Bestattungen in PulheimGegenwind für Grabsteine aus Glas
Pulheim. – Die Bestattungskultur unterliegt einem ständigen Wandel. Ein Spaziergang über die Friedhöfe im Pulheimer Stadtgebiet zeigt es. Bei der Frage, ob künftig auch Grabmale aus Glas auf den Friedhöfen erlaubt sein sollen, tut sich die Stadt schwer. Wenn es nach dem Beigeordneten Wolfgang Thelen geht, werden sie in Pulheim nicht zugelassen. Auch die Fraktionsvorsitzenden von CDU und FDP sind skeptisch. Werner Theisen (CDU) möchte die Friedhofssatzung nicht öffnen, Professor Martin Wortmann (FDP) plädierte im Haupt- und Finanzausschuss für ein Gesamtkonzept.
„Zwischenlösung“
Anlass, sich mit dem Thema zu beschäftigen, war ein Schreiben von Burkard Büschges. Der Ratsherr der SPD hatte eine entsprechende Anfrage eines Bürgers aufgegriffen und die Verwaltung gebeten, zu prüfen, ob und unter welchen Bedingungen Sicherheitsglas für Grabmale auf Pulheimer Friedhöfen zugelassen werden könne. Die Zulassung führe zu einem unverhältnismäßig hohen zusätzlichen Kontroll- und Verwaltungsaufwand, heißt es in der Vorlage für den Haupt- und Finanzausschuss. Die Friedhofskultur habe sich in den letzten 20 Jahren nicht so sehr verändert, „sonst hätten wir mehr Anträge“, sagte Wolfgang Thelen in der Sitzung an die Adresse von Burkard Büschges.
Friedhöfe unter der Lupe
Der Kämmerer kündigte an, dass er das Thema Friedhöfe 2014 in einer umfassenden Vorlage für den Haupt- und Finanzausschuss beleuchten werde. Denn „auf den Friedhöfen gibt es erschreckend viele Flächen ohne Gräber“, die Entwicklung sei bedenklich im Hinblick auf die Friedhofsgebühren, die dadurch immer weiter stiegen. „Mein Ziel ist es, gegenzusteuern.“
Bürgermeister Frank Keppeler bat darum, eine Entscheidung zu vertagen. Vielleicht sei es möglich, Grabsteine aus Glas nur auf vereinzelten städtischen Friedhöfen zu gestatten. Von „Zwischenlösungen“ sprach die Verwaltung, ähnlich wie bei den pflegefreien Gräbern, die es seit 2010 nur auf dem Brauweiler Friedhof gibt. Sicherheitstechnische Bedenken, wie sie Verwaltung in ihrer Vorlage äußert, gibt es nach den Worten von Wolfgang Kranz, der Grabmale aus Glas und Eichenholz entwickelt, nicht.
„Die Kanten sind immer gerundet, nie scharf. Wir montieren die Grabmale so, dass sie nach der »Technischen Anleitung zur Standsicherheit von Grabmalanlagen« sicher sind.“ Durch die unterschiedlichen Stärken und die Möglichkeit, Flachglas zu härten, ließen sich die Grabmale aus Glas den gängigen Sicherheitsanforderungen anpassen. „Die Entsorgung ist kein Problem, es ist dann eben Altglas und kann wieder eingeschmolzen werden.“ Die Entsorger nähmen das Glas ohne Probleme ab, manche Hinterbliebene nähmen aber auch die aufrechten Scheiben mit nach Hause.
Fachausschuss Umwelt und Grün
Andere Städte wie etwa Overath und Köln gehen offener mit dem Thema um. In den letzten vier Jahren habe die Stadt drei Anträge genehmigt, war in der Friedhofsverwaltung der Domstadt zu erfahren. Da sich die Bestattungskultur und die Gestaltungskultur der Friedhöfe ändere, wolle die Stadt ihre Friedhofssatzung 2014 ändern, sie für andere Materialien öffnen. Die Kölner Verwaltung werde nicht mit einer fertigen Vorlage in den Fachausschuss Umwelt und Grün gehen. „Wir werden die Satzung vorher mit den Politikern beraten und diskutieren.“