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HobbyUnd sie tanzten einen Tango

3 min

Freunde des Tanzes: Eva Marschner mit Tanzpartner Stefan Bader und Lehrer Marc Leder.

Bonn – Es war im Urlaub in Argentinien, als sich Eva Marschner in den Tango verliebte: Überall auf den Straßen von Buenos Aires waren sie zu sehen, die argentinischen Tänzer, die den südamerikanischen Tanz so leidenschaftlich in der Öffentlichkeit präsentierten. Als Marschner sie beobachtete, war sie sofort begeistert – von der Musik und der Anmut, den Gefühlen und der Leidenschaft, die vom Tango ausgehen. Seitdem hatte Eva Marschner immer den Wunsch, die Leidenschaft dieses Tanzes zu ergründen und vielleicht beim nächsten Buenos-Aires- Urlaub selbst in den Straßen der Stadt zu tanzen.

 Über eine Freundin erfuhr sie dann von dem Tanzlehrer Marc John Leder und seinem Kursangebot. Leder hat sich ganz auf den Tango Argentino spezialisiert und unterrichtet diesen seit zwei Jahren in Hennef und Siegburg. Seit Anfang Mai bietet er auch in der Tapetenfabrik Beuel einen Einstiegskurs an. Marc Leder liebt den Tango Argentino, insbesondere deshalb, weil es sich dabei nicht um einen Tanz mit festgelegten Schritten, sondern um einen Improvisationstanz handelt: „Man weiß nie so genau, was als nächstes passiert.

Jede meiner Bewegungen provoziert eine neue Bewegung meiner Partnerin. Tango ist wie ein Mosaik von Schritten“, schwärmt Leder. Sich auf den Partner einlassen zu können ist dabei sehr wichtig: „Der Tango Argentino ist eine exklusive Kunst, bei der man sich auf eine sehr persönliche Ebene begibt. Er erzeugt einen Ausdruck als Paar, der ungefiltert ist“, erklärt Leder.

 Kein Wunder, dass es bei vielen Tanzpaaren schnell knistert – der mögliche Beginn manch einer neuen Beziehung: „Ich habe meine Frau auch beim Tangotanzen kennengelernt“, berichtet Leder. Die Begegnung und das Knistern stehen auch bei Leders Kursen im Vordergrund, daher fordert er seine Tanzpaare immer wieder auf, nicht zurückhaltend zu sein.

Die erste Begegnung mit dem Tango hat Leder einem WG-Partner aus Studienzeiten zu verdanken: Während seines Studiums in Bonn wohnte er mit einem Mexikaner zusammen. „Bryan De Valdivia hieß er“, erinnert sich Leder noch sehr gut. Bryan De Valdivia hatte damals seine WG-Miete in Form von Tangostunden abgezahlt und führte Leder in die Köln-Bonner Tango-Szene ein. Nach stundenlangen Tanz-Ekstasen kam man nicht selten erst um vier Uhr morgens nach Hause.

Leder hatte das Tango-Fieber so sehr gepackt, dass er jahrelang bei dem berühmten Tanzpaar Marianna Montes und Sebastian Arce in Amsterdam Unterricht nahm: „Das hat mich sehr geprägt“, blickt Leder zurück. Doch der Tanzlehrer ist überzeugt, dass Tango-Unterricht in Deutschland oder Holland nicht mit dem in Südamerika zu vergleichen ist und Europäer nicht an die Leistungen der Argentinier herankommen können: „Da fehlt einfach das Feuer, was die Südamerikaner haben. Zudem sind wir viel kopflastiger als die Argentinier.“ Gerade deshalb möchte Leder bei seinen Tanzkursen die Begegnung und das Knistern in den Vordergrund stellen. Auch wenn für das Erlernen des Tango Argentino keine Vorkenntnisse erforderlich sind, rät Leder allen Tanzpaaren, Geduld mitzubringen: „Ein Grundgefühl für das Führen und Folgen zu bekommen, kann drei bis vier Monate dauern“, erklärt Leder.

Eva Marschner und ihr Tanzpartner bringen sehr viel Geduld mit: Bis zur nächsten Argentinien-Reise lassen sie sich noch Zeit, auch wenn die Straßen von Buenos Aires schon warten.www.freetango.de