GnadenhofStreit um den Tierschutz

Karen Ellinger führt seit zwölf Jahren den Gnadenhof in Berzdorf. Obwohl sie laut Veterinäramt die Tiere artgerecht hält, prangern immer wieder Tierschützer vermeintliche Missstände an.
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Wesseling-Berzdorf – Der Streit um den Hof von Karen Ellinger an der Brühler Straße geht in die nächste Runde. Der Europäische Tier- und Naturschutzverein (ETN) will nun Strafanzeige gegen die Tierbesitzerin, den Wesselinger Bürgermeister und die Kreisveterinärin erstatten. Vorgeworfen wird allen Dreien der Verstoß gegen das Tierschutzgesetz.
„Karen Ellinger ist nicht in der Lage, ihre Tiere artgerecht zu versorgen. Die Veterinärin und die Stadt decken dieses Verhalten wider besseren Wissens“, sagt die Rechtsanwältin des ETN, Judith Henrichs.
Damit setzt sich ein Streit fort, der seit 2001 in Berzdorf schwelt. An der Brühler Straße hat sich Karen Ellinger mit sechs Pferden, drei Kühen, einem Schwein, einem Esel und einem Ziegenbock auf einem Grundstück niedergelassen, auf dem sie selbst in einem Bauwagen lebt. „Die habe ich alle vor dem Tod bewahrt, die sind uralt“, sagt Karen Ellinger. Für Laien sieht der Hof aus, als ginge es den Tieren gut. Aber seit Jahren prangern Tierschützer „schlimme Zustände“ auf dem Hof an. Trotzdem hält Ellinger die Tiere dort mit Erlaubnis der Tierärztin und Leiterin des Amtes für Veterinärwesens des Rhein-Erft-Kreises, Birgit Roos-von-Danwitz.
Genau das ist einigen Anwohnern, dem Brühler Tierschutzverein „Tiere in Not“ und nun auch dem ETN, der seinen Hauptsitz in Much im Rhein-Sieg-Kreis hat, ein Dorn im Auge. Ein Gesprächstermin mit der Eigentümerin des Landschaftsschutzgebietes, der Stadt Wesseling, kam nicht zustande. Deshalb geht die 33 Jahre alte Rechtsanwältin, die sich seit 17 Jahren ehrenamtlich im Tierschutz engagiert und nun seit einem Jahr den ETN vertritt, juristisch gegen die Beteiligten vor.
Wie schon seit zwölf Jahren stehen die Tierschützer auf der einen, Ellinger und Roos-von-Danwitz auf der anderen Seite. Beide beanspruchen für sich, im Recht zu sein. „Der Hund wird an einer viel zu kurzen Leine gehalten und ist öfter angebunden als frei“, sagt die Anwältin – „Mein Hund hat genügend Auslauf“, sagt Ellinger, und die Tierärztin bestätigt dies. „Die Pferde können auf dem matschigen Boden nicht trocken stehen“, sagt die Anwältin – „Der Unterstand für die Tiere ist groß genug, trocken und windgeschützt“, sagt die Tierärztin.
Regelmäßige Kontrollen
Während der ETN vor die Kölner Staatsanwaltschaft zieht, gibt sich Roos-von-Danwitz versöhnlich. „Ich war im letzten Jahr alle vier Wochen auf dem Grundstück von Frau Ellinger, ich habe ein besonderes Augenmerk auf ihre Tierhaltung.“ Allerdings gebe es beim besten Willen nichts zu beanstanden. „Den Tieren geht es gut, sie sind sehr alt und wären schon längt tot, wenn sie nicht so gut versorgt würden, wie sie es de facto werden“, sagt Roos-von-Danwitz. „Klar, schöner geht immer. Aber die Zweckmäßigkeit der Bauten auf dem Gebiet ist definitiv ausreichend gegeben.“
Tierhalterin Ellinger hat dem ETN mittlerweile ein Hausverbot erteilt. „Sie verbreiten Lügen über mich, ich würde meine Tiere nicht richtig versorgen. Das stimmt nicht“, sagt Ellinger. „Wenn es den Tieren schlecht gehen würde, hätte die Veterinärin schon längst Alarm geschlagen.“ Henrichs argumentiert hingegen, die Tierärztin sehe zwar sehr genau die Missstände, hätte aber „keine Lust“, zu handeln. Es gebe Vermutungen, dass sich Roos-von-Danwitz und Ellinger aus der Schulzeit kennen. „So ein Quatsch“, sagt die Tierärztin, sie sei in Erftstadt aufgewachsen und habe Ellinger noch nie außerhalb der Dienstzeit gesehen. Der ETN beruft sich in erster Linie auf Zeugen. ETN-Vereinsmitglieder, die vor Ort gewesen sind und Berzdorfer Anwohner. Eine Anwohnerin habe beobachtet, wie eine Stute ein Fohlen im Hochsommer in der prallen Sonne zur Welt gebracht habe. „Auch das kann nicht stimmen, die Pferde sind viel zu alt, bei den Ellingers hat es noch nie ein Fohlen gegeben“, sagte Roos-von-Danwitz. „Es gibt Richtlinien für Pferdehaltung, dem entsprechen die Gegebenheiten vor Ort überhaupt nicht, wir Tierschützer wollen nur das Beste für die Tiere“, sagt Henrichs.