Nach Badeunfall in WesselingDarum ist das Schwimmen im Rhein „mega gefährlich“

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Wesseling Badeunfall-Rhein

Nach dem Unfall waren auch am Mittwoch wieder Personen am Sandstrand und Kinder im Rhein.

Wesseling – „Ich kann nur jedem dringend raten, aus den Flüssen raus zu bleiben. Das ist lebensgefährlich“, warnt Frank Raschke von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Wesseling. Jahrzehnte lang war er im Vorstand der Ortsgruppe aktiv und unterstützt bis heute als aktives Mitglied den Wasserrettungsdienst.

Erschreckend findet auch er die hohe Zahl der Ertrunkenen, die es in diesem Sommer gegeben hat. Laut Bundesverband der DLRG sind in den ersten sieben Monaten des Jahres 2022 mindestens 199 Menschen in deutschen Gewässern ertrunken. Die Gründe dafür kann jedoch auch Raschke nicht sagen.

DLRG betont: „Das Baden im Rhein ist in Wesseling verboten“

Er vermutet, dass auch Einschränkungen beim Betrieb der öffentlichen Schwimmbäder eine Rolle spielen. Oft seien auch die Eintrittsgelder einfach zu teuer für eine große Familie. In Wesseling komme hinzu, dass es schon seit Jahren kein Freibad mehr gebe. Und auch wenn die Sanierung des Gartenhallenbades vielleicht noch in diesem Jahr abgeschlossen werden könne, ein richtiges Freibad werde es auch danach nicht mehr geben.

„Da lädt natürlich der Rhein und insbesondere der Wesselinger Sandstrand zum Baden ein, der quasi rund um die Uhr den Erholungssuchenden kostenlos zur Verfügung steht. Aber das Baden im Rhein ist in Wesseling verboten“, betont Raschke. In diesem Bereich befinde sich eine Hafeneinfahrt, deshalb sei der Schiffsverkehr dort viel dichter als auf freier Strecke. „Doch auch dort, wo das Baden im Rhein erlaubt ist, ist der Fluss gefährlich und unberechenbar“, betont er.

Die Schiffsschraube zieht Wasser aus der Umgebung zum Schiff hin

Besonders gefährlich sei die Situation bei Niedrigwasser. „Die Fließgeschwindigkeit ist höher als üblich“, erklärt Raschke. Auch fahren die Schiffe, um in der Fahrrinne zu bleiben, viel dichter aneinander vorbei „Dadurch werden enorme und lebensgefährliche Sogkräfte erzeugt“, beschriebt Raschke die Gefahr.

Durch das Drehen der Schiffsschrauben werde das Wasser aus der Umgebung zum Schiff gezogen. Dadurch baue sich ein enormer Druck auf, der sich anschließend – wie bei einem kleinen Tsunami – in Bruchteilen von Sekunden wieder entlade. „Das Wasser rollt dann in sehr hoher Geschwindigkeit und in einer hohen Welle auf das Ufer zu und reißt alles nieder, was ihm im Weg steht“, so Raschke.

Wasser kann innerhalb von Augenblicken um über einen Meter steigen

Innerhalb von wenigen Augenblicken könne der Wasserstand mit allen Sog- und Wellengeschwindigkeiten um über einen Meter steigen. „Das ist mega gefährlich“, erklärt Raschke. Ein Kind rechne gar nicht mit solchen Kräften, und auch Erwachsene könnten ihnen nicht standhalten.

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Die Rettungswache der DLRG Wesseling ist samstags und sonntags sowie an den Feiertagen von Mai bis Oktober zwischen 10 und 18 Uhr besetzt. Die Ehrenamtler kontrollieren dann den Rhein-Abschnitt zwischen Hersel und Rodenkirchen. Meistens sind es jedoch Menschen, die mit ihren Motorbooten in Not geraten sind, denen sie helfen. Öfter haben sie in der Vergangenheit aber auch Menschen aus dem Rhein gerettet.

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