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Es geht auch ohne GiftTH Köln erforscht in Pulheim Ackerbau ohne Herbizide

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Zwischen den Maispflanzen ziehen die Hackgeräte, durch Sensoren überwacht, das Unkraut aus dem Boden. 

Pulheim – Der weiße Gänsefuß ist hier nicht gern gesehen. Auch nicht der wilde Raps und die gemeine Distel schon gar nicht. „Alles Unkraut“, erklärt Simon Kubinski (27) von der TH Köln. „Es nimmt den Maispflanzen die Kraft zum Wachstum und muss raus.“

Er steht auf einem 2000 Quadratmeter großen Maisfeld am Ortsrand und inspiziert den Boden. Ausgesät Anfang Mai, sind die kräftig-grünen Maispflanzen jetzt gut 50 Zentimeter hoch. Wenn nur nicht das Unkraut zwischen den Reihen wäre. Normalerweise kämen nun Herbizide gegen Gänsefuß, Distel und Co. zum Einsatz.

Chemische Unkrautvernichtungsmittel, die allerdings nicht nur dem Unkraut, sondern auch dem Boden und den Insekten auf den Feldern schaden. Nachhaltiger Ackerbau geht anders und Simon Kubinski erforscht, wie.

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Bund unterstützt Forschungsprojekt in Pulheim

Der wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut für Bau- und Landmaschinentechnik leitet im zweiten Jahr ein vielversprechendes Projekt mit dem sperrigen Namen ABHA – Abrasive Hacktechnik für den nachhaltigen Ackerbau. Unterstützt wird er dabei vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.

Das Projekt klingt komplizierter, als es ist. Simon Kubinski hat gemeinsam mit Max Voswinkel und anderen Mitarbeitern einen Traktor entwickelt, der mit seinen Hackwerkzeugen das Unkraut behutsam aber konsequent aus dem Boden zieht.

Zweimal muss er damit während des Wachstums durch die Felder fahren, dann ist das Unkraut mitsamt der Wurzel erledigt. „Wir sind dabei, eine Sensorik zu entwickeln, damit die Hacken immer näher an die Pflanzen herankommen. Das klappt auch schon ganz gut“, freut sich der Projektleiter.

Immer mehr Landwirte wollen auf Herbizide verzichten

Mit einer Infrarot-Kamera, die hochauflösende Bilder liefert, kann er den Prozess beobachten und weiterentwickeln. Unterstützung bekommt die TH Köln vom Projektpartner „Feldklasse GmbH“ einem Start-up-Unternehmen aus Meerbusch.

Die Fläche hatte der Landwirt Martin Courth zur Verfügung gestellt, der Bio-Mais geht im September als „Energiemais“ zur Stromerzeugung zur Biogasanlage nach Dormagen. Und das Projekt ABHA?

„Ziel ist es, unsere Hacktechnik auf den Markt zu bringen und an Landwirte zu verkaufen“, erklärt Simon Kubinski. Die Nachfrage nach ökologisch-nachhaltigem Ackerbau steige, immer mehr Landwirte wollten, so Kubinski, auf Herbizide verzichten.

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In vielen Regionen wie etwa erweiterten Naturschutzgebieten dürfen ohnehin keine Unkrautvernichtungsmittel gespritzt werden. „Wir bekommen immer mehr Nachfragen von interessierten Landwirten“, freut sich Simon Kubinski. „Ich merke, wir stoßen mit unserem nachhaltigen Projekt offene Türen auf.“

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