Aus Angst vor CoronavirusHamstereinkäufe sorgen für leere Regale in Supermärkten

Lesezeit 3 Minuten
Leere_Regale

Am Wochenende waren auch im Rhein-Erft-Kreis ungewöhnlich viele Regale – wie hier in Frechen – in Supermärkten leergekauft.

  • Der Ansturm auf die Lebensmittelgeschäfte und Discounter im Rhein-Erft-Kreis war am Wochenende extrem
  • „Wir sind permanent am Nachbestellen“, berichteten die Leiter der Supermärkte.
  • Wonach die Nachfrage neben Konserven aber besonders gestiegen ist, könnte doch überraschen.

Rhein-Erft-Kreis – „Ich habe ein bisschen mehr gekauft als sonst“, erzählte Ismail Aubart (36) am Samstagnachmittag, als er seinen Einkaufswagen über den Parkplatz vor dem Marktkauf in Wesseling zum Auto rollte. Panik, dass er in der kommenden Woche angesichts der Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus vor leeren Regalen stehen könnte, habe er nicht.

hamsterkauf 2

Mancher Einkaufswagen war voll bepackt.

Colak Naciye (46) erzählte, dass sie ihre Wocheneinkäufe nicht geändert habe. „Ich mache mir bezüglich der Versorgung gar keine Sorgen“, sagte sie. Doch es gab auch andere Verbraucher. „Wir sind permanent am Nachbestellen“, berichtete der Leiter eines Vollversorgers in Brühl. Offiziell dürfe er sich zur aktuellen Situation nicht äußern. „Fakt ist aber, dass wir insbesondere bei den haltbaren Lebensmitteln wie Mehl, Reis und Nudeln eine Verkaufssteigerung um 100 Prozent haben“, bestätigte auch der Filialleiter eines Vollversorgers in Wesseling.

Das könnte Sie auch interessieren:

Da versagt sogar die Technik

So etwas habe er noch nie erlebt. Er komme kaum mit dem Bestellen nach. Das automatische Bestellsystem fange die erhöhte Nachfrage der Produkte gar nicht auf. „Da müssen wir manuell nachhelfen“, erklärte er. Tatsächlich war der Ansturm auf die Lebensmittelgeschäfte und Discounter am Wochenende extrem. Teils gab es schon morgens kaum mehr einen Parkplatz.

Leere_Regale_003

Noch ärgert sich kein Kunde, wenn er beispielsweise vor einem leeren Reis-Regal steht.

Schon am Freitagabend habe sie in einem Discounter keinen Reis und keine H-Milch mehr bekommen, schilderte eine 35-Jährige die Situation. Von einer Hysterie möchte Markus Breuer trotzdem noch nicht sprechen. „Noch ärgert sich kein Kunde, wenn er beispielsweise vor einem leeren Reis-Regal steht“, erklärte der Inhaber des Edeka-Marktes in Bornheim-Walberberg. In seinen Lebensmittelmarkt kommen auch viele Kunden aus Wesseling und Brühl.

Haltbare Lebensmittel und Konserven extrem gefragt

Auffällig sei jedoch, dass insbesondere haltbare Lebensmittel und Konserven extrem gefragt seien. „Das fing schon nach Karneval an“, sagte Breuer. Am vergangenen Freitag und Samstag sei die Nachfrage nach haltbaren Produkten dann allerdings deutlich gestiegen. „Dieser Situation muss natürlich auch die Logistik angepasst werden“, erklärte er. Um die leeren Regale aufzufüllen, habe er nicht nur die Bestellmenge erhöht, sondern auch die Zahl der Mitarbeiter, die die Regale einräumen.

hamsterkauf 1

Schnell nachfüllen mussten die Mitarbeiter der Lebensmittelgeschäfte die Regale mit Nudeln, Konserven, Reis und H-Milch.

Besonders gefragt seien haltbare Milch, Konserven aller Art, auch Mehl, Reis, Nudeln, Fertiggerichte und Toilettenpapier. „Einige Kunden gingen hier sogar mit dem Merkzettel für den Katastrophenschutz des Bundes durch den Laden und kauften nach deren Empfehlungen“, erzählte Breuer. „Das ist wie im Krieg, von solchen Hamsterkäufen hat mir meine Mutter oft erzählt“, berichtete Renate-Gisela Zimmer aus Bornheim. Sie habe noch versucht, Atemschutzmasken in den Apotheken zu bekommen. Doch die seien längst ausverkauft. „Sogar die Staubmasken in den Baumärkten sind nicht mehr zu haben“, sagte sie. Gleiches gelte auch für Desinfektionsmittel.

Corona_Rhein Erft

In Apotheken sind einige Produkte ausverkauft.

Gestiegen ist aber auch die Nachfrage nach frischen Eiern – sowohl in den Supermärkten, als auch bei den Erzeugerbetrieben. Das bestätigte auch Landwirt Martin Füngeling aus Hürth-Gleuel, der, wie er sagte, am Wochenende einen Umsatzanstieg von etwa 20 Prozent verzeichnete.

KStA abonnieren