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FUKS-ProjektBerliner Künstlerin stellt  im Schulzentrum Pulheim ihren Dokumentarfilm vor

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Frauen sitzen an einem Tisch, sie halten ein Blatt in der Hand. 

Die Berliner Künstlerin Kim Seligsohn (rechts) stellte beim FUKS-Sommerfest ihren Film "Liebe Angst" vor, eine generationenübergreifende Familientragödie von 2022.

Tags zuvor hatte Kim Seligsohn noch bei der Kundgebung in Pulheim gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern die „Hymne an den Namen“ gesungen.

Was tun, wenn das Handy nicht funktioniert und kein Enkel in der Nähe ist, der hilft? Die 86-jährige Freya Loch hat darauf schon vor 24 Jahren eine Antwort gefunden: das FUKS-Projekt. Schülerinnen und Schüler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums und der angrenzenden Marion-Dönhoff-Realschule unterrichten dabei Seniorinnen und Senioren ab 50 Jahren.

„Ich habe hier einen Handy-Kurs gemacht“, erzählt Freya Loch mit glänzenden Augen. „Das Gedächtnis-Training mache ich immer noch. Wir lachen so viel, das ist toll.“ Eine Erfolgsgeschichte, von der beide Generationen profitieren. „Ja, das ist wirklich spannend“, stimmt Mathe-Coach Christian Kleibert (18) zu.

Wir wechseln dabei die Perspektive, werden selbst zum Lehrer
Christian Kleibert, Mathe-Coach

„Wir wechseln dabei die Perspektive, werden selbst zum Lehrer. Und wenn unsere betagten Schüler unaufmerksam werden oder laut, dann werden wir auch schon mal streng“, sagt er und lacht. Karin Lindner, Lehrerin und didaktische Leiterin am Geschwister-Scholl-Gymnasium bringt die schlauen „Fükse“ und alten Hasen Jahr für Jahr zusammen.

Daraus etablierte sich ein vielseitiges Lernangebot über IT-Kurse, Englisch bis Yoga und Meditation über wöchentlich zwei Schulstunden. Ein generationenübergreifendes Erfolgsmodell, das in Pulheim Schule macht. Karin Lindner war es auch, die in Kontakt zur Berlinerin Kim Seligsohn trat. Nun ist die Künstlerin und Sängerin beim Sommerfest der großen und kleinen „Fükse“ dabei.

Das sind alles so starke Eindrücke
Kim Seligsohn, Sängerin

Tags zuvor hatte sie noch bei der Kundgebung auf dem Marktplatz gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern die „Hymne an den Namen“ gesungen, in der sie Namen von Menschen mit jüdischem Hintergrund aus Pulheim-Stommeln sang, um damit der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken.

„Das sind alles so starke Eindrücke“, sagt Kim Seligsohn bewegt. „Da werde ich zu Hause eine Weile brauchen, um das alles zu verarbeiten.“ Auch ihr Dokumentarfilm „Liebe Angst“ von 2022, den sie den Seniorinnen und Senioren beim Sommerfest zeigt, ist generationenübergreifend.

Meine Oma ist im Krieg aus Schlesien geflüchtet
Hannelore Wingert, Seniorin

Die sechs Jahre alte Lore, Mutter von Kim Seligsohn, muss miterleben, wie ihre Mutter Marianne Seligsohn nach Auschwitz deportiert und später dort ermordet wird. Lore und ihre zwei Brüder überleben in einem Versteck bei Bauern auf dem Dachboden. Eine Familientragödie, die schwere Traumata bei den Kindern auslöst. Ein Leben lang hat die Mutter geschwiegen, aber Kim will reden und verstehen.

Einige Senioren nicken. Viele von ihnen sind Kriegskinder oder deren Angehörige, denken oft über ihre Vergangenheit nach. „Meine Oma ist im Krieg aus Schlesien geflüchtet und ich später in den Westen, als die Mauer schon stand“, sagt Hannelore Wingert nachdenklich. „Unsere Tochter sagt immer: Schreib das doch mal alles auf, damit die Erinnerung nicht verloren geht.“

Der Dokumentarfilm „Liebe Angst“ von und mit Kim Seligsohn ist verfügbar als Video/Bayerischer Rundfunk. Das FUKS-Projekt, ein generationen- und schulformübergreifendes Angebot, geht nach den Herbstferien weiter. Interessierte können sich bei Barbara Vollmer vom Seniorenbeirat der Stadt Pulheim informieren, und zwar per E-Mail.