ObstDie Apfelernte hat begonnen

Äpfel der Sorte Delcorf begutachtet Obstbauer Peter Schumacher auf der Plantage des Familienunternehmens in Erftstadt-Konradsheim.
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Bornheim-Merten – Seit einigen Tagen werden auf den Feldern von Roland Schmitz-Hübsch in Bornheim-Merten die ersten Äpfel geerntet. Ein paar Wochen später als normalerweise. Es sei während der Blütezeit zu kalt gewesen, sagt Schmitz-Hübsch, dadurch habe sich die Ernte verzögert. „Die Leute haben im Kopf, ab Ende August gibt es Elstar, deswegen steht jetzt unser Telefon nicht still.“ Elstar-Äpfel gehören aber noch nicht einmal zu den ersten Sorten. Mit dieser Sorte rechnet Schmitz-Hübsch erst in etwa zwei bis drei Wochen. Die ersten Äpfel, die frisch geerntet verkauft werden, sind Delbar Estivale, Sansa und der Rote Gravensteiner.
Auch auf dem Obsthof von Georg Boekels in Bergheim-Fliesteden läuft die Apfelernte. „Es hat sich alles um zehn bis 14 Tage verzögert. Aber es ist eine normale Ernte, wir sind zufrieden damit.“ Die oben hängenden Äpfel seien sehr gut, die unteren eher nicht. Dafür sei die Größe der Früchte eher überdurchschnittlich, „es sind weniger, dafür aber größere Äpfel“.
Jetzt werde die Sorte Delbar geerntet, „das ist eine der schmackhaftesten Frühsorten“. Um den 5. September werde dann die Elstar-Ernte beginnen, schätzt Boekels. Im Hofladen werden zudem schon Pflaumen verkauft und sogar noch die letzten Himbeeren.
Im Obstpark von Schloss Türnich ist die Ernte hingegen nicht zufriedenstellend. „Wir haben nicht so viele Äpfel, denn wegen des Wetters im Frühjahr hat die Bestäubung nicht so geklappt“, erklärt René Mews vom Demeter-Betrieb. Normalerweise kämen rund 60 Tonnen Äpfel zusammen, bisher seien es nur etwa 25. Auch habe es Probleme mit der Regenfleckenkrankheit gegeben.
Durch den Pilzbefall bilden sich auf den Äpfeln schwärzliche, verwaschene Flecken.Immerhin reicht die Apfelernte aber, um Saft und Marmelade herzustellen, die im Hofladen verkauft werden. Der Saft wird auch im Schloss-Café gereicht. Zufrieden ist Mews mit der Mirabellen-Ernte, die aktuell stattfindet.
Trockener Sommer
„Der Sommer war recht trocken“, stellt der Erftstädter Landwirt Peter Schumacher fest. Auf seiner Plantage in Konradsheim werden 15 Apfelsorten angebaut, darunter die Sorten Rubinette und Fuji. Künstlich bewässert würden die Bäume nicht, auch wenn das Grundwasser sich hier in großer Tiefe befindet. So müsse es nun ein Spätsommer oder Frühherbst richten, die noch einige regenreiche Tage böten. „Äpfel können durchaus in ihrer allerletzten Reifephase nochmals einiges an Größe und Qualität zulegen“, berichtet der Landwirt.
Derzeit werden auf dem Hof Äpfel der Sorte Delcorf angeboten. Die großen hellen Früchte eignen sich nicht zum Lagern geeignet und werden gern frisch gegessen, weil sie einen relativ geringen Säuregehalt haben.
Der Bornheimer Schmitz-Hübsch hat 17 Apfelsorten auf seinen Plantagen. Von 2015 an wird es eine neue Sorte geben, die bei verschiedenen Tests mit Kunden s sehr gut angekommen ist. Sapora heißt die Sorte, deren Bäume im Herbst gesetzt werden. Die neuste Sorte gibt es jetzt seit etwa drei Jahren, sie heißt Wellant, ist besonders gut für Allergiker geeignet und wird es laut Schmitz-Hübsch „niemals in den Handel schaffen“.
Der Apfel sähe nicht gut genug aus, ähnlich wie die Sorte Boskop sei Wellant zu stark „berostet“, das heißt, sie hat braune, raue Stellen, die nicht hübsch aussehen. „Aber bei uns soll der Kunde nach Geschmack entscheiden.“ Daher sei auch das erste, was man beim Eingang in den Hofladen sieht, die Probiertheke. Vom Geschmack her setze sich Wellant gut durch. Von der verkauften Menge her sei die Sorte mittlerweile auf Platz drei in seinem Hofladen. Von alten Sorten hält Schmitz-Hübsch dagegen nicht viel. „Viele davon schmecken nicht.“ Die Nachfrage sei vor allem auf Kindheitserinnerungen und Nostalgie zurückzuführen. Viele alte Sorten seien sehr gut zu lagern oder als Backobst zu gebrauchen, „aber genießen kann man sie nicht“. Für den Erhalt älterer Sorten setzt sich in Bornheim eher der BUND ein, auf dessen Streuobstwiesen vor allem alte Apfelsorten angepflanzt werden. In Bornheim gibt es acht solcher Obstwiesen. Hier sollen vor allem die Eigenschaften der alten Sorten als Gen-Pool erhalten werden. Bei rund 60 Prozent der neuen Sorten aus den vergangenen 80 Jahren sei „Golden Delicious“ beteiligt.
Deswegen will der BUND auf seinen Streuobstwiesen auch die Verschiedenheit der Sorten erhalten. Besonders hervorzuheben ist eine heimische Pfirsichart. Der „Kernechte vom Vorgebirge“ lässt sich nur schlecht lagern, war aber einst typisch für die Gegend.
Gezielter Einsatz von Chemie
Bei Schmitz-Hübsch, dem ältesten reinen Obsthof Deutschlands, beugt man sich zwar nicht dem Diktat des Handels, setzt aber trotzdem auf neue Sorten, moderne Anbaumethoden und chemische Mittel gegen Schädlinge. „Fast der einzige Unterschied zwischen unserem integrierten Anbau und Biolandwirtschaft ist, dass der Biolandwirt mit natürlich vorkommenden Mitteln spritzt, während ich Mittel aus der Chemieindustrie verwende.“ Für Schmitz-Hübsch liegt der Vorteil an den chemischen Mitteln darin, dass er gezielt einen bestimmten Schädling bekämpfen kann, während natürliche Mittel breiter wirken. Abbaubar seien seine Mittel nachweislich auch.
Eine Technik, die er dieses Jahr erstmals ausprobiert hat, ist der mechanische Beschnitt der Bäume. „Damit kann das Ausdünnen per Hand um 30 bis 50 Prozent einsparen.“
Die gute Nachricht für die Verbraucher: Die Preise blieben wohl stabil, obwohl die Ernte nun schon zweimal in Folge geringer geworden ist. Experten gehen davon aus, dass dieses Jahr deutschlandweit 18 Prozent weniger Äpfel geerntet werden. Im Rheinland sind es sieben Prozent.