Zwischen E-Orgel und StaubsaugerIn Mucher Repair Café reparieren die Freiwilligen

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Schrauben, fotografieren, stecken und messen: Andreas Völkel würde den Mixer aus den 70ern gern wiederbeleben. Am Ende muss er passen. Den Kabelbruch zu finden wäre Glücksache.

Much – Der wird wohl nicht mehr lange leben.“ Zum Glück muss Dirk Decasemaker nicht oft derart niederschmetternde Nachrichten überbringen. Im Repair-Café Much hat er an diesem Nachmittag einen Staubsauger auseinandergenommen. Die Saugkraft habe nachgelassen, berichtet die Besitzerin. Funken im Motor führen zu der traurigen Diagnose des Bastlers. Bis zu sieben Mitarbeiter gehen jeden Monat im Juze, dem Jugendzentrum an der Klosterstraße, an den Start. In den meisten Fällen haben sie mehr Erfolg.

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Die Weihnachtspyramide von Ulla Breitbach will Dirk Decasemaker nächsten Monat wieder zum Laufen bringen – rechtzeitig zum Fest.

Claus Krüger, gelernter Maschinenbauer und inzwischen Rentner, kann seiner „Kundin“ helfen. Bei dem Handmixer analysiert er einen Kabelbruch. Er kürzt die Zuleitung, lötet sie neu an und hat das Gerät nach kniffligem Zusammenbau damit wiederbelebt.

Much: Weihnachtspyramide in der Reparatur

Ulla Breitbach verlässt an diesem Nachmittag das Repair-Café mit einem Arbeitsauftrag: Sie soll bis zum nächsten Monat Holzleim kaufen. Dirk Decasemaker hat nämlich herausgefunden, warum ihre Weihnachtspyramide aus dem Erzgebirge sich nicht mehr dreht. Bis er entdeckt, dass die Teller lose sind, hat sie die Taschenlampe gehalten und ist auch sonst zur Hand gegangen.

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Ein altersschwacher Widerstand ist durchgebrannt: „Keine Chance“, erklärt Ralf Haller der Besitzerin des Radios, Andrea Hoeveler.

Ein Standmixer aus den 70ern, „gut erhalten“, wie Elektroingenieur Andreas Völkel findet, bereitet mehr Schwierigkeiten. „Ich mache das, um mal wieder ein wenig Praxis mitzubekommen“, erklärt er seine Motivation. Völkel öffnet die Maschine, macht ein Foto, um am Ende wieder alle Stecker an den richtigen Platz zu sortieren. „Sonst sitzt am Ende der Grund für eine Fehlfunktion hier“, erklärt er lächelnd. Nach vielen Messungen und Beratungen mit seinem Tischnachbarn Ralf Haller schraubt er den Mixer dann doch wieder zu. „Irgendwo ist ein Drähtchen gebrochen. Das zu finden, wäre Glücksache“, lautet sein Resümee.

Idee der Nachbarn

Die Idee der kostenlosen Repair-Cafés komme aus den Niederlanden, erklärt Hartmut Erwin. Er begrüßt Besucher, führt Listen, nimmt Mobiltelefone und Brillen entgegen und organisiert. Am Ende hat er für jeden ein Bier parat – alkoholfrei. „Kaffee gibt’s bei uns nicht.“

Das Repair-Café Much bietet seine Dienste mittwochs und freitags in der zweiten Woche jedes Monats im Jugendzentrum Juze an. Besucher sind aufgefordert, zu bleiben und mit anzupacken. (sp)

Aufwendigste Reparatur: E-Orgel

Haller hat sich unterdessen Andrea Hoevelers Radio vorgenommen, das plötzlich keinen Laut mehr von sich gab. „Jetzt sind wir so weit und können reingucken“, erklärt er der Besitzerin. Ein kleiner Rußfleck weist den Weg. „Da ist offenbar ein altersschwacher Widerstand abgebrannt.“ Keine Chance auf eine Reparatur.

In seinem Fachgebiet IT hat Daniel Schröter diesmal auch kein Glück. Den Drucker von Altbürgermeister Alfred Haas kriegt er nicht wieder ans Laufen. Dafür kann er Sabine Schlecker aus Lohmar helfen. Der ausziehbare Griff ihres Koffers tut’s nach einem Eingriff des Bastlers wieder.

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Von der aufwendigsten Reparatur berichtet Ralf Haller: Eine E-Orgel gab keinen Ton mehr von sich. „Die Spitze eines Klinkensteckers war ausgerechnet in der Buchse abgebrochen. Als wir nach zwei Stunden drankamen, war das schnell erledigt.“ Langweilig wird es den Mitarbeitern des Repair-Cafés bei ihren Treffen nicht. Das „Kleine Warenhaus“, eine Initiative der Flüchtlingshilfe, bringt regelmäßig Geräte zur Prüfung vorbei, bevor sie weitergegeben werden. Erwin: „Außerdem lieben wir die Geselligkeit.“

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