Versorgungslücke drohtSieben Apotheken im Erft-Kreis haben 2022 aufgegeben

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Das Foto zeigtNadine Freialdenhoven in ihrer Apotheke. Se spricht für die Apothekerinnen und Apotheker im Rhein.-Erft-Kreis.

Nadine Freialdenhoven spricht für die Apothekerinnen und Apotheker im Rhein.-Erft-Kreis.

Im vorigen Jahr haben weitere sieben Apotheken im Rhein-Erft-Kreis geschlossen. Jeweils zwei sogar in Kerpen und Erftstadt. Ein Grund liegt in der wachsenden Online-Konkurrenz.

Immer öfter stehen die Patienten in der Region vor verschlossenen Apotheken, das Netz der wohnortnahen Apotheken wird immer dünner. So das Fazit der Apothekenkammer Nordrhein für 2022.

Im vergangenen Jahr haben in deren Zuständigkeitsbereich 53 Apotheken die Eingangstür für immer geschlossen, dagegen stehen elf Neueröffnungen, ein Defizit von 42 fehlenden Versorgungsstätten für Patienten. Unter den Schließungen waren auch sieben Apotheken im Rhein-Erft-Kreis: Jeweils eine in Bergheim, Frechen und Pulheim, je zwei in Kerpen und Erftstadt.

Wir haben heute fast 400 öffentliche Apotheken weniger als noch vor zehn Jahren
Dr. Armin Hoffmann

Die Bedingungen für Inhaberinnen und Inhaber öffentlicher Apotheken sind alles andere als optimal, – viele finden, gerade auf dem Land, keine Nachfolger, so heißt es in der Pressemitteilung der Kammer. Die Bereitschaft, eine Apotheke neu zu eröffnen oder zu übernehmen, ist so gering wie nie. Seit 1999 setzt sich der Trend fort, dass im Kammerbezirk (Regierungsbezirke Köln und Düsseldorf) Jahr für Jahr mehr Apotheken schließen als neue eröffnen.

„Wir haben heute fast 400 öffentliche Apotheken weniger als noch vor zehn Jahren. Das hat Auswirkungen auf die wohnortnahe Versorgung der Menschen mit Arzneimitteln. Unser dichtes Netz bekommt Löcher, das darf so nicht weitergehen“, fordert Dr. Armin Hoffmann, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein.

Manche Apotheken lohnen sich nicht mehr, wen Ärzte in der Nähe schließen

Für die Schließung der Apotheken gibt es mehrere Gründe. Zum einen – wie in vielen anderen Branchen auch - die bereits erwähnten fehlenden Nachfolger, wenn der Inhaber in den Ruhestand geht. Es werden aber auch Apotheken geschlossen, die sich einfach nicht mehr lohnen, weil Arztpraxen in der unmittelbaren Nachbarschaft dichtgemacht werden und so die direkte Kundschaft ausbleibt.

Der Kundenschwund, so Nadine Freialdenhoven, Sprecherin der Apotheker und Apothekerinnen im Rhein-Erft-Kreis und Mitglied des Vorstandes der Kammer, wird aber auch durch den Onlinehandel verstärkt: „Gerade, wenn die nächste Apotheke weiter weg ist, setzt man dann auf die Onlinebestellung, lässt sich die Medikamente nach Hause liefern.“

Apotheker zieht es hauptsächlich in die Städte, weniger aufs Land

Gab es Ende 2012 noch 119 Apotheken im Kreis, so waren es 2017 schon neun weniger. Anfang dieses Jahres sackte die Zahl auf 92 runter. Damit versorgt jede Apotheke im Kreis durchschnittlich 5178 Patienten. Der Durchschnitt in Nordrhein liegt bei 4772 Einwohnerinnen und Einwohnern. Neue Apotheken sind in den letzten Jahren hier nicht mehr dazu gekommen. Nadine Freialdenhoven: „Insgesamt wünschen wir uns natürlich, dass sich mehr Studierende für den pharmazeutischen Berufszweig interessieren und ins Studium einsteigen.“

Das Problem ist aber, wer sich nach dem dritten Staatsexamen als frischgebackene Apothekerin oder Apotheker selbstständig machen will, kann dort seine Apotheke aufmachen, wo er will. Da zieht es viele in die Städte, weniger hinaus aufs Land. Denn dort draußen ist bei sinkenden Apothekenzahlen der Einsatz im Nacht- und Notdienst naturgemäß höher als in der Stadt.

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