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„Hob den Kopf und sah mich an“Mutter aus Much begegnet im Garten einem mutmaßlichen Wolf

Lesezeit 3 Minuten
Wolf im Garten in Much-Tüschenbonnen

Wolf im Garten in Much-Tüschenbonnen

Am Mittwoch, 21. Mai, traf eine Anwohnerin in Much-Tüschenbonnen auf das Raubtier. Sie habe gerufen, dann sei der Wolf weggelaufen.

„Was macht denn unser Bruno wieder morgens um 6 Uhr im Garten“, dachte sich Pamela Haas. Der sechsjährige Hund der Rasse Deutsch Kurzhaar ist öfter rund ums Haus unterwegs. In Gedanken versunken, ging die 45-Jährige am Mittwoch, 21. Mai, in den Garten. Doch dort schnüffelte nicht Rüde Bruno an der aufblasbaren Turnmatte, sondern ein mutmaßlicher Wolf. Der war offenbar aus dem nahen Wald in den Wald in der Ortslage Tüschenbonnen gekommen. Haas zückte ihr Smartphone und machte sofort Aufnahmen von dem Tier als Beweis.

Sie beschreibt die Begegnung mit dem Wildtier so: Der Wolf habe den Kopf gehoben, Haas angeschaut und sei einen Schritt auf sie zugegangen. „Ich habe einen Schreck bekommen, weil ich doch eigentlich Bruno erwartet hatte“, so die Tierfreundin. Geistesgegenwärtig klatschte sie mit den Händen und rief laut in Richtung des mutmaßlichen Wolfes. „Der blieb daraufhin stehen und überlegte kurz“, so ihre Beobachtung. „Dann drehte er sich um und lief über das benachbarte Grundstück weg.“ Angst habe das Tier nicht gezeigt. Es sei wohl eher mit der Situation, einem Menschen zu begegnen, überfordert gewesen.

Der Wolf im Garten in Much-Tüschenbonnen drehte sich um und lief übers Nachbargrundstück davon.

Der Wolf im Garten in Much-Tüschenbonnen drehte sich um und lief übers Nachbargrundstück davon.

„Tiere gehören zu unserem Lebensumfeld, wenn man auf dem Land wohnt“, so Haas. Ihr Partner ist Jäger. Sie hat Verständnis dafür, dass auch Wölfe ihren Platz in der Natur brauchen. „Es muss aber nicht unser Garten sein“, betont sie. Es gebe genug andere Stellen in der Region, an denen keine Menschen ihre Häuser haben. Hier könnten Wölfe unbeschwert leben. Eine Distanz zu den Menschen sei wichtig. „Ich würde mich freuen, wenn der Wolf nur auf der Durchreise war und weitergezogen ist.“

Ihre Tochter und auch Hund Bruno sollen sich jetzt erst einmal nicht mehr alleine im Garten aufhalten, wie es am Dienstag der Fall war. „Sie haben zusammen auf der Turnmatte gelegen“, so die Mutter. So kann sie es sich erklären, dass der Wolf dort am Mittwoch neugierig geschnüffelt hat.       

Wenn Wölfe sich nähern, auf keinen Fall weglaufen, sondern die Arme weit ausbreiten und laut rufen

Und sie hat der Siebenjährigen auch Verhaltensregeln mit auf den Weg gegeben. Wenn sich ein Wolf nähere, solle sie auf keinen Fall in Panik verfallen. Hektisch weglaufen, sei der falsche Weg. „Wir haben unserer Tochter gesagt, dass sie sich mit breiten Armen groß machen, laut rufen und stehen bleiben soll.“ Dieses mutige Auftreten würde den Wolf verunsichern und verjagen. 

Haas hat ihre Sichtung sofort per E-Mail dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen mitgeteilt. Das sei wichtig, um die Bewegungen von Wölfen nachzuvollziehen. Das bestätigt auch Simon Darscheid, Schafzüchter und Bezirksvorsitzender der Schafzüchtervereinigung Bergisches Land. Vor kurzem sei ein Wolf in Hennef-Hüchel in Gärten gesichtet worden, es könnte sein, dass es sich um dasselbe Tier handele, vermutet er.

Der Wolf aus Much könnte von Unbekannten angefüttert worden sein und sucht deshalb Menschen auf

Der Wolf scheine offenbar die menschliche Nähe zu suchen. Darscheid will nicht ausschließen, dass der Wolf sogar bewusst angefüttert worden sei und deshalb diese komfortable Art der Nahrungsaufnahme fortführen wolle. Es könne aber auch sein, dass das Tier halb leer gefressene Futternäpfe in Gärten von Hunden oder Katzen geplündert hätte. So erkläre es sich, dass der Wolf auf der Suche nach Nahrung durch die Gärten ziehe.