Neues ProgrammPremiere im Kunsthaus Seelscheid – darauf dürfen sich Gäste freuen

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Ein Mann mit weißen Haaren und Schnurrbart rezitiert; er sitzt dabei auf einem Sessel. Eine Frau mit Cello sitzt links, ein Mann mit Kontrabass steht im Hintergrund.

Burkard Sondermeier mit neuem Programm im Kunsthaus Seelscheid v.l.: Jola Shkodrani, Burkard Sondermeier, Thomas Falke

Das neue Programm von Burkard Sondermeier wusste bei der Premiere zu überzeugen.

„Er (der Künstler) sollte ein Aussteiger, ein hochbegabter Dilettant, stümperhafter Bariton mit einer echten Abneigung gegen den Konzertsaal sein.“ So lautet die Aufführungsanweisung Friedrich Guldas für dessen Lied „Wenn du mie mal nitt mer magst.“ Doch Burkard Sondermeiers großartige Interpretation des Liedes im Rahmen seines aktuellen Programms „Erzähl mir von der Liebe“ relativierte die Vorgaben des streitbaren Wieners (1930 - 2000).

Der Abend im Kunsthaus Seelscheid vergeht wie im Flug

Sondermeier wurde tatsächlich irgendwann und -wie zum Aussteiger und schließlich Eigentümer vom Kunsthaus Seelscheid, künstlerischer Leiter, Mime, Sänger, Regisseur, Autor und allseits gegenwärtiger Tausendsassa. Dilettant ist er aber nicht, was der im Eiltempo vorüberfliegende Abend zeigte.

Jedoch hochbegabt, souverän in Wort, Lied oder Bedienung der decke Trumm bei Mozarts „A la Turca“ und der Drehorgel bei Trenets „La Mer“. Auf Bariton versteht sich Sondermeier, ist mit einer Chanson-Stimme ausgestattet, die Liebe, Schmerz, Chuzpe oder Ironie herzerwärmend bebilderte – von Stümperhaftem keine Spur.

In Seelscheid fühlt sich Burkard Sondermeier besser als in Köln

Und obwohl er schon in unzähligen Konzertsälen, auch auf der Kölner Opernbühne stand, fühlt er sich in seiner musealen Fachwerk-Boheme immer noch am wohlsten. Hier blühte er einmal mehr auf, mit der Camarata d'amour, seinem vorzüglichen Begleittrio, das allen Anforderungen unterschiedlichster Genres gerecht wurde, was Edvard Elgars rührendes „Salut d'amour“ belegte.

Wenngleich sich wegen des kurzfristigen Ausfalls von Geiger Enis Hotaj das Proben mit seinem Ersatz, der Cellistin Jola Shkodrani, auf ein Einspielen reduzierte. Spätestens mit ihrem albanischen Frühlingslied, glasklar und mit feinen Höhen intoniert, hatte sie die Sympathien im ausverkauften Haus eingefahren.

Zudem erwies sich der sonore und füllige Klang des Cellos als angenehmer Geselle für Sondermeiers Chansons und Couplets. Viele Leckerbissen gab es hiervon. Aznavours „She“ oder sein „La Bohéme“ etwa, Nino Ferrers Tango-Parodie „Agata“, von Sondermeier herrlich lasziv und „sehr frei“ in Deutsch „nachgedichtet“ und Jaques Brels „Ay Marieke“ in der Originalfassung.

Dessen Inhalt war wegen des Mischmaschs aus Flämisch und Französisch kaum zu verstehen, wurde aber vom Sänger in einem Satz erklärt: „Ohne Liebe, warme Liebe, macht das Leben keinen Sinn.“

Kunsthaus Seelscheid: 30 Schätzchen zum menschlichsten aller Themen

Über 30 gesungene, rezitierte oder instrumental vorgetragene Schätzchen zum menschlichsten aller Themen hatte Sondermeier in seinem Fundus aufgetan. Genussvoll waren zudem die jovialen Ausführungen des Multitalents über Hintergründe und Protagonisten der Stücke. Vom empathischen Duktus Sondermeiers und von der flotten, aber nie hetzenden Abfolge, wollte man nicht genug bekommen.

Eben wurde noch über den hasenherzigen Menschen in Werner Fincks „Ängstliches Gedicht“ gelacht, schon ließ einen Georges Brassens „L'Orage – das Gewitter“, in dem einem Blitzableiterhändler Hörner aufgesetzt werden, schmunzeln. Tünnes und Schäl würdigte Sondermeier mit dem Witz „Damenfahrrad“ (Mädchen zu Schäl: „Du kannst von mir haben was Du willst“ Schäl berichtet an Tünnes: „Da habe ich mir ihr Fahrrad genommen“) ebenso wie Ringelnatz und sein Liebesgedicht über einen rostigen Nagel und eine alte Schraube.

Burkard Sondermeier erlebte Nächstenliebe auf der Kölner Domplatte

Im Füllhorn an Schönem befanden sich unter anderem zauberhafte Kreisler-Stücke, Schuberts herrliches „Ständchen“, brillantes Klavier- und Cembalospiel von „Hauspianist“ Igor Kirillov oder ein Solobeitrag vom singenden Kontrabassisten Thomas Falke.

Ein besonderes Schmankerl beschäftigte sich mit der von Sondermeier selbst erlebten „Nächstenliebe“ auf der Domplatte. Hierbei trafen der Erzähler und ein kardinalrot gekleideter Gottesmann in der Auseinandersetzung um einen von Sondermeier legal besetzten Parkplatz aufeinander, was in einen verblüffenden Showdown mündete.


„Erzähl mir von Liebe“: Weitere Aufführungen im Januar und Februar

Weitere Aufführungen von „Erzähl mir von Liebe - Parlez moi d´amour“ gibt es an den Samstagen 27. Januar und 3. Februar, um 19 Uhr im Kunsthaus Seelscheid.

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