Sauerei in BonnTauben sammeln sich am Bahnhof

Beim Gang durch die Nordunterführung hilft im Zweifelsfall ein Regenschirm gegen den herunterfallenden Taubenkot.
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Bonn – Solange die Standortsuche nach einem Haus für die Bonner Stadttauben noch andauert, suchen sich die Vögel selbst ein Dach über dem Kopf. In der Nordunterführung am Hauptbahnhof zum Beispiel sammeln sich derzeit zahlreiche Tauben, auch im Gebälk der neuen Fußgängerbrücke. Die Gehwege darunter sind voller Kot. Fußgänger versuchen eiligen Schrittes, das Ende der Unterführung zu erreichen, ohne etwas abzubekommen.
Auf Nachfrage teilte die Stadt mit, dass ihr die Problematik noch nicht bekannt gewesen sei. „Der Stadtordnungsdienst wird die Situation dort überprüfen, insbesondere hinsichtlich etwaiger verbotener Taubenfütterung“, sagte Kristina Buchmiller vom Presseamt. Die Reinigung der Gehwege sei in Auftrag gegeben.
Warum haben sich die Tiere ausgerechnet die Nordunterführung als Behausung ausgesucht? Stadttauben stammen von der Felsentaube ab, sagt Simone Kallergis, die sich sich seit 17 Jahren ehrenamtlich um die Vögel in Bonn kümmert. „Sie sind und waren keine Waldbewohner und werden daher nie in Bäumen brüten. Die Bauten der Menschen kommen ihrem natürlichen Habitat am nächsten“, so Kallergis.
Geschützt vor Fressfeinden
Auf Balkonen, Mauern und Stahlträgern oder unter Brücken wie im Falle der Nordunterführung seien die Tauben geschützt vor Witterung und Fressfeinden. Außerdem sei die Stadt nicht weit, wo sie sich von Abfällen der Menschen ernährten.
Kallergis und andere Ehrenamtliche wollen einen Taubenschlag in der Innenstadt errichten und selbst betreuen. Nach ersten Gesprächen mit der Stadt begann im vergangenen Jahr die Standortsuche. Den Windeckbunker und zwei Immobilien am Friedensplatz schloss die Verwaltung im Juli aus. „Als tatsächlich sinnvoll hat sich nur ein Bereich am Busbahnhof herausgestellt“, erklärt Buchmiller.
Bestätigung am 9. März
Anfang Februar hat die Bezirksvertretung Bonn beschlossen, dass das Amt für Umwelt und Stadtgrün den Ort nördlich des Bonner Hauptbahnhofs für ein mobiles Taubenhaus näher prüfen soll. Alternativ will das Amt auch das Dach des Karstadt-Gebäudes als möglichen Standort untersuchen, sagt Buchmiller. Der Beschluss müsse in der Sitzung des Hauptausschusses am 9. März noch bestätigt werden.
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Mit einem Taubenschlag wäre es möglich, die Taubenpopulation nachhaltig und tierschutzgerecht zu kontrollieren, erläutert Kallergis. Im Schlag könnten die Tiere gefüttert und ihre Eier gegen Attrappen ausgetauscht werden. Das bringe viele Vorteile für Mensch und Tier. „Eine artgerechte, ausreichende Fütterung führt zu weniger nach Futter suchenden Tauben auf der Straße. Die Bindung an den Schlag lässt die Tauben den überwiegenden Tag dort verbringen, sodass auch der Hauptteil des Kots dort anfällt und entsorgt werden kann. Und der Austausch der Gelege verhindert weiteren Nachwuchs“, sagt Kallergis.
Die Stadt müsste so weniger Geld in die Reinigung von Gehwegen und Gebäuden investieren. Man dürfe keine Wunder erwarten, aber Kallergis ist sich sicher, dass ein Haus für ihre Schützlinge ein erster Schritt wäre. Wenn der Standort sicher ist, will sie mit ihren Mitstreitern einen Verein gründen, der den Taubenschlag finanzieren und betreuen soll.