Imkerverein Mittlere ErftBienen als Leidenschaft

Am „Tag der Imker“ wirft Frötel (2. v. l.) einen Blick auf die Ware der Kollegen.
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Pulheim – Schmunzelnd erzählt Werner Frötel die Anekdote von seinem Kollegen, dessen Bienen in der Nähe ihres Stockes ein größeres Bärlauch-Vorkommen entdeckt und sich dort offenbar immer wieder so richtig mit Nektar vollgesaugt hatten. „Der Honig, der am Ende dabei herausgekommen ist, hatte ein dermaßen penetrantes Knoblaucharoma, dass der gute Mann ihn nur noch als Winterfutter verwenden konnte. Bei der naturnah betriebenen Imkerei kann man zwar vieles, aber eben nicht alles steuern, und man erlebt immer wieder Überraschungen“, sagt der Vorsitzende des Imkervereins Mittlere Erft. Am Samstag waren Werner Frötel und einige Mitstreiter anlässlich des bundesweiten Tages der Imkerei im Knauber-Markt zu Gast, informierten über ihr faszinierendes Hobby und ließen die Gäste natürlich auch von ihrem Honig aus regionaler Produktion kosten.
Etwa 50 Imker aus Pulheim, Kerpen, Bergheim und Frechen gehören dem Verein an, wobei die Mitgliederzahl laut Frötel tendenziell zwar steigt, die Anzahl der Bienenvölker aber eher sinkt. „Der Trend geht zur rein hobbymäßig betriebenen Klein-Imkerei“, sagt Frötel. Hätten manche Imker früher oft mehrere Dutzend Bienenvölker und produzierten Honig in größerem Stil als Nebenerwerb, so begnügten sich die meisten Mitglieder heute mit einigen wenigen Stöcken. Im Vordergrund steht für Frötel und seine Mitstreiter nicht die Produktionsmenge, sondern die „Freude am Umgang mit diesen für unsere Umwelt so enorm wichtigen Insekten.“
Frötel selbst hat in Kerpen auch nur acht Völker im Einsatz. Jedes von ihnen zählt etwa 40.000 Bienen und beschert ihm pro Saison durchschnittlich etwa zehn Kilogramm Honig. Den Großteil gibt Frötel an Verwandte, Freunde und Nachbarn ab. Sein Erlös deckt gerade mal die Kosten. „Reich werden kann man damit nicht.“
Das will der Hobby-Imker aber auch gar nicht. „Bei meinen Bienen baue ich Stress ab und genieße die Ruhe und Gelassenheit, die man als Imker fast zwangsläufig entwickeln muss.“ Denn wer nervös und hektisch am Bienenstock hantiert, macht auch die Tiere aggressiv. „Und dann kann’s unangenehm werden“, warnt Frötel.
Der erste Honig aus dem Frühjahr steht bereits abgefüllt in Gläsern mit der Aufschrift „Echter deutscher Honig – Spitzenqualität vom Imker“ zum Probieren bereit. „Frühlingsblüte“ heißt das süße Erzeugnis des Vereinsvorsitzenden, und es beinhaltet einen von den Bienen zu Honig verarbeiteten Nektar-Cocktail aus unterschiedlichen Frühblühern. „Was da ganz genau alles drin ist, kann man nicht exakt sagen“, erklärt Frötel. Doch sein Honig sei recht hell, feincremig und ziemlich süß, was auf einen hohen Rapsanteil schließen lasse.
Geschmacklich monoton
Dieser hohe Rapsanteil ist eine Begleiterscheinung der vielen monokulturell bewirtschafteten Felder in der Umgebung. „Die Vielfalt bleibt da leider manchmal ein wenig auf der Strecke“, bedauert Frötel. „Wir freuen uns deshalb über jeden Garten und jeden Park, in dem viele verschiedene Bäume und Blumen blühen.“ Bei Frötels Pulheimer Kollegem Norbert Myschi hingegen dominiert ein anderer Geschmack: Lindenblüten. Denn ganz in der Nähe seines Gartens stehen mehrere Lindenbäume, die die Bienen oft anfliegen.
Unisono betonen die Imker, dass ihr regionaler Honig mit den gängigen Massenprodukten im Supermarkt kaum zu vergleichen sei. Meist industriell produziert und in riesigen Mengen verarbeitet könnten die Sorten, die oft aus Südamerika stammen, in Qualität, Geschmack, vor allem aber in der Vielfalt nicht mit den Produkten aus deutschen Gärten mithalten. „Unser Honig schmeckt jedes Mal neu und anders, und er kommt eben direkt von hier und nicht von anderen Ende der Welt.“
Trotzdem: Ein wenig kleinlaut gibt der Vorsitzende des Imkervereins zu, dass er zwar ein großer Bienenfreund, aber eigentlich kein Honigliebhaber sei. „Die meisten Sorten sind mir zumindest als Brotaufstrich einfach zu süß.“