Überfälle in Hennef und TroisdorfAnklage gegen mutmaßlichen Supermarkt-Räuber erhoben

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Prozessauftakt in Bonn. (Symbolbild).

Prozessauftakt in Bonn. (Symbolbild).

Bonn/Rhein-Sieg-Kreis – Der Suchtdruck war für einen 34-Jährigen offenbar sehr groß: Im März 2022 soll der Mann, davon ist die Bonner Staatsanwaltschaft überzeugt, gleich drei Supermärkte überfallen haben. Wie Gerichtssprecherin Saskia Wielpütz auf Anfrage bestätigte, werden dem Siegburger ohne festen Wohnsitz vier Straftaten vorgeworfen. Angeklagt ist er wegen schweren Raubes, räuberischer Erpressung in zwei Fällen, Körperverletzung, sowie schwerer Brandstiftung. Sein Prozess findet demnächst vor dem Bonner Landgericht statt.

Für den ersten Tatort hatte es den einschlägig vorbestraften Räuber offenbar zunächst in fremdes Revier gezogen: Laut Anklage hatte er sich ein Auto geliehen, war ins niedersächsische Auetal gefahren, wo er am 9. März in einem Penny-Markt in Rehren vorgab, eine Sixpack Cola kaufen zu wollen. Er wartete, bis die Mitarbeiterin die Ware gescannt hatte (damit die Kassenlade sich öffnet), zog ein Messer mit 40 Zentimeter langer Klinge, forderte die Herausgabe der Kasse und drohte der 56-Jährigen, wenn sie nicht den Mund halte, komme er zurück und bringe sie um. Dann verschwand er mit 3000 Euro Beute.

Siegburger soll Supermarkt in Troisdorf überfallen haben

Dann verlegte er - so die Anklage - seine Raubüberfälle in den Rhein-Sieg-Kreis: Eine Woche später bereits, am 16. März, erschien der Angeklagte mit Kapuze und Nase-Mundschutz „vermummt“, kurz vor Schließung im Penny-Markt in Bad Honnef. Auch hier bedrohte er – so die Ermittler – einen Kassierer mit einem Messer, forderte ihn auf, die Kassenlade (700 Euro) sowie zehn Zigarettenpackungen in seinen Rucksack zu stecken. Dann drohte er dem 20-Jährigen martialisch, ihn mit einem Thai-Kickboxtritt flachzulegen und auch ihn abzustechen, falls er Alarm auslösen sollte.

Fünf Tage später dann der große Coup im Lagerraum eines „Norma“-Marktes in Troisdorf: Kurz vor Ladenschluss soll er einen Mitarbeiter mit einem Messer bedroht und verlangt haben, dass er den Tresor öffne. Ohne Erfolg, da der 20-Jährige keinen Zugang hatte. Ersatzweise zwang er ihn, 100 Stangen Zigaretten im Wert von 8000 Euro in zwei Mülltüten zu versenken. Von einem weiteren 22-jährigen Mitarbeiter ließ er sich zwei Kassenladen aus dem Verkaufsraum holen, mit insgesamt 2500 Euro Bargeld. Zum Abschied gab es eine schmerzhafte Ladung mit Pfefferspray.

Durch Zeugin identifiziert: Siegburger sitzt derzeit in der JVA Köln

Schließlich der vierte Fall, die Brandlegung in einem Hennefer Einfamilienhaus: Laut Ankläger soll der 34-Jährige ebenfalls im März in die Immobilie - der Eigentümer war im Urlaub - eingestiegen sein. Zwar hatte er keine Beute gemacht, aber – so befürchtete er – seine Karnevalsmaske liegen lassen. Aus Angst vor Entdeckung, soll er nachts erneut zum Tatort gefahren sein, im Keller einen Stapel Briketts angezündet und gehofft haben, damit die verräterische Spur zu vernichten. Das gesamte Haus wurde so verrußt, dass es unbewohnbar war. Der Gesamtschafen: 150.000 Euro.

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Identifiziert wurde der Angeklagte aber nicht durch Spuren oder über die Überwachungskameras, sondern durch den Hinweis einer Zeugin: Vier Tage später wurde er festgenommen, seitdem sitzt er in der JVA Köln. Er soll – laut Ankläger – eine „Lebensbeichte“ abgelegt haben.

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