JubiläumsfestMuseum Koenig wird 100

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Vor 100 Jahren wurde der Grundstein für das Hauptgebäude gelegt. Das Museum Koenig feiert am Wochenende Jubiläum und zeigt eine neue Ausstellung zur Geschichte des Hauses.

Vor 100 Jahren wurde der Grundstein für das Hauptgebäude gelegt. Das Museum Koenig feiert am Wochenende Jubiläum und zeigt eine neue Ausstellung zur Geschichte des Hauses.

Bonn – Das Museum Koenig ist ein Kindertraum, der heute noch Kinder und Wissenschaftler gleichermaßen begeistert. Schon mit elf Jahren war Alexander Koenig (1858-1940) sicher, dass seine gesammelten Vogeleier, Federn und Nester einmal den Weg ins eigene Museum finden würden. Er unterzeichnete seine Inventarlisten mit "der Direktor Alexander Koenig". Vor 100 Jahren wurde schließlich der Grundstein für das Hauptgebäude seines Naturkundemuseums gelegt. Das Museum Koenig feiert am Wochenende Jubiläum und zeigt eine neue Ausstellung zur Geschichte des Hauses.

Alexander Koenig war Sohn des "Zuckerkönigs" Leopold Koenig, einem der führenden Industriellen des russischen Zarenreichs. Wegen der guten Luft lebte die Familie in Bonn am Rhein. Ihr Stammsitz ist weltbekannt: Die einstige Villa Koenig heißt heute Villa Hammerschmidt und ist zweiter Dienstsitz des Bundespräsidenten. Zuckerbrezeln an der Fassade zeugen davon, wie die Familie zu ihrem großen Vermögen gekommen ist.

In der elterlichen Villa eröffnete Schüler Alexander sein erstes "Naturhistorische Cabinett". Der Vater finanzierte nicht nur die Sammelleidenschaft seines Sohnes, das gesamte Museum ist letztlich auf Zucker gebaut. Nach der Hochzeit stellte er Alexander Koenig und seiner Frau Margarethe zunächst eine Villa an der Koblenzer Straße, der heutigen Adenauerallee, zur Verfügung.

Der Sohn begann, sein Refugium Stück für Stück zu erweitern. Die Exponate passten zunächst noch ins Obergeschoss seiner Villa, doch er kaufte benachbarte Gartengrundstücke, um einen Park anzulegen. 1900 wurde in einem großen Anbau an der Villa das private Ornithologische Museum eröffnet. Herzstück war die Eiersammlung in einem Saal mit Oberlichtern aus bunt bemaltem Glas.

Anlässlich der Grundsteinlegung vor 100 Jahren feiert das Museum Koenig, Adenauerallee 160, Samstag und Sonntag, 1./2. September, ein Jubiläumsfest. Neben der Sonderausstellung zum Jubiläum gibt es "lebende Forschung": Besucher können mit Wissenschaftlern sprechen. Der Park ist geöffnet, und Gäste zum Flanieren oder Ausruhen im Parkcafé eingeladen. Geöffnet ist von 10 bis 18 Uhr, der Eintritt frei.

11 bis 13 Uhr; 14 bis 16 Uhr: "lebende Wissenschaft" 13.30 Uhr: Führung hinter die Kulissen: Vögel 14 Uhr: Parkführung: Bäume 14.30 Uhr: "Animalia": Natur, Kunst und digitaler Technik 15 Uhr: Kinderführung "Sammelfieber". Kinder dürfen in die Eiersammlung des Museums und erfahren, wie man eine wissenschaftliche Sammlung anlegt. 15.30 Uhr: Führung hinter die Kulissen: Alexander Koenig und seine Vögel 16 Uhr: Führung hinter die Kulissen: Clas-M.-Naumann-Bau

