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Decke statt HeizungKirchen in Rhein-Erft bleiben aus Solidarität mit Ukraine kalt

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Die Kirchtürme der Pfarrkirche St. Germanus in Wesseling sind vor einem Gewässer zu sehen.

Imposant ist die Pfarrkirche St. Germanus in Wesseling. Ob sie oder andere Kirchen im Kreis im Winter geheizt werden, entscheiden die Kirchenvorstände.

Das Erzbistum will ein Zeichen der Solidarität setzen und wird aus diesem Grund die Kirchen vorerst nicht mehr heizen. Die Bergheimer Kirche St. Vinzentius in Oberaußem verteilt deswegen Decken.

So richtig kalt ist es in den katholischen Pfarrkirchen noch nicht. Wie schnell sich das ändern kann, weiß auch Kreisdechant Monsignore Achim Brennecke. Anfang Oktober sank die Temperatur nachts auf fast null Grad, in der Kirche St. Vinzentius in Oberaußem war es morgens richtig frisch.

Für Brennecke und den Geschäftsführer des Kirchenvorstands Norbert Schumacher war es ein Vorgeschmack auf den kommenden Winter. Denn um Heizkosten zu sparen, hat sich der Kirchenvorstand dem Vorschlag des Kirchengemeindeverbands angeschlossen und somit auch der Handlungsempfehlung des Erzbistums.

„Erlaubt ist in den Kirchen nur noch, Staub zu saugen“

„Heizen Sie die Kirchen nicht, als Akt der Solidarität“, appelliert das Erzbistum. Kirchenheizungen, die auf fossile Brennstoffe zurückgriffen, hätten einen hohen Energiebedarf und erzeugten enorme Kosten. „Niedrige Temperaturen schaden dem Gebäude, der Ausstattung und der Orgel in der Regel nicht“, heißt es. Und: In kalten Kirchen müsse es (auch an Weihnachten) kalt bleiben.

Das eingesparte Geld empfiehlt die Diözese zum Beispiel für Bedürftige, etwa mit dem Angebot von Wärmeräumen, einzusetzen. Schriftlich angeregt wird auch, die Kirchen nicht feucht zu putzen, um so den Eintrag von Feuchtigkeit nicht zu erhöhen. Stattdessen: „Erlaubt ist nur noch, Staub zu saugen.“

Und damit keine warme und feuchte Luft in die kalten Kirchengebäude dringt, sollten die Gotteshäuser im Frühling auch nicht mehr gelüftet werden. „Wir können jedoch nur Empfehlungen an die Kirchengemeinden geben“, sagt Lavinia Maria Michel von der Pressestelle des Erzbistums. Die Umsetzung müsste jede Gemeinde für sich entscheiden.

Kirchen in Rhein-Erft setzen auf Decken

„Und bei uns bleibt die Heizung aus“, sagt Schumacher. Allerdings sei geplant, zwei Messgeräte anzuschaffen mit Datenlogger. Damit sollen im Altarraum und an der Orgel die Temperaturen gemessen werden. „Und wenn die Daten Anlass zur Sorge geben, dann werden wir erneut zusammenkommen und beratschlagen.“ Darüber hinaus sei geplant, in der Kirche Decke auszulegen.

Dass es auch ganz ohne Heizung in Gotteshäusern geht, weiß Brennecke aus seiner Zeit in Köln. Der Kölner Dom werde nämlich gar nicht geheizt. „Im Winter wird mitunter das Wasser und der Wein erst zur Gabenbereitung aus der geheizten Sakristei in die Kirche gebracht, weil das Wasser sonst gefrieren würde.“

Ganz so groß wie der Dom sei die Pfarrkirche St. Vinzentius zwar nicht. Doch werde sie aufgrund ihres 13,5 Meter hohen Mittelschiffs auch „der kleine Dom“ genannt und sei generell nur schwer  warm zu bekommen.

„Wir sind es ja nicht, die den Gashahn zugedreht haben.“
Kreisdechant Monsignore Achim Brennecke

Zurzeit wird in mehreren Kirchengemeinden diskutiert, Gottesdienste in nur wenigen geheizten Kirche abzuhalten. Auch über eine Reduzierung wird gesprochen. Als Kreisdechant rät Brennecke dazu, sich die Empfehlungen des Erzbistums aufmerksam durchzulesen und dann nachhaltig und mit Augenmaß zu entscheiden.

„Wir sind es ja nicht, die den Gashahn zugedreht haben“, sagt Brennecke. Aber jetzt sei die Situation nun einmal so wie sie sei und die Menschen und die Kirchen seien aufgerufen, besonnen damit umzugehen.


Auch die evangelische Kirche beschäftigt sich mit Konzepten zum Heizen und Energiesparen. Anders jedoch als bei den Katholiken empfiehlt die Diakonie Deutschland zum Beispiel: „Öffnen Sie die Räume.“ Kirchen und Gemeinderäume sollten, wenn möglich, über ihre üblichen Zeiten hinaus geöffnet bleiben.

Vielleicht ließen sich zum Beispiel Gottesdienst und Wärmeangebote kombinieren. In dem Informationsschreiben heißt es unter anderem auch, dass möglichst für eine gastliche Atmosphäre gesorgt werden soll, mit einem Angebot an Kaffee und Getränken, aber auch Ansprechpartnern, Dolmetschern und Spielmöglichkeiten für Kinder. Zudem solle geprüft werden, ob Räume nur für Frauen zur Verfügung gestellt werden können. (mkl)