansatz geboten, in den nahe gelegenen Mülldeponien zu recherchieren, so der Zeuge. Die eine sei von einem Zaun umgeben und könnte nur durch ein Tor erreicht werden, das von einem Pförtner bedient werde. Die andere Halde grenze an ein Waldgebiet. Auf der regulären Zufahrtsstraße soll eine Schranke die Einfahrt verhindern.
Auf mehrfache Befragung räumte der Beamte ein, dass das Areal über zahlreiche Waldwege erreichbar sei. Es handele sich dabei aber um Spazierwege, so der 51-Jährige. „Woher wissen Sie das? Kann da nicht auch ein Geländewagen fahren? Haben Sie das Waldgebiet gesehen?“, fragte Nebenklagevertreterin Dr. Monika Müller-Laschet. Etwas kleinlaut räumte der Beamte ein, dass seine Kenntnisse allein auf Internet-Studium des Gebietes beruhen.
Keine Untersuchung
Ob es Überlegungen gegeben habe, die Deponien mit Leichenspürhunden zu durchkämmen, wollte Verteidiger Dr. Jürgen Graf wissen. „Nein. Von mir wurden keine weiteren Schritte eingeleitet“, so der Zeuge. „Und von Kollegen?“, so die Nachfrage Grafs. „Weiss ich nicht“, antwortete der Zeuge.
„Kommunikation war nicht das herausragende Element dieser Ermittlungen“, beklagte Graf und erwähnte, dass es keine Protokolle über die Treffen der mit diesem Fall betrauten Beamten gebe.