Hauptschule PulheimMehrfach Grund zur Freude

Heinz Kierdorf , Leiter der Pulheimer Hauptschule, war fast 40 Jahre lang im Schuldienst.
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Pulheim – Gleich drei wichtige Ereignisse kann der Direktor der Pulheimer Gemeinschafts-Hauptschule, Heinz Kierdorf, in den nächsten Tagen feiern: Am Freitag wird er nach knapp vierzig Jahren im Schuldienst in den Ruhestand verabschiedet, am morgigen Samstag wird er 62 Jahre alt und für August hat sich sein drittes Enkelkind angekündigt. Dem Trubel schaut Kierdorf gelassen entgegen, entspannt räumt er die Schränke in seinem Büro leer, sortiert die letzten Akten und sammelt einige Briefe und Texte von Schülern ein, die er als Andenken mit nach Hause nach Köln-Junkersdorf nehmen möchte. „Ein Schuss Melancholie ist schon dabei“, gibt der engagierte Pädagoge zu. Zehn Jahre lang hat er die Gemeinschaftshauptschule geleitet und sich immer darum bemüht, dass „sich alle Anwesenden bei einem positiven Schulklima wohlfühlen – es war immer ein angenehmes Arbeiten mit einem sehr engagierten Kollegium“. Mit nur 22 Jahren startete Kierdorf als Referendar in den Schuldienst, nahm 1973 eine Stelle an der Hauptschule in Hürth-Hermülheim an und war von 1983 bis 1993 Konrektor der Hauptschule in Hürth-Gleuel. Nach zwei Jahren als Konrektor der Pulheimer Hauptschule wechselte er zu einer Hauptschule nach Köln und an die Grundschule in Glessen, ehe er nach Pulheim zurückkehrte.
„An unserer Schule muss man ein offenes pädagogisches Herz für Problemkinder haben“, sagt Kierdorf, der Geschichte, Deutsch und Englisch studiert hat. Mit sichtlichem Stolz spricht er von seinen Schülern und verteidigt seine Schule gegen den schlechten Ruf, der Hauptschulen oft anhaftet: „Bei uns fließt kein Blut und die Polizei war noch nie bei uns.“ Auch wenn immer wieder einige Jugendlichen durch die Maschen fielen, seien die Schüler „toll“: „Viele schaffen bei uns auch den Realschulabschluß und aus dem aktuellen Jahrgang wechseln zwei Schüler sogar auf das Gymnasium.“ Zunehmend seien allerdings psychosoziale Probleme und Verhaltensauffälligkeiten zu verzeichnen und die Schüler würden durch gescheiterte Beziehungen der Eltern hin- und hergerissen. Um so wichtiger sei es, „die Kinder einfach auch lieb zu haben“.
Der Schuldirektor steht hinter dem Konzept der Hauptschule und konstatiert etwas wehmütig, „dass die Akzeptanz und das Image der Hauptschule gerade bei den Eltern in den letzten 25 Jahren weiter gelitten hat – trotz der hervorragenden Arbeit der Padägogen. Heute muss es für fast jedes Kind mindestens die Realschule sein“. Auch in Pulheim ist die Schülerzahl sinkend, „jedes Jahr haben wir zwanzig Kinder weniger“. Diese Entwicklung fasst Kierdorf dann auch radikal zusammen: „Die Hauptschule ist tot, töter als tot!“. Auch deshalb befürwortet er die Pulheimer Entscheidung, eine Gesamtschule zu etablieren: „Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Entwicklung positiv, es ist der einzig gangbare Weg, sie schafft verbesserte Lernmöglichkeiten.“
Für seine eigene Zukunft im Ruhestand hat Kierdorf hat nun noch keine konkreten Pläne gemacht: „Ich lasse es auf mich zukommen, ich bin planungsoffen.“ Mit seiner Frau Eva Maria, die als Grundschullehrerin auch schon im Ruhestand ist, wird er im Herbst nach Sylt und Mallorca reisen. Und da sind noch die zwei erwachsenen Töchter des Ehepaars sowie die drei Enkel. „Ich bin bewusst früh aus dem Schuldienst ausgetreten – es gibt noch ein Leben nach der Schule“, resümiert der leidenschaftliche Fußballer und lächelt.
Seine Stelle soll ausgeschrieben werden, bis dahin übernimmt die Konrektorin Petra Merfort sie kommissarisch.