„Gemeinsam sind wir erfolgreich“Mutter und Firmenchefin zugleich

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Unternehmerin Marion Müller (links) mit der Figur Papierolla (zweite von rechts) und deren Familie am Firmeneingang.

  • Marion Müller gehört zu einer Minderheit, denn bundesweit wird nur jedes sechste Unternehmen von einer Frau geführt.
  • Das Unternehmen ist mit 80 Mitarbeitern gut aufgestellt.
  • In der Verwaltung des Unternehmens sind rund 60 Prozent Frauen beschäftigt.

Pulheim-Brauweiler – Papierolla strahlt. Sie ist blond und hält ihre Familie an den Händen. Gemeinsam begrüßen sie die Besucher am Firmensitz des Familienunternehmens Kurt Müller, eines Großhandels für Hygienebedarf. Papierolla ist eine Toilettenpapierrolle. Wie kommt man auf so was? „Wahrscheinlich, weil ich eine Frau bin“, sagt Marion Müller (57) und lacht. „Ich wollte unseren Hygieneartikeln etwas Emotionalität einhauchen.“ Das ist ihr wohl gelungen. Das Unternehmen ist mit 80 Mitarbeitern gut aufgestellt.

Marion Müller ist für Marketing und Qualitätsmanagement zuständig. Letztes Jahr gab es einen European Business Award für Nachhaltigkeit. Die selbstbewusste Powerfrau gehört zu einer Minderheit, denn bundesweit wird nur jedes sechste Unternehmen von einer Frau geführt.

„Gemeinsame Werte und gelebtes Sozialverhalten“, so beschreibt Marion Müller ihren Führungsstil. „Auch zuhören, Wertschätzung und Ehrlichkeit sind für mich entscheidend für eine positive Arbeitsatmosphäre“, erklärt die Unternehmerin ihren Ansatz. In der Verwaltung des Unternehmens sind rund 60 Prozent Frauen beschäftigt. Die „Erfolge des Monats“ mit den Mitarbeitern regelmäßig zu besprechen und zu feiern war die Idee der Chefin. „Wir pflegen eine gemeinsame Kultur. Unsere Mitarbeiter sind Menschen, keine Nummern. Sie werden ernst genommen, ich habe auch immer ein offenes Ohr für ihre Anliegen“, erklärt sie nachdrücklich.

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Geschäftsbesuch beim Lieferanten mit Kind – Unternehmerin Marion Müller hat Verständnis für ihre Mitarbeiter und deren Familien.

So kommt es auch gelegentlich vor, dass Mitarbeiter ihre Kinder zur Arbeit mitbringen oder auf Dienstreisen mitnehmen, wenn alle Stricke reißen. „Gerade hat eine Mitarbeiterin ihr Kind mitgebracht, wegen eines Corona-Verdachts war die Schule geschlossen. Da habe ich natürlich Verständnis.“ Dass hier alle an einem Strang ziehen, kommt nicht von ungefähr. Marion Müller hat selbst zwei Kinder, kennt das Problem der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

„Oft heißt es ja entweder oder. Ich wollte aber beides“, sagt sie. Daher entschied sich die damalige Vertriebsleiterin, gemeinsam mit ihrem Ehemann Frank das 1983 vom Schwiegervater Kurt Müller gegründete Unternehmen zu übernehmen. „Meine vorherige Führungsposition war mit der Familienplanung nicht vereinbar“, bekennt sie. „Da hieß es: ganz oder gar nicht. Im eigenen Unternehmen hatte ich viel höhere Freiheitsgrade.“

Gesellschaft in der Verantwortung

Das Frauenhaus Rhein-Erft-Kreis nimmt den Weltfrauentag zum Anlass, Kritik an der geplanten Sorgerechtsreform des Bundesjustizministeriums zu üben. Sie lasse die Perspektive der betroffenen Frauen und Kinder weitestgehend außer acht. Die Ende Oktober 2019 veröffentlichten Thesen der Fachleute enthielten unter anderem den Vorschlag, dass das Sorgerecht nicht mehr entzogen werden könne. Dies berücksichtige weder die Gewaltdynamik noch die gravierenden Auswirkungen, mit denen betroffene Frauen und deren Kinder oft Jahre, manche ihr Leben lang umgehen müssten.

„Es ist und bleibt die (Mit) Verantwortung von Politik und Gesellschaft, diese Formen von Gewalt – bis hin zu Mord – wahrzunehmen und sich aktiv für einen umfassenden Schutz von Frauen und Kindern einzusetzen“, schreiben Mitarbeiterinnen des Frauenhauses. Dort fanden im vergangenen Jahr 57 Frauen und 81 Kinder Schutz.

Insgesamt gebe es bundesweit lediglich 336 Frauenhäuser und 114 Schutzwohnungen – viel zu wenig, finden die Helferinnen:

„Frauenschutz ist Kinderschutz, und darf nicht davon abhängig sein, in welcher Region von Gewalt betroffene Frauen und deren Kinder leben.“ (uj)

Freiheitsgrade – das hieß bei Marion Müller vor allem eines: Homeoffice. Als Tochter Carlotta vor 19 Jahren und zwei Jahre später Tochter Anne zur Welt kamen, konnte sie zu Hause neue Marketingkonzepte für das Unternehmen erstellen. Später organisierte sie an ihrem Wohnort in Königsdorf einen Trägerverein für die Offene Ganztagsschule. „Ja, man muss schon kreativ sein, was die Kinderbetreuung angeht“, erklärt sie. Daher habe sie auch immer Verständnis für ihre Mitarbeiter.

Marion Müller: „Wir sind ja nicht nur ein Familienunternehmen, sondern auch ein familienfreundliches Unternehmen.“ Aktuell gebe es wieder viele Kleinkinder in den Familien der Mitarbeiter. Ihre eigene Tochter Carlotta plant, nach dem Studium auch in das Familienunternehmen einzusteigen. „Ich bin gespannt, wie lange es noch dauert, bis sich die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen einpendelt“, sagt Marion Müller nachdenklich. „Statt Rivalitäten untereinander aufzubauen, sollten wir Frauen noch mehr an einem Strang ziehen, denn Solidarität macht uns stark. Gemeinsam sind wir erfolgreich.“

www.mueller-hygiene.de

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