Kaleidoskop von AusstellungenSo feiern Bonns Museen Beethovens 250. Geburtstag

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Im LVR-Landesmuseum stellten die einzelnen Häuser ihre Pläne für das große Beethoven-Jubiläumsjahr 2020 vor.

Bonn – In der Steinzeitabteilung des LVR-Landesmuseums Bonn liegt eine Flöte, geformt aus dem Flügelknochen eines Schwans und mindestens 20.000 Jahre alt. Auf diesem Instrument sei sicherlich gespielt worden, sagte Museumsdirektorin Gabriele Uelsberg; man wisse zwar nicht, was, aber dass es benutzt worden sei, beweise die besondere Qualität der Musik für den Menschen: „Es gibt keine Kultur ohne Musik“.

Daran knüpft nicht nur das Museum in der Colmantstraße an, das aus Anlass des Beethoven-Jubiläumsjahres 2020 die Mitmachausstellung „Music! Hören, Machen, Fühlen“ plant, denn auch das Werk Ludwig van Beethovens, dessen 250. Geburtstag im kommenden Jahr gefeiert wird, ist Teil dieser weltumspannenden Wirkung von Musik.

Beethoven bis Beyoncé

Die Jubiläumsgesellschaft BTHVN 2020 fördert zum Festjahr ein Kaleidoskop von Ausstellungen, sie seien „wesentlicher Teil unseres Jubiläumsprogramms“, sagte am Donnerstag Geschäftsführer Ralf Birkner. Allein in Bonn kämen 50 Einrichtungen in den Genuss von Zuschüssen für Projekte, die sie in eigener Verantwortung organisieren.

LVR-Landesmuseum: Es begeht im nächsten Jahr sein 200-jähriges Bestehen, es wurde am 4. Januar 1820 gegründet, als Beethoven noch lebte. „Wir sind also Zeitgenossen“, schmunzelte Uelsberg. Die von Lothar Altringer konzipierte Mitmachausstellung (21. November 2019 bis 13. September 2020) nimmt aber nicht nur den großen Sohn der Stadt Bonn in den Blick, sondern stellt an 30 interaktiven Stationen das gemeinsame Erleben von Musik in den Mittelpunkt, von Beethoven bis Beyoncé, von Subkultur bis Klassik und von Europa aus rund um die Welt. Das Beethoven Orchester Bonn (BOB) spielt für die Ausstellung den zweiten Satz der 9. Sinfonie ein, und die Besucher können sich in einen Pavillon setzen und mittels Lautsprechern erleben, wie es ist, mitten in einem Orchester zu sein. Ein weiteres Projekt nennt sich „Vielsaitig“, eine Klangskulptur zum Anfassen, die durch die Stadt zieht und in Kindergärten, Schulen und auf Plätzen Station machen wird.

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Bonn fährt so einiges auf zum 250. Geburtstag des Komponisten.

Kunsthalle: Die zentrale Ausstellung zum Jubiläumsjahr organisieren gemeinsam das Beethoven-Haus und die Bundeskunsthalle. Sie heißt „Beethoven.Welt.Bürger.Musik“ (17. Dezember 2019 bis 26. April 2020) und soll über Leben, Werk und Wirkung des Komponisten informieren. Das Museum in Beethovens Geburtshaus steuert wertvolle Handschriften bei, dazu Druckplatten und Erstausgaben von Werken. An einer Mitmachstation steht ein an der Universität von Toronto (Kanada) gefertigter Stuhl, der dem Benutzer mittels Vibrationen Beethovens Musik überträgt – ein Hinweis auf seine Schwerhörigkeit.

Kunstmuseum: Das allmähliche Verlöschen der Hörkraft stellt Kurator Volker Adolphs vom Kunstmuseum in den Mittelpunkt der Ausstellung „Sound and Silence – Der Klang der Stille in der Kunst der Gegenwart“ (18. Juni bis 1. November 2020). 50 Künstlerinnen und Künstler, darunter Joseph Beuys und John Cage, loten die Sphäre des Schweigens und der Stille sowie die Verbindungen zwischen dem Noch-Nicht und dem Nicht-Mehr des Hörbaren aus. In Installationen, Performances, Videos, Filmen, Fotos und Zeichnungen soll der Klang der Stille fassbar werden.

Haus der Geschichte: Der Rock’n’Roll-Pionier Chuck Berry schob 1956 mit seinem Hit „Roll over Beethoven“ den Meister ironisch beiseite, aber der Bonner Titan hat auch das überlebt. Beide treffen von Juni 2020 bis Januar 2021 im Haus der Geschichte in der Ausstellung „Hits & Hymnen – Klang der Zeitgeschichte“ aufeinander. Das deutsch-historische Museum beschäftigt sich mit dem politischen Medium Musik – ob als Protest gegen das Establishment, als „Rock gegen rechts“ oder mit dem als Europahymne intonierten Schlusschor aus der 9. Sinfonie.

Kunstverein: Das Haus am Hochstadenring lässt den Videokünstler Jermey Deller (London) einen Kurzfilm mit über 100 Akteuren aus der Region drehen; auch das BOB ist dabei. Das Ergebnis wird von Februar bis April 2020 präsentiert.

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Stadtmuseum: Mit „Bonns goldenes Zeitalter“ erinnert das Stadtmuseum an die Residenzstadt zur Zeit Beethovens (April bis Juli 2020). Im Ernst-Moritz-Arndt-Haus ist Beethoven als Comicfigur im Einsatz: In Japan tritt er als „Inspecteur Eroica“ oder als „Astro Boy“ auf (Oktober bis Dezember 2020).

Frauenmuseum: Hier ist das Thema gleichsam vorgegeben: „Beethoven und die Frauen“ heißt der Beitrag (2. Februar bis 1. November 2020) zum Jubiläumsjahr. Auf allen drei Etagen Im Krausfeld 10 soll sich „ein Szenarium aus Geschichte, aktueller Kunst, Musik und Videoproduktionen entfalten“. Der Salon der Helene von Breuning, einer Förderin des jungen Ludwig van Beethoven, wird nachgebaut. Curt Delander vermittelt mit Fundstücken eine Ahnung vom Wohnhaus der Familie Beethoven in der Rheingasse, dessen Türbeschläge und einige Hofplatten er aus dem Schutt des abgerissenen Gebäudes geborgen hat.

August-Macke-Haus: Orpheus, der Sänger und Dichter aus der griechischen Mythologie, ist ein früher „Kollege“ Beethovens. Ihm widmet das Museum in der Bonner Nordstadt die Schau „Orpheus – Traum und Mythen in der modernen Kunst“ (11. Oktober 2019 bis 16. Februar 2020), in der von August Macke ausgehend die Orpheus-Darstellungen vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart in den Blick genommen werden.

www.bthvn2020.de  

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