11 bis 13 Uhr; 14 bis 16 Uhr: "lebende Wissenschaft" 10.30, 14.30 und 16 Uhr Führung hinter die Kulissen: Clas M. Naumann-Bau 11 Uhr: Familienführung durch die Sonderausstellung "100 Jahre Grundsteinlegung" 15 Uhr: Führung: Alexander Koenig und seine Vögel 15.30 Uhr: Führung hinter die Kulissen: Vögel 13 bis 16 Uhr: "Sammelfieber" Mitmach-Station für die Familie 14 und 15 Uhr: Rainer Hutterer führt durch die von ihm konzipierte Sonderausstellung 16 Uhr: Parkführung (koe)

Schon vor dem Bau des heutigen Museums muss das Gelände ein faszinierender Ort sein. "Ich blieb bei einer Schar Neugieriger am Tore stehen und sah gerade noch, wie die zusammengerollte Haut eines Flusspferdes oder eines Nashornes hineingetragen wurden", berichtet der schwedische Naturfotograf Bengt Berg, der 1913 zu Gast in Bonn war. Im Garten fand er Teiche mit tropischen blauen und roten Seerosen, drinnen wurden gerade afrikanische Vögel "in den Farben aller Edelsteine" ausgepackt.

Heute ist von den Ursprungsbauten nicht mehr viel zu sehen. Die Villa wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und als Zweckbau neu errichtet, das Ornithologische Museum ab 1912 in die Fassade des Neubaus integriert. Nur wer sich die heutigen Gebäude von der Rückseite aus ansieht, kann den Altbau anhand der Sandsteinbalustrade mit den Adlern erkennen. Am 3. September 1912, dem Geburtstag seiner Frau, legte Alexander Koenigs den Grundstein für sein größtes Projekt gelegt: ein Museum. Architekt Gustav Holland aus Berlin war ein Schulfreund von ihm und Hofbaurat beim preußischen König. "Alexander Koenig war als Forscher und Ornithologe international vernetzt. Eines der Vorbilder könnte das Museum für Naturkunde in Berlin gewesen sein", sagt Archivar Rainer Hutterer.

Der Weg bis zur Eröffnung war weitaus schwieriger als gedacht. "1914 war der Rohbau fertig, wurde sofort beschlagnahmt und als Kaserne genutzt", berichtet Hutterer. Margarethe Koenig richtete ein Lazarett ein. Die Sammlung war unterdessen im Keller eingemauert. 1926 wurde die Beschlagnahmung aufgehoben, doch die Weltwirtschaftskrise traf auch Alexander Koenig. Er hatte durch die Inflation einen großen Teil des geerbten Vermögens verloren. Er führte zähe Verhandlungen mit dem Deutschen Reich, das das Museum schließlich als Forschungsinstitut übernahm. Mit der Eröffnung am 13. Mai 1934 wurde der Kindertraum endlich Wirklichkeit, sechs Jahre später starb Alexander Koenig. "Er hat sein ganzes Kapital eingesetzt und viel mehr hinterlassen als andere reiche Leute", sagt Hutterer.

Bis zum Tod Alexander Koenigs hatten die Nazis das Museum in Ruhe gelassen. Später mussten sich die Mitarbeiter gegen Diffamierungen wehren und für den Erhalt seines Erbes kämpfen.

Das Museum Koenig wurde schließlich zur Wiege der Demokratie: Am 1. September 1948 fand im Lichthof die Eröffnungssitzung des Parlamentarischen Rates statt. Heute kann man im Museum eine Zeitreise machen: Die Dioramen und alten Vitrinen aus der Zeit Alexander Koenigs sind dort ebenso zu sehen wie moderne Ausstellungsstücke zum Ausprobieren und Mitmachen. Die Jubiläumsschau zeigt bisher unveröffentlichte Fotos von der Bauphase und Filmausschnitte von Forschungsreisen Koenigs. Auch der Blick hinter die Kulissen lohnt sich beim Jubiläumsfest, denn die jüngste Erweiterung, der Clas-M.-Naumann-Bau, beherbergt moderne Magazine mit den faszinierenden Sammlungen des Forschers.

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