Raubzüge im Rhein-Sieg-KreisAngeklagter gesteht – und belastet die Ex-Freundin

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DPA Landgericht Bonn Symbol

Das Bonner Landgericht (Symbolbild) 

Rhein-Sieg-Kreis/Bonn – „Die Verhaftung war meine Rettung“, erzählte der Mann auf der Anklagebank und kämpfte dabei mit Tränen. Bei seiner Lebensbeichte zum Prozessauftakt vor dem Bonner Landgericht schilderte der 34-Jährige die schicksalhafte Begegnung mit einer Frau, die ihn „in den Abgrund getrieben“ haben soll.

Nach der Entlassung aus einer fünfjährigen Haftzeit im Jahr 2020 habe er versucht, wieder Fuß zu fassen. Dann verliebte er sich in die Frau und zog zu ihr nach Siegburg.

Aber die Beziehung sei am Ende „toxisch“ geworden. Demnach soll die 31-Jährige ihn massiv unter Druck gesetzt, gar erpresst haben, auch weil er wegen seiner Drogen- und Alkoholsucht wieder auf Raubtouren gegangen war. Am Ende habe die Freundin ihn verpfiffen: Sie hatte der Polizei den entscheidenden Tipp gegeben.

Feuer sollte Spuren verwischen

Vor der 10. Großen Strafkammer muss sich der 34-Jährige wegen vier Straftaten verantworten. Die Anklage wirft ihm schweren Raub, räuberische Erpressung in zwei Fällen, Körperverletzung sowie schwere Brandstiftung vor. Demnach soll er im März 2022 drei Supermärkte in Bad Honnef, Troisdorf sowie im niedersächsischen Rehren meist kurz vor Ladenschluss überfallen haben. Bei den Raubzügen soll er eine Beute von mindestens 6500 Euro in bar sowie Zigarettenpackungen im Wert von knapp 9000 Euro gemacht haben.

Schließlich war er in ein Hennefer Einfamilienhaus eingestiegen, dessen Eigentümer sich im Urlaub befand. Als er entdeckte, dass er seine Karnevalsmaske, die er zur Tarnung angezogen hatte, liegen gelassen hatte, kehrte er nachts zurück, fand das verräterische Beweisstück nicht und legte aus Angst vor Entdeckung im Keller ein Feuer. Das Haus verrußte, der Gesamtschaden lag bei 150.000 Euro.

Videoaufzeichnung zeigt die Partnerin im Supermarkt

Der Angeklagte räumte sämtliche Vorwürfe ein, belastete jedoch erheblich die ehemalige Freundin: Demnach sei die 31-Jährige die Initiatorin der Raubzüge gewesen. Bei den Überfällen soll sie zudem vor den Supermärkten gewartet und das Fluchtauto gefahren haben.

Tatsächlich gibt es eine Videoaufzeichnung des Lebensmittelladens in Aegidienberg, in dem die Ex-Freundin vor dem Raubüberfall durch die Gänge streift. Auch die Brandstiftung sei ihre Idee gewesen, erzählte der Angeklagte: Das Wohnhaus, in das er erfolglos eingestiegen war, gehöre ihrem Chef.

Die Bonner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die 31-Jährige wegen einer mutmaßlichen Beteiligung an den Raubüberfällen, wie Behördensprecher Sebastian Buß bestätigte. Die Bonner Richter hatten die Ex-Freundin zunächst als Zeugin geladen. Aber ihr Anwalt signalisierte bereits, dass sie die Aussage wegen der Ermittlungen gegen sie verweigern werde.  

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