Die Basis der Grünen entscheidet am Samstag (17. Mai), ob sie auf einen Landratskandidaten verzichtet. Die CDU würde sich über Rückhalt freuen.
Kreistagswahl 2025Grüne in Rhein-Erft begnügen sich mit der Rolle als CDU-Anhängsel


Im September wird die Auszählung der Stimmen wie bei vorherigen Wahlen mit Spannung verfolgt.
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Selten ist ein Wochenende so politisch wie dieses. Die drei in den vergangenen Jahren maßgeblichen Parteien laden ihre Mitglieder zu Versammlungen ein, um Weichen für die Kommunalwahl am 14. September zu stellen.
14. September? Das sind ja nur noch vier Monate. Richtig! Nimmt man die sechseinhalb Wochen Schulferien ab Mitte Juli aus, verbleibt den politischen Akteuren eine durchaus überschaubare Zeit, um die Wählerinnen und Wähler von ihren Inhalten zu überzeugen. Aber das hat ja mit deutlich geringerem Vorlauf auch bei der vorgezogenen Bundestagswahl im Februar geklappt – allen Unkenrufe zum Trotz.
100 Prozent Zustimmung müssen nicht immer ein gutes Omen sein
Da geht zum einen der Blick in den Norden des Kreises, wo Frank Rock bei seiner erneuten Nominierung als Landratskandidat in Bergheim ein Heimspiel hat. Wobei das einzig Spannende sein wird, ob der Alt-Hürther weniger als 100 Prozent Zustimmung erhalten wird.
Ob dieses Ergebnis derweil überhaupt erstrebenswert oder nicht gar ein schlechtes Omen ist, sei dahingestellt: War doch die SPD-Kanzlerhoffnung Martin Schulz 2017 ohne Gegenstimme zum Parteivorsitzenden gewählt worden. Was folgte, ist die Geschichte eines Scheiterns.
Die Unzufriedenheit bei der SPD über die Reserveliste ist groß
Wenige Kilometer vom Bergheimer CDU-Versammlungsort im Medio entfernt, trifft sich eben jene SPD, ohne Schulz, versteht sich. Auch wenn Iris Heinisch bereits als Rock-Herausforderin von ihrer Partei nominiert worden ist, stehen in Elsdorf wichtige Entscheidungen an: Das Wahlprogramm für die Kreistagswahl wird verabschiedet, die Kandidaten für die Wahlkreise und die Reserveliste, die darüber entscheidet, welche der im September Unterlegenen künftig dem Kreistag angehören, stehen ebenfalls zur Abstimmung.
Dem Vernehmen nach ist die Unzufriedenheit über so manchen Listenplatz groß. Vermutlich wird es zu Kampfkandidaturen kommen, um die eigene Ausgangslage zu verbessern.
In Brühl kommen zeitgleich die Grünen zusammen. Auch bei ihnen geht es um Inhalte und um das Personal, das diese vertreten soll. Bei diesem Unterfangen will die Parteispitze einen bemerkenswerten Weg gehen: Vor einer Woche waren Grünenchef Christian Schubert und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter übereingekommen, der Basis den Verzicht auf eine eigene Landratskandidatin oder einen -kandidaten zu empfehlen .

Elmar Gillet hatte für die Grünen 2020 knapp 18 Prozent eingefahren.
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17,8 Prozent: Dieses Ergebnis hatte Elmar Gillet 2020 bei der Landratswahl eingefahren. Ähnlich stark fiel das Ergebnis für seine Partei aus, so dass sie stärker denn je die seit 1999 bestehende Jamaika-Koalition mit CDU und FDP fortführen konnte. Was sich an vielen Entscheidungen mit Blick auf den Ausbau regenerativer Energien und des ÖPNV im Kreistag dann auch zeigte. In diesem Maße hätte die CDU diese Projekte nie und nimmer forciert. Nur beim Ausbau der Fahrradwege geht es nicht so recht voran.
Grüne sollten eher Kandidaten finden als Piraten oder Freie Wähler
Offenkundig glauben die Grünen nicht mehr an ihre Stärke. Eine selbstbewusste Partei würde ohne zu zögern ein personelles Angebot machen. So aber begeben sich die Grünen in immer größere Abhängigkeit zur CDU und begnügen sich mit der Rolle als Anhängsel.
Von so einer Entscheidung geht nicht nur nach außen ein fatales Signal aus, sondern auch in die Partei hinein: an die Frauen und Männer, die als Bürgermeisterin oder -meister antreten. Sagt ein solcher Verzicht auf Kreisebene doch nichts anderes als: Spart Euch Eure Mühen – Ihr werdet eh nicht gewählt. Vielleicht wäre der Blick auf die Piraten oder Freien Wähler hilfreich!