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SanierungScheunentore gewähren Einblick

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Zwischen dem Palmersdorfer Bach und der Kirche Schmerzhafte Mutter liegt der Helmeshof. Die historische Anlage wurde saniert und umgebaut, so dass sich nun 24 Wohneinheiten um einen Spielplatz gruppieren.

Wesseling-Berzdorf – Vor einer Woche ist Familie Okwieka eingezogen. Mutter Magdalena Okwieka mit ihrem Mann, Sohn Oskar und Perserkatze Muffi leben nun im Helmeshof an der Berzdorfer Hauptstraße. Die Umzugskartons sind ausgepackt, aber es herrscht noch ein wenig Chaos in der 107 Quadratmeter großen Wohnung. Gut anderthalb Jahre dauerten die Sanierung und der Umbau der maroden Anlage. „Früher war der Hof ein Schandfleck von Berzdorf“, sagte die Immobilienmaklerin Susanne Meul. Sie vermietet und verwaltet das umgestaltete Ensemble im Auftrag des Eigentümers. Dieser hatte den heruntergewirtschafteten und verlassenen Hof vor einigen Jahren gekauft und die Erneuerung beschlossen.

24 Wohneinheiten sind in der Vierkantanlage entstanden. Vorne an der Hauptstraße steht das Herrenhaus, rechts und links davon liegen die ehemaligen Stallungen, und gegenüber dem Herrenhaus befindet sich die ehemalige Scheune. Alle vier Elemente beherbergen jetzt Wohnungen zwischen 85 und 170 Quadratmetern. „Vor allem Familien interessieren sich für die Wohnungen“, sagte Meul. In der Mitte des Innenhofes wurde die ehemalige Mistlege gegen einen großen Sandkasten mit Wippen, einer Rutsche und einem Karussell ausgetauscht. Auf dem Kopfsteinpflaster drumherum können die Kinder mit ihren Dreirädern fahren.

„Wir fühlen uns sehr wohl in Berzdorf“, sagte Magdalena Okwieka. Sie zogen aus dem Westerwald hierher, weil ihr Mann in Köln eine neue Anstellung gefunden hatte. „Das ist einfach der perfekte Kompromiss zwischen Stadt und Land“, sagte Okwieka. Sie wollte nicht nach Köln in die Großstadt ziehen, aber auch nicht in die Einöde. Sie selbst näht Kinderkleidung, arbeitet von zu Hause. Der 21 Monate alte Oskar wird im Helmeshof mit vielen anderen Kindern aufwachsen. Der Umbau barg einige architektonische Herausforderungen, denn große Teile der Anlage stehen unter Denkmalschutz. Seit 1989 ist das Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert geschützt, außerdem ist ein seitliches Tor und der Grundriss der umbauten Hoffläche in die Denkmalliste eingetragen. Vor dem Umbau wurden außerdem die Außenfassaden geschützt. Deshalb müssen auch die Lüftungsrohre der ehemaligen Stallungen erhalten bleiben. „Von innen haben wir die Rohre zugespachtelt und gedämmt, damit keine Kälte hereinkommt“, sagte Stefan Meul, der Bruder der Immobilienmaklerin und Projektbetreuer. Auch die großen Scheunentore der ehemaligen Stallungen mussten erhalten bleiben.

Noch sieben Wohnungen

Deshalb sind die Wohnungen rechts und links des Herrenhauses offen und ungeschützt vor fremden Blicken. „Es ist schon sehr intim hier“, sagte Meul. Der Einblick in die Wohneinheiten scheint die Familien allerdings nicht abzuschrecken, von den 24 Wohnungen sind 17 vermietet und nur noch sieben frei. Innen sind sie ausgestattet mit Parkettboden und einer Holzpelletheizung. Nur noch die zweiflügeligen Haustüren erinnern daran, dass sich einmal Kühe und Schweine in ihrem Stall dort aufgehalten haben. Die Hofanlage hat eine lange Geschichte. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts war der Hof, damals noch Burbacher Hof, eines der sieben Schöffenlehen in Berzdorf. Der Lokalhistoriker Wolfgang Drösser erzählt die Geschichte in der Ausgabe 55 der Zeitschrift „Heimat- und Geschichtsblätter“, vom Wesselinger Heimatverein. Die Pächter des Hofes gehörten zu den wohlhabendsten Einwohnern des Dorfs. Im 19. Jahrhundert wurde aus dem Burbacher Hof der Hermeshof, später der Helmeshof. Auch Magdalena Okwieka gefällt es, dass die Familien so nah beieinander wohnen. „Das Problem ist nur, dass Oskar jetzt draußen Kinder spielen sieht und sofort auch raus will.“