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Serie „Meine Bestleistung“Nach dem Tod des Partners ins Leben zurückgekämpft

Lesezeit 4 Minuten
Eva Metternich mit Sohn

Eva Metternich hat nach einem harten Schicksalsschlag einen beeindruckenden Weg absolviert und damit für eine besondere Bestleistung gesorgt. Sohn Thilo ist ein glücklicher Junge geworden. 

Kerpen-Horrem – Es gibt nicht das eine Wort, das die Bestleistung von Eva Metternich treffend beschreibt und es gibt auch kein Foto, das die 39-jährige Horremerin neben einem Gipfelkreuz oder beim Überqueren einer Ziellinie zeigt. Genau betrachtet hat ihre Bestleistung bis jetzt keinen Abschluss gefunden.

Das genaue Ende ist noch nicht mal in Sicht. Klar ist jedoch, dass ihr bisheriger Weg beeindruckend ist und klar ist auch, womit und wann ihre Bestleistung begann: Mit einem Schicksalsschlag, der kaum härter hätte ausfallen können. Am 22. Januar 2008, 11 Uhr, stirbt ihr Partner. Völlig unerwartet. Beim Renovieren der Berliner Wohnung, die sie am nächsten Tag gemeinsam mit ihrem wenige Monate alten Sohn Thilo beziehen wollen.

„Dieser Tag hat sich in meine Erinnerung eingebrannt“

Preisträger

Die neunte von 20 Gewinnern unseres Wettbewerbs „Meine Bestleistung“, die wir nun vorstellen, ist Eva Metternich aus Kerpen. Eine Jury nimmt im Herbst die Platzierung vor.

Der Sieger erhält ein Preisgeld in Höhe von 1000 Euro, der Zweitplatzierte 500 Euro, der Drittplatzierte 250 Euro, und für den Viertplatzierten sind 150 Euro Preisgeld ausgelobt.

Für die Plätze fünf bis zehn gibt es jeweils 100 Euro, für die Plätze elf bis 20 je 50 Euro. (ksta)

Vier Wochen vor dem Tauffest für den Kleinen. Ein Herzinfarkt infolge einer Herzmuskelentzündung gilt als wahrscheinliche Todesursache. „Dieser Tag hat sich in meine Erinnerung eingebrannt“, sagt Metternich. „Noch am Abend zuvor hatten wir zusammen die Gästeliste für unsere Hochzeitsfeier geschrieben“, sagt sie, „und plötzlich stand ich alleine da. Schockiert und völlig ratlos, wie ich es ohne ihn mit dem Baby schaffen sollte.“

Zehn Jahre sind seit jenem Tag in Berlin vergangen. Vielleicht sei nun der Moment gekommen, über die Ereignisse zu sprechen, sagt sie. Trotz der langen Zeit hat sie nicht vergessen, wie es damals war, als ihr das Schicksal den Boden unter den Füßen wegzog und alle Pläne zunichtemachte.

Der kleine Thilo hielt sie damals im Leben, im Alltag. Aufgeben war keine Option. „Ich musste ja irgendwie funktionieren“, sagt sie. Dabei hätte sie genügend Gründe gehabt, in Selbstmitleid zu zerfließen und den Schmerz irgendwie zu betäuben. Kein Job, benommen von tiefer Trauer und ziemlich alleine in der großen Stadt an der Spree, in die die Rheinländerin zwei Jahre zuvor gekommen war, um nach dem Studienabschluss durchzustarten und eine Karriere als Journalistin zu beginnen.

Eva Metternich

Eva Metternich plante mit ihrem Partner bereits die Hochzeit, als dieser völlig unerwartet verstarb.

Doch die damals 29-Jährige steckte nicht auf. Trost und Unterstützung fand sie in der Heimat Horrem, bei ihren Eltern. Metternich sagt das geplante Tauffest nicht ab. „Jetzt erst recht, habe ich mir gedacht“, erinnert sie sich.

Dieser Willen zeichnet sie aus. Doch er wird nicht immer belohnt. Trotz eifriger Bemühungen platzt der Kindheitstraum von einem Job als Journalistin. „Ich habe mehr als 100 Bewerbungen geschrieben, aber nur Absagen bekommen“, sagt sie.

Zwei Jahre lang berufliche Enttäuschungen

Nach zwei Jahren in Berlin bricht sie dort ihre Zelte ab und kehrt endgültig zurück ins Rheinland. „Eigentlich wollte ich das nicht, ich träumte von einem Leben in Hamburg und war froh, Kerpen hinter mir gelassen zu haben“, sagt sie. Nun fand sie ein neues Zuhause 250 Meter entfernt von dem ihrer Eltern. „Im Nachhinein war das die klügste Entscheidung“, sagt sie heute.

Denn so gelang es ihr, das wichtigste Ziel nicht aus den Augen zu verlieren: Dem Sohn und sich selbst ein halbwegs normales Leben zu ermöglichen. „Mein Vater Helmut kümmerte sich von Anfang an um alle gewissermaßen männlichen Belange eines heranwachsenden Jungen. Fußball spielen, Fahrrad fahren, Ausflüge unternehmen“, sagt Metternich. Ihre Mutter Renate habe sich ebenfalls hingebungsvoll dem guten Gedeihen ihres Enkels verschrieben.

Die beiden hielten ihr den Rücken frei und Metternich nutzte dies, um wieder beruflich tätig zu werden. Von 2010 an schlug sie sich als Vertretungslehrerin durch. Jedes Halbjahr eine neue Schule. Neue Schüler, neue Fächer. „Es gab kein Ankommen, keine planbare berufliche Zukunft“, sagt die 39-Jährige.

2016 hatte sie die Nase voll. Ein Blick in die Zeitung sorgte dann für den nötigen Impuls. Metternich erfuhr von der Möglichkeit, berufsbegleitend Medizinökonomie zu studieren. Sie besuchte die Informationsveranstaltung an der Rheinischen Fachhochschule in Köln und fasste den Entschluss, sich erneut einem Studium zu stellen.

Nebenberufliches Studium

Seitdem heißt es büffeln, pauken und Prüfungen meistern. Wohlgemerkt als Mutter, neben einem Vollzeitjob bei einer Krankenkasse. Zeit für Hobbys bleibt da nicht. Doch die Horremerin sieht nicht aus wie eine Frau, die sich verbissen durch das Leben kämpft.

Sie strahlt, wenn sie davon spricht, Anfang 2020 den Abschluss in der Tasche zu haben und sich um einen Job im Krankenhaus-Management bemühen zu können. Außerdem ist sie sichtlich stolz auf ihren Sohn, der seinem Vater äußerst ähnlich sieht und einmal erfolgreicher Leichtathlet werden will. „Ihm geht es gut, er ist glücklich. Wir reisen viel, genau wie sein Vater es immer getan hat“, sagt sie.

Und so gelingt es ihr, auch auf die eigene Leistung stolz zu sein. Auf ihren Weg, der mit einem Schicksalsschlag begann, sie aber trotz aller Rückschläge voranführte und noch lange nicht vorüber ist.