„Ein traumatisches Erlebnis“So sieht es ein Jahr nach dem Brand auf dem Tierschutzhof in Much aus

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Ein provisorisch abgedecktes Wohnhaus auf Hof Huppenhardt, rechts davor steht ein Bagger und eine Palette mit Dachziegeln.

Immer noch eine Ruine: Ein Wohnhaus des Tierschutzzentrums Hof Huppenhardt brannte vor einem Jahr nieder

Es ist ein langer Weg zur Normalität. Ein Jahr nach dem Brand ist der Hof Huppenhardt noch ein Provisorium.

Planen an der Fassade flattern im Wind, vor der verbliebenen Hälfte des abgebrannten Hauses klafft eine Grube. Schafe blöken, Kuh Resli trabt gemächlich von ihrem Stall zum Futtertrog. Die Freiwilligen und Mitarbeitenden auf Hof Huppenhardt laufen zwischen den Ställen hin und her.

Man hat sich gewöhnt an das seit einem Jahr bestehende Provisorium. An den 5. März des vergangenen Jahres haben die Mitarbeitenden auf Hof Huppenhardt böse Erinnerungen: Damals brannte in dem Tierschutzzentrum ein Wohnhaus nieder.

Verein muss Kosten zum Wiederaufbau teilweise selbst zahlen

Menschen und Tiere blieben unversehrt, doch den Verein „Einsatz für Tiere in Not“, der hier in Todtenmann seinen Sitz hat, stellt das Feuer vor eine ungewisse Zukunft. Das Haus ist noch nicht wieder aufgebaut, einen Teil der Kosten werden die Tierschützerinnen und Tierschützer selbst aufbringen müssen.

„Für uns alle war das ein traumatisches Erlebnis, besonders für die sechs Menschen in dem Haus, die kein Zuhause mehr hatten und teilweise alles verloren haben“, sagt Melanie Seiler, die scheidende Geschäftsführerin des ETN. „Alle sind alarmiert, wenn es irgendwo verbrannt riecht, und man macht sich Gedanken, ob zu Hause alles richtig ausgestöpselt ist. Das war ein tiefgreifendes Ereignis, das langfristig prägt.“

Um kurz nach 8 Uhr war an jenem Samstagmorgen ein Feuer in dem Fachwerkhaus ausgebrochen, in dem die Hofleitung und andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lebten. Ursache war wohl ein Kabelbrand.

Die Flammen zerstörten das Dach des hinteren Anbaus, er war nicht mehr zu retten. „Im Spätsommer wurde dieser Teil des Gebäudes abgerissen“, sagt Seiler. Der vordere Teil des rund 200 Jahre alten Hauses sei so verrußt, dass er nicht mehr bewohnbar ist und saniert werden muss.

„Man kann stündlich zusehen, wie die Preise hochgehen“

Die Mitarbeitenden lebten seither in den Aufenthaltsräumen des Haupthauses und in Räumen des Vereins „Tara Tierhilfe“ in Lohmar, der spontan seine Hilfe angeboten hatte. „Wir hoffen, dass es mit dem Wiederaufbau flott voran geht“, sagt Seiler.

„Immerhin hat der Architekt die Bauanträge schon eingereicht, im Grunde läuft es ziemlich gut. Aber sowas zieht sich eben, das Jahresende als Ziel ist wohl utopisch.“ Mit der Versicherung stehe der Verein im Austausch, dennoch werde diese wohl nicht alle Kosten abdecken.

„Die Kostenentwicklung ist etwas, das uns sehr beunruhigt. Man kann stündlich zusehen, wie die Preise hochgehen. Und Handwerker sind generell kaum zu kriegen“, sagt Seiler. Sparen sei schwierig: „An manchen Schrauben können wir auch gar nicht drehen – die Tiere brauchen ihr Futter.“

Krisen treffen auch den Gnadenhof Huppenhardt in Much

Zwischen Ruine und Kuhstall ist seit dem Brand eine Lagerhalle gebaut worden. „So können wir mehr Heuballen lagern – je mehr man kauft, desto billiger sind sie.“ Die steigenden Energiekosten träfen den Hof sowohl direkt als auch indirekt: „Die Leute spenden weniger als früher, sie sind unsicher“, berichtet Seiler. 

Mehr Tiere abgegeben worden seien dadurch aber nicht. „Während Corona hatten wir dafür viele Zuläufe. Vielleicht haben die Leute die Abgabe ihrer Tiere schon vorgezogen“, mutmaßt sie. Und auch wenn sie ihr Amt als Geschäftsführerin des ETN abgibt, hoffe sie, dass weiter viele Menschen den Verein mit Spenden unterstützten.


Hof Huppenhardt: Melanie Seiler im Kurzinterview

Jetzt ist alles in guten Bahnen
Melanie Seiler

Seit dem 1. März ist die Geschäftsführung auf dem Hof Huppenhardt vakant, Melanie Seiler verlässt den Verein. Marius Fuhrmann sprach mit ihr.

Frau Seiler, wohin zieht es Sie als nächstes?

Melanie Seiler: Das will ich noch nicht genau sagen, es wird aber wieder eine NGO, die sich mit Tieren befasst. Es hat sich so entwickelt, dass ich wieder etwas wissenschaftlicher arbeiten wollte, ich bin ja promovierte Biologin.

Wer wird Ihnen folgen?

Das steht noch nicht genau fest, das muss der Vorstand festlegen. Wenn ich direkt nach dem Brand gegangen wäre, hätte ich auch ein schlechtes Gewissen gehabt. Aber jetzt ist alles in guten Bahnen und es gibt ein großartiges Team, das meinen Weggang auffängt.

Worauf blicken Sie zurück?

Einerseits auf die schwierige Corona-Zeit und den Brand, andererseits auf viele Projekte, die wir vorangebracht haben: das Tierarztmobil, den Tierschutzunterricht – und der Hof ist viel interessanter geworden.

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