KommunalwahlBonner Oberbürgermeister wird in Stichwahl ermittelt

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In der Grünen-Geschäftsstelle in der Dorotheenstraße verfolgte Katja Dörner sichtlich gelöst die Bekanntgabe der Wahlergebnisse im Internet.

In der Grünen-Geschäftsstelle in der Dorotheenstraße verfolgte Katja Dörner sichtlich gelöst die Bekanntgabe der Wahlergebnisse im Internet.

Bonn – Oberbürgermeister Ashok Sridharan muss sich in zwei Wochen einer Stichwahl gegen Katja Dörner (Grüne) stellen. Der CDU-Mann hatte bei der Wahl 2015 mit 50,1 Prozent noch auf Anhieb den Chefposten erobert. Am Sonntag holte er 34,5 Prozent, seine Gegenkandidatin, die stellvertretende Vorsitzende der Grünen Bundestagsfraktion, schaffte 27,5 Prozent. Die Grünen sind damit klarer Gewinner der Kommunalwahl, denn auch bei der Ratswahl liegen sie vorn.

Abwärtstrend der SPD geht weiter

Die SPD-Bewerberin Lissi von Bülow kam mit 20,1 Prozent auf Platz 3. Der Abwärtstrend der Sozialdemokraten setzt sich auch in Bonn fort, denn die Bornheimer Sozialdezernentin schnitt schlechter ab als der SPD-Kandidat von 2015, Peter Ruhenstroth-Bauer, der damals 23,7 Prozent einfuhr. Die weiteren Ergebnisse der OB-Wahl: Werner Hümmrich (FDP): 3,5 Prozent, Dr. Michael Faber (Die Linke): 5 Prozent, Dr. Christoph Manka (Bürgerbund Bonn/BBB): 6,2 Prozent, Kaisa Ilunga (Bündnis für Innovation und Gerechtigkeit/BIG): 1 Prozent, Frank Findeiß (Die Partei): 2 Prozent.

Die Wahlbeteiligung lag bei 56,3 Prozent (2015: 45 Prozent). Dörner holte mehr Stimmen als der Grüne Kandidat von 2015, Tom Schmidt, der auf damals sensationelle 22,1 Prozent kam. Sie gewann vor allem in der Nord- und Südstadt, in Bonn-Zentrum und in Endenich. Die Partei wird künftig auch im Stadtrat größte Fraktion mit wahrscheinlich 18 Sitzen sein (plus 2). Die CDU entsendet vorläufig 17 Stadtverordnete (minus 10), die SPD 10 (minus 10), die Linke 4 (minus 1), BBB 5 (plus 1), BIG 1 (gleich).

Die Partei und Volt mischen jetzt mit

Erstmals vertreten im Kommunalparlament sind die Parteien Die Partei mit einem Vertreter und Volt mit drei Mitgliedern, und damit genauso vielen wie die FDP (bisher sieben).  Die AfD holte zwei Sitze. Nicht mehr dabei sind die Piraten und die Allianz für Bonn, die nicht wieder antrat. Weit abgeschlagen der Einzelbewerber Stephan Post mit 101 Stimmen.

Die Grünen gewannen auch in zwei Stadtbezirken, nämlich mit 36 Prozent in Beuel und mit 34 Prozent in Bonn, in Bad Godesberg und in Hardtberg war die CDU mit 27 Prozent beziehungsweise 32 Prozent nicht zu schlagen (vorläufige Ergebnisse).

OB Sridharan bleibt gelassen

OB Sridharan schien nicht enttäuscht zu sein, dass er in die Stichwahl muss: „Das war zu erwarten“, wies er auf eine vor zwei Wochen veröffentliche Umfrage hin.

Sridharan dpa

Bonns OB Sridharan

Nun wolle er in den nächsten 14 Tagen „nochmal richtig Gas geben“, damit er weitere fünf Jahre als Obermeister wirken könne. Dörner freute sich über ihr persönliches Ergebnis und rechnet sich gute Chancen für den 27. September aus. Von Bülow sprach nicht nur wegen der Corona-Pandemie von einem „nicht einfachen Wahlkampf“, in dem sie es als Angreiferin schwerer gehabt habe als der Amtsinhaber oder die Bundestagsabgeordnete Dörner.

Die 45-Jährige will nun weiter engagiert in Bornheim arbeiten, überlegt aber, sich ehrenamtlich in Bonn einzubringen: „Ich bin Bonnerin, mein Herz hängt an dieser Stadt.“  Sichtlich frustriert war FDP-Mann Hümmrich. Das Ergebnis spiegele nicht den engagierten Wahlkampf  wider. Aber: „Wir haben die Wahl vor Ort nicht gewuppt“, gab er zu. Gefragt werden müsse aber auch, ob überregionale Themen hineingespielt haben. Welche? Klare Antwort: „Die bundespolitische Trägheit der FDP“.

Das erste Ergebnis der OB-Wahl lief um 18.30 Uhr im Wahlzentrum im Stadthaus ein. Es kam aus dem Stimmbezirk Landsberger Straße in Tannenbusch und entsprach in etwa dem Endresultat. Unterdessen wurden noch immer lange Schlangen von Wahlberechtigten gemeldet, die an der Gesamtschule Bonns Fünfte in der Eduard-Otto-Straße und in der Arnold-von-Wied-Schule in Vilich auf Einlass warteten. Wegen der strengen Hygienebestimmungen war es dort zu Verzögerungen bei der Stimmabgabe gekommen. In Kessenich wurde bis 18.50 Uhr gewählt, in Vilich sogar bis 19.20 Uhr.

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