„Entkernen oder Umbau“So könnte der bekannte Seelscheider Gasthof Röttgen erhalten werden

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Gasthof Röttgen im Ortskern Seelscheid

Die alte Gaststätte mit Festsaal soll verkauft werden.

Der Gasthof ist bekannt aus dem Fernsehen. Die Gemeinde plant nun Gespräche mit den Eigentümern.

Im Ortsausschuss herrschte Einigkeit: Der historische Gasthof Röttgen, Teil des Fachwerkensembles im Dorf Seelscheid, soll erhalten werden. Das Instrument Denkmalschutz ist im Gespräch, doch das könnte auch den Todesstoß für das Gebäude bedeuten, mahnte Stefan Gerlach (Grüne): „Wir wollen kein zweites Haus Kettwig.“

Das Haus Kettwig, eine alte Gaststätte mit Festsaal an der Zeithstraße, war 2001 geschlossen worden und dann verfallen. Der Käufer war angetreten, es zu erhalten, beklagte aber 2017 in einem Bericht dieser Zeitung die „unerfüllbaren Vorgaben“ des Landesamtes für Denkmalschutz. Eine Sanierung werde dadurch unwirtschaftlich.

Bekannt aus der Fernsehserie„Mord mit Aussicht“

Der noch in Betrieb befindliche Gasthof Röttgen, der im historischen Ortskern liegt, ist nicht nur durch Lage und Architektur bedeutsam. In ganz Deutschland bekannt als „Gasthof Aubach“ aus der Fernsehserie „Mord mit Aussicht“, entwickelte er sich zum „Pilgerort“ der Fans. Die Gemeindeverwaltung will, wie berichtet, im Juni ein Gespräch mit den Eigentümern, einem Geschwisterpaar, führen.

Deren schriftliche Stellungnahme will die Politik nun abwarten, bevor weitreichende Beschlüsse gefasst werden. „Wir sollten nicht über die Köpfe der Eigentümer hinweg gehen“, sagte Timm Kloevekorn (CDU). Die SPD riet zu einem Beschluss noch vor der Sommerpause: „Je länger wir warten, desto größer ist die Gefahr, dass Fakten geschaffen werden“, sagte Nicole Mannig-Güney.

In der ersten Annonce des beauftragten Immobilienunternehmens war von einem Abriss die Rede und dem möglichen Neubau eines Mehrfamilienhauses. Das schlug hohe Wellen, diese Zeitung berichtete exklusiv. Der Text auf der Internetseite des Maklers wurde danach verändert, derzeit werden als Optionen „Entkernen oder Umbau“ genannt.

Teil eines Kulturdreiecks

Der Gasthof sei Teil eines Kulturdreiecks in Seelscheid, heißt es im Antrag der SPD, die eine Erhaltungssatzung vorschlägt, um die Immobilie zu retten. Der Antrag wurde ergänzt, auch die Unterschutzstellung soll geprüft werden und ein Denkmalbereich für das gesamte Fachwerk-Ensemble. Der existiert, anders als von der Verwaltung zunächst angegeben, doch nicht.

1994 sollte dazu eigentlich ein Beschluss gefasst worden sein, berichtete Bürgermeisterin Nicole Berka. „Wir sind in den Keller gegangen, haben im Archiv gewühlt.“ Ein Hinweis, warum das Verfahren gestoppt wurde, fand sich nicht.

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