Dr. Georg Kippels stieg zum Staatssekretär auf, als die Kanzlerwahl durch war. Andere Politiker in Rhein-Erft stehen am Scheidepunkt ihrer Karriere.
Die Tücken von WahlenManche in Rhein-Erft durchleben eine Zitterpartie


Dr. Georg Kippels (l.) und Tino Sorge wurden als neue Parlamentarische Staatssekretäre im Ministerium von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken vorgestellt.
Copyright: BMG/Jan Pauls
Mitunter kann es bei Wahlen, zumal wenn sie geheim sind, zu Überraschungen kommen. Da schauen dann die einen bedröppelt drein, die anderen frohlocken ob dieses Umstands. So geschehen in dieser Woche im Reichstag in Berlin bei der Wahl von Friedrich Merz zum Bundeskanzler.
Mittendrin auch ein Mann aus dem Rhein-Erft-Kreis: Dr. Georg Kippels. Für den Bundestagsabgeordneten aus Bedburg stand auch persönlich einiges auf dem Spiel, als der designierte Kanzler im ersten Wahlgang durchfiel und es zunächst hieß, dass eine zweite Abstimmung erst Tage später möglich sein würde: Schließlich ging es für den 65-jährigen Juristen um die Krönung seiner zwölfjährigen Karriere als Bundespolitiker, sollte Kippels doch Parlamentarischer Staatssekretär im Gesundheitsministerium werden. Nach einigen bangen Stunden des Wartens hat es ja dann doch zu Wochenbeginn geklappt.
Die Aufstellung von Kandidaten geschieht nicht immer reibungslos
Nur wenige Tage später ein ähnliches Szenario. Anderer Ort. Andere Akteure. Kirche statt Politik. Da wird Rom, genauer: im Vatikan Robert Francis Prevot zum Papst gewählt und nennt sich Leo XIV. Einer, den keiner der Insider und der selbsternannten Experten auf der Rechnung hatte, ein Gegenentwurf zu US-Präsident Donald Trump, meinen nun einige.
Vorausgegangen waren – in Berlin wie in Rom – intensive Gespräche und langwierige Beratungen, ob der Eignung der Kandidaten und darüber, welches Zeichen von einer Wahl oder – wie im Falle von Merz – von einer Nichtwahl ausgeht. Ähnliche Szenarien spielen sich in den Städten des Rhein-Erft-Kreises ab, wenngleich auf tieferer Ebene. Wegen der Kommunalwahl Mitte September entscheiden die Parteien über ihr Personaltableau.

Bernd Bohlen verzichtete 2020 auf seine Kandidatur für ein Mandat im Kreistag, nachdem er eine Kampfabstimmung verloren hatte.
Copyright: Oliver Tripp.
Das geschieht nicht immer reibungslos. Vor fünf Jahren führte es bei der SPD zu einem Knall, nachdem das Urgestein Bernd Bohlen bei der Aufstellung der Liste für die Kreistagswahl ausgebootet worden war. Worauf er und fünf weitere Frauen und Männer ihre Kandidatur zurückzogen. Bohlen hatte in einer Kampfabstimmung gegen den Pulheimer Torsten Rekewitz verloren. Bohlen verließ später die SPD-Fraktion im Erftstädter Rat und gründete den Aufbruch '22 mit.
Und Rekewitz? Der steht nun, fünf Jahre später, selbst auf der Abschussliste. Erst unterlag er bei der Vergabe der vier Pulheimer Kreistagswahlkreise, dann setzte ihn der Parteivorstand Anfang dieser Woche auf einen aussichtslosen Listenplatz 19 für die Kommunalwahl.
Ein weiteres prominentes Opfer hatte es im Nordkreis ebenfalls bei der Kreistagskandidaten gegeben: In Bergheim unterlag Melani Schmielewski ihrer Kontrahentin Uta Neubecker deutlich. Und auf Rekewitz' Facebook-Seite mischen sich unter aufmunternde Kommentare auch Stimmen von Sozialdemokraten, die beklagen, dass sie ebenfalls nicht zum Zuge gekommen seien; unter anderem aus Wesseling.
Es sind selten die Mitläufer, die aussortiert werden
Auch wenn Parteien zunehmend beklagen, dass es zunehmend schwieriger werde, Menschen für ein ehrenamtliches Engagement in der Kommunalpolitik zu gewinnen, verfahren sie doch nach wie vor gleich: Wer aus der Reihe tanzt, wird abgestraft, während der deutlich größere Anteil derer, die allenfalls durch Anwesenheit glänzen, weiter mitmischen darf.
Da unterscheiden sie sich nicht von jedem x-beliebigen Verein. Denn letzten Endes suchen die Verantwortlichen diejenigen Frauen und Männer aus, die ihnen nicht gefährlich werden können. Ob diejenigen den Verein oder die Partei voranbringen könnten, spielt dabei eine untergeordnete Rolle.