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Hygiene ist TrumpfLehrer ziehen eine Woche nach Unterrichtsbeginn Bilanz

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65 000 Euro hat die Stadt Bonn für Desinfektionsmittel und passende Spendersäulen an den Schulen ausgegeben.

Bonn – Eine Woche lang gehen die ersten Schüler seit dem Lockdown wieder zur Schule. Es sind Abiturienten und Absolventen der zehnten Klassen, die in gewohnter Umgebung unterrichtet werden und für ihre Prüfungen lernen dürfen. Allerdings unter ungewöhnlichen Rahmenbedingungen. „Es ist schon komisch, mir erst die Hände waschen zu müssen, bevor ich mich an meinen Tisch setzen darf“, sagt Paul Krebsbach.

Der 15-Jährige besucht die Karl-Simrock-Schule in Endenich und ist froh, endlich wieder Unterricht live zu erleben. „Es war am Anfang schön, Ferien zu haben. Aber irgendwann vermisst man die Freunde.“ Paul räumt freimütig ein: „Ich bin meiner Mutter manchmal ganz schön auf die Nerven gegangen.“ Und wie klappt es mit dem Abstand halten? Paul und seine Schulkameradin Leonie Spörer (17) haben damit keine Probleme, „auch, wenn man es manchmal vergisst und dem anderen dann doch zu nahe kommt“, sagt die Schülerin.

Disziplin der Schüler sei zufriedenstellend

Doch dann sind die Lehrer mahnend zur Stelle, sagt Schulleiter Arndt Hilse. Er zeigt sich mit der Disziplin seiner Schützlinge zufrieden. Sechs Räume nutzen er und seine Kollegen, um die 57 Prüflinge in Schichten zu unterrichten. Vor den Lehrerpulten sind Spuckschutzwände aufgestellt, die in der Schulwerkstatt hergestellt wurden. Auch hat das Schulamt die Hauptschule wie alle anderen Schulen, die in Betrieb sind, mit Desinfektionsspendern ausgestattet.

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Hilse fühlt sich vom Schulträger Stadt Bonn gut versorgt. Zu Beginn der Krise vor dem Lockdown hat er noch auf eigene Faust die Drogeriemärkte nach Desinfektionsmitteln durchkämmt. „Ich kriege immer wieder Anrufe von Schülern, die auch gerne wieder zum Unterricht kommen würden“, erzählt er, „doch ich kann mir nicht vorstellen, wie ich bis zu den Ferien alle Kinder  unterrichten soll. Dafür fehlen mir Räume“.

Maskenpflicht in Absprache mit den Kollegen

Birgit Hufnagel leitet das Robert-Wetzlar-Berufskolleg an der Kölnstraße, wo nun  täglich zwischen 100 und 300 Schüler der insgesamt 600 Absolventen auf ihre Abschlussprüfungen vorbereitet werden. Das Kolleg ist in mehreren Gebäuden untergebracht, ebenso ist die Außenstelle in Röttgen geöffnet. „Die Stadt hat sich sehr angestrengt, uns mit ausreichenden Desinfektionsmitteln auszustatten“, lobt Hufnagel, „aber es reicht nicht aus, um alle Eingänge mit Spendern auszustatten“.

In Absprache mit dem Kollegium hat sie die Maskenpflicht eingeführt. Unter anderem, weil die Schüler auf den Fluren und auch auf dem Pausenhof Schwierigkeiten hätten, die Abstandsregeln strikt einzuhalten. Die große Frage für sie und ihre Kollegen ist: Wie geht es nun weiter? Das wüsste auch Manfred Theis gerne. Der Direktor des Clara-Schumann-Gymnasiums in der Südstadt ist erleichtert, dass die erste Woche Unterricht auch in seiner Schule besser gelaufen ist als anfangs gedacht – hatten doch Schulträger und  Schulen nur wenige Tage Zeit für die reaufwendigen Vorbereitungen.

Rolf Haselkuß ist Lehrer an der Realschule Hardtberg und Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Bonn. Er berichtet von überwiegend positiven Rückmeldungen aus den Schulen   und lobt das Schulamt wie auch alle Schulleitungen: „Sie haben diese neue Herausforderung in der Kürze der Zeit gut bewältigt.“ An die Adresse der Landesregierung warnt er jedoch davor, die Schulen zu schnell für weitere, größere Schülergruppen zu öffnen. Das sei unter den derzeitigen Umständen nicht verantwortbar.