Politiker und Verwaltungsexperten wiederholen die bekannten Argumente: Die Arbeit der Musikschule sei undurchsichtig. Sie wollen eigene Angebote schaffen.
Trotz aller ProtesteElsdorf und Pulheim halten an Aus für „La Musica“ fest

Die Bläsergruppe des Brauweiler Abtei-Gymnasiums demonstrierte auf ihre Weise vor der Sitzung für den Erhalt der Musikschule „La Musica“.
Copyright: Wolfgang Mrziglod
Auch der Auftritt der Bläsergruppe des Brauweiler Abtei-Gymnasiums, die die Mitglieder des Ausschusses für Bildung, Kultur, Sport und Freizeit (BKSF) musikalisch im Rathaus-Foyer in Pulheim empfing, nutzte nichts. Die Politik bleibt bei ihrer Haltung und nimmt die Kündigung der Mitgliedschaft im Zweckverband der Musikschule „La Musica“ zum Ende des Jahres nicht zurück.
Mehr als eine Stunde lang versuchten Eltern, Vertreter des Kulturnetzwerkes Pulheim und des Fördervereins sowie Lehrkräfte der Musikschule, die Kulturpolitiker und die Verwaltung davon zu überzeugen, dass der Bestand von „La Musica“ zwingend notwendig für die musikalische Förderung von Kindern und Jugendlichen in der Stadt ist.
Wir hatten neun Tagungen, aber alle Versuche scheiterten, die Wirkung ihrer Arbeit wurde nicht ersichtlich
Sie wiesen auch auf die prekäre Situation der Honorarkräfte und Musiklehrer hin, die ab dem 1. Januar 2026 keinen Job mehr haben. In vielen Redebeiträgen wurde darauf verwiesen, dass die Leitung der Musikschule stets alles versucht habe, um die geforderte Transparenz der finanziellen Vorgänge zu schaffen: „Aber immer wieder kamen neue Forderungen und Vorwürfe.“
Dezernentin Nina Löbbert wies das zurück: „Wir hatten neun Tagungen, aber alle Versuche scheiterten, die Wirkung ihrer Arbeit wurde nicht ersichtlich.“ Sie verwies darauf, dass es ja private Musikschulen im Umkreis gebe, wo die Kinder weitermachen könnten. Oder man könne sich einen Musiklehrer suchen.

Bergheims Bürgermeister Volker Mießeler (l.) ist Vorsitzender der Verbandsversammlung. Auf dem Foto ist er mit Schulleiterin Theresa Meumertzheim und Schulleiter Peter Protschka zu sehen.
Copyright: Rafael Greboggy
Diesen Hinweis wiesen die Gegner des Austritts aus dem Verbund zurück: Zum einen arbeiteten private Musikschulen nach einem an Wirtschaftlichkeit und Umsatz orientierten Prinzip, zum anderen gebe es im Kreis zu wenig Musiklehrer. Diejenigen, die an „La Musica“ unterrichtet haben, kämen vielfach aus Leverkusen oder Köln.
Von einem Dilemma sprach Mathilde Ehlen (CDU) und bedauerte, dass es nicht gelungen sei, die Schule zu erhalten: „Die anderen Kommunen waren mit ihren Kündigungen Vorreiter. Allein können wir ‚La Musica‘ nicht retten.“ Auch David Hochhausen (SPD) sah keine Chance zum Weitermachen, denn es fehlten ja die anderen Städte als Partner.
In Elsdorf protestierten rund 30 Menschen gegen die Schließung
Die Grünen hatten vor der Sitzung in einem Antrag den Verbleib im Zweckverband für weitere drei Jahre gefordert. Löbbert sah hier rechtliche Bedenken, denn eine Kündigung könne nicht einseitig zurückgenommen werden: „Und wer ist denn noch im Zweckverband, wenn alle anderen ausgestiegen sind?“
Ab Anfang Januar 2026 sollen nun die neuen „Richtlinien zur musikalischen Kinder- und Jugendförderung“ in Kraft treten. Für die Finanzierung werden in den beiden kommenden Jahren jeweils 80 000 Euro bereitgestellt.
Auch Elsdorf bleibt bei seinem Ausstieg aus dem Zweckverband. Zur Haushaltssitzung des Jugendhilfeausschusses waren am Dienstag rund 30 Früherziehungskinder, Lehrende und Eltern mit Musikinstrumenten unterm Arm in den Versammlungsraum gezogen, um für den Erhalt der interkommunalen Musikschule werben.
„Elsdorf wird Kultur weggenommen“, beklagte Franziska Müller-Höschler, Ausschussmitglied und Elternbeirätin. Es würden nicht nur der Einzelunterricht und musikalische Früherziehung, sondern auch mehrere Projektgruppen in Kitas und Schulen gestrichen und somit „ein schneller Zugang zur Musik vor Ort nicht mehr gewährleistet“.
Corinna Koch, Giesendorfer Mutter von Musikschulkindern, verwies auf 5000 Unterschriften in einer Petition und lobte das „gute Angebot“. „Da passt es nicht, dass die musikalische Förderung den Bach runtergeht“, beklagte sie. „Es muss doch einen Weg geben“, appellierte sie unter Applaus der La-Musica-Gruppe.
Bei vielleicht 50 bis 60 Teilnehmenden kostet die Schule uns dann 1500 bis 2000 Euro pro Kind und Jahr
Obwohl der Ausschuss nicht zuständig ist, ging Kämmerer Hubert Portz auf die Klagen ein. Elsdorf zahle 50.000 Euro. „Da eine große Stadt wie Kerpen austritt, würden künftig möglicherweise 100.000 Euro auf Elsdorf umgelegt. Bei vielleicht 50 bis 60 Teilnehmenden kostet die Schule uns dann 1500 bis 2000 Euro pro Kind und Jahr“, rechnete er vor. Somit ungleich mehr als andere organisierte Freizeitaktivitäten, wie etwa Sport. Zudem habe es die Musikschule „auch nach drei Jahren nicht geschafft, uns belastbare Zahlen vorzulegen“.
Porz betonte, dass die Verwaltung nach anderen Lösungen suche. „Das Geld steht in Parkposition weiter im Haushalt bereit“, betonte er. Davon könnte Musikbildung in Schulen und Kitas oder Privatunterricht für Bedürftige unterstützt werden.

