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Automaten in Merzenich und und MeckenheimAutomatendiebe kommen vor Gericht

3 min

Mehrfach hat die Automatenknacker-Bande zugeschlagen.

Bonn – In der Vorbereitung auf die Abiturprüfungen steckte ein junger Bonner. Die Zeit scheint der 20-Jährige allerdings nicht dazu genutzt zu haben, sein Wissen zu vermehren. Vielmehr soll er mit vier Komplizen, unter anderem dem mehrfach vorbestraften 34 Jahre alten mutmaßlichen Bandenchef, in ganz Deutschland Ticketautomaten der Bahn aufgebrochen haben - unter anderem auch mehrfach im Rhein-Sieg-Kreis.

Demnächst werden sich insgesamt fünf Männer aus Bonn und Alfter im Alter zwischen 19 und 50 Jahren vor allem wegen bandenmäßigen Diebstahls vor dem Bonner Landgericht verantworten müssen. Vier der fünf Angeklagten sitzen in Untersuchungshaft.

Die Bande scheint im Herbst des vergangenen Jahres einen ausgeklügelten Plan entwickelt zu haben: Zunächst wurden, so Gerichtssprecher Philipp Prietze, kurz hintereinander im November 2012 an den Bahnhöfen in Meckenheim und Merzenich zwei Automaten mit einem Stahlseil aus den Verankerungen gerissen.

Offenbar wurden die Automaten dann in einer Werkstatt zerlegt, um herauszufinden, wie sie sich am Besten direkt an den Bahnhöfen knacken lassen. Mit Bohr-, Hebel- und Hitzespuren übersät waren die beiden Fahrkartenautomaten später in der Nähe der Siegfähre in Troisdorf gefunden worden.

Bis Ende März dieses Jahres hat die Bande dann laut Anklage 43 Ticketautomaten entweder aufgebohrt oder aufgebrannt, um an die Geldkassetten mit den Scheinen sowie den Ein- und Zwei-Euro-Münzen zu gelangen. Erbeutet wurden insgesamt wohl mehr als 125 000 Euro Bargeld. An den aufgebrochenen Automaten belief sich der Sachschaden auf fast 500 000 Euro, so der Gerichtssprecher.

Zugeschlagen hatten die Täter nachts in Hennef, Windeck-Dattenfeld, Sankt Augustin-Menden und Bad Honnef. Zudem wurden unter anderem Automaten in Köln, Bonn, Leverkusen, Duisburg, Dortmund und Potsdam geknackt.

Nachdem der 19 Jahre alte Neffe des mutmaßlichen Bandenchefs laut Anklage zum Jahresende ausgestiegen war, soll ein 50-Jähriger dessen Rolle, vor allem das Anmieten und Fahren von Autos übernommen haben. Doch auch bei einem anscheinend für den April dieses Jahres geplanten Raubüberfall auf einen großen Supermarkt in Montabaur spielte der bei einer Sicherheitsfirma beschäftigte Neueinsteiger eine wichtige Rolle.

Das Geschäft war während des laufenden Betriebes umgebaut worden. Da die Alarmanlage deshalb ausgeschaltet war, waren mehrere Sicherheitsfirmen mit dem Schutz des Objektes beauftragt worden - unter anderem die Firma des 50-Jährigen. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Männer während der Dienstzeit des 50-Jährigen zuschlagen und einen weiteren Wachmann notfalls mit Waffengewalt außer Gefecht setzen wollten.

Wie der Gerichtssprecher mitteilte, scheiterte der Plan, den Tresor und hochwertige Elektronikartikel zu rauben daran, dass der Wachmann am Abend vor der geplanten Tat vom Dienst abberufen wurde. In diesem Punkt wird den Angeklagten die Verabredung zu einem Verbrechen vorgeworfen. Nach einer Telefonüberwachung war die ermittelnde Bundespolizei den Verdächtigen auf die Schliche gekommen. Wann der Prozess beginnen wird steht noch nicht fest.