Kundgebung auf FriedhofHunderte pro-russische Demonstranten fahren von Köln nach Bonn

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Autokorso Bonn

Hunderte Autos haben an einem Autokorso zu einem sowjetischen Ehrenmal in Bonn teilgenommen.

Bonn – Bei einer pro-russischen Kundgebung haben Teilnehmer am Sonntag auf einem Bonner Friedhof Blumen und Kränze an einem sowjetischen Ehrenmal niedergelegt. Auch Reden wurden gehalten, wie ein dpa-Fotoreporter berichtete.

Laut Polizei nahmen rund 500 Menschen teil. Die Veranstaltung sei in Köln angemeldet worden. Die Anmelderin habe zur Wahrung der Friedhofsruhe auf Lautsprecheranlagen verzichtet. Zeitgleich hätten sich rund 60 Personen am russischen Generalkonsulat in Bonn getroffen - ebenfalls mit russischen Fahnen. Beide Versammlungen seien friedlich verlaufen, teilte die Polizei am Abend mit.

Autokorso Bonn II

Ein Teilnehmer des Autokorsos trägt am sowjetischen Ehrennmal auf dem Friedhof in Bonn-Lessenich eine russische Nationalfahne.

Ein