FairnessErstmals Weiße Karte im Fußball gezeigt – Pulheimer hatte die Idee schon vor Jahren

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Klaus Hansen guckt in die Kamera.

Klaus Hansen aus Stommeln hat schon 2010 in seinem fußballerischen Poesieband die Idee einer weißen Karte im Fußball aufgebracht.

Die Weiße Karte als Belohnung für faires Verhalten? Ein Sozialwissenschaftler hat sich schon früher Gedanken darüber gemacht.

Als Klaus Hansen in seinem Haus in Pulheim-Stommeln vor einigen Wochen einen Blick in die Tageszeitung warf, machte sich Verwunderung in seinem Gesicht breit. Dort war zu lesen, dass im Pokalspiel der Frauenfußball-Teams von Sporting und Benfica Lissabon erstmals eine Weiße Karte gezeigt worden ist.

„Zuerst habe ich mir gedacht: Die haben mich doch kopiert“, so der 74-jährige Sozialwissenschaftler und Schriftsteller. Das war nicht ganz ernst gemeint, aber Tatsache ist: Hansen schrieb bereits 2010 in seinem fußballerischen Poesieband „Sisyphos am Ball“ über die Idee einer Weißen Karte im Fußball.

„Bei meiner Idee von der Weißen Karte ging es mir damals darum, eine Ergänzung zu der Gelben und der Roten Karte, die ja Tadelkarten sind, zu finden“, erklärt Klaus Hansen, und führt aus: „Meiner Meinung nach gehört zur Kultur des Fußballs nicht nur die Rüge, sondern auch Lob und Anerkennung.“ So entwarf er zunächst für sein Buch die Weiße Karte mit dem dazugehörigen Text: „Ich bin sehr angenehm enttäuscht von Ihnen!“

Im heutigen Fußball herrscht eine zu große Regelwut
Klaus Hansen, Sozialwissenschaftler

Zuerst klingt der Satz im Deutschen eher negativ. Aber er meint eigentlich das Gegenteil: Ich habe mich in Ihnen getäuscht; Sie sind besser als ich dachte, prima, weiter so“, erläutert Hansen. Letztendlich kommt der Fußballpoet im Gespräch jedoch zu der Einschätzung, dass vieles gegen die erweiterte Einführung der Weißen Karte spricht. Bislang ist sie nur in Portugal Teil des Spiels. „Im heutigen Fußball herrscht eine zu große Regelwut. Eigentlich sollten wir nicht draufsatteln, sondern minimieren“, sagt Hansen.

In den Anfängen des Fußballspiels, als es noch keine Schiedsrichter gab, hätten die Kapitäne beider Mannschaften kritische Situationen untereinander geregelt. Hansen: „Mittlerweile bilden die Schiedsrichter fast eine eigene Elf, sodass auf dem Platz gefühlt drei Mannschaften stehen, Team A, Team B und das Team Ordnungshüter – absurd!“ Darum sollten seiner Meinung nach jetzt nicht auch noch die Ordnungsmittel vermehrt werden.

Pulheimer verteidigt fatales Foulspiel von Kevin Prince Boateng

Zum Glück, so Hansen, gebe es inzwischen aber Schiedsrichter, die die Weiße Karte pflegen, ohne dass es sie gibt. Als Beispiel nennt er FIFA-Referee Deniz Aytekin: „Der redet viel und empathisch mit den Spielern, um Druck aus der Partie zu nehmen. Er lobt faires Spiel und Ehrlichkeit, ohne den weißen Karton in die Luft zu halten.“

Auch wenn sich der Literat, der im übrigen Fan des MSV Duisburg ist, mit der Weißen Karte auf den ersten Blick für ein faires Spiel ausspricht, ist er auch ein Verehrer des gepflegten Foulspiels: „Beinchen stellen und in den Hintern treten haben eine burleske Ästhetik!“

Klaus Hansen bekommt Kevin-Prince-Boateng-Preis

Mit seinem Gedicht „Duftbäumchen für Stinkstiefel“ verteidigt Klaus Hansen in seinem Buch gar das grobe Foulspiel von Kevin Prince Boateng gegen den damaligen Kapitän der deutschen Fußballnationalmannschaft Michael Ballack, woraufhin der „Capitano“ verletzungsbedingt nicht zur WM 2010 fahren konnte.

„Das Foulspiel wird allgemein verdammt. Doch bevor du fair sein kannst, musst du deinen Gegner erst mal ordentlich umgesenst haben. Wenn der Gegenspieler winselnd am Boden liegt, kannst du ihm fair die Hand reichen und wieder auf die Beine helfen“, erklärt sich Hansen feixend lächelnd zu seinem Gedicht, für welches er von Wiglaf Droste und Klaus Bittermann mit dem satirischen Kevin-Prince-Boateng-Preis ausgezeichnet worden ist.

Neben seinen 13 literarischen Fußballbüchern hat Klaus Hansen in seinem Atelier in Pulheim mittlerweile rund 200 Typografien, Leporellos, Postkarten, Lesezeichen, Buttons und Bierdeckel entworfen, die er zusammen mit gesammelten Skulpturen und Autografen gerne ausstellen würde.

„Ich möchte ein Museum der literarischen Fußball-Kunst machen. Das seit 2015 bestehende Deutsche Fußball-Museum in Dortmund ist ein historisches Museum. Ein Museum für Fußball-Kunst gibt es noch nicht. Vielleicht findet sich im fußballbegeisterten Rhein-Erft-Kreis ein Platz dafür.“

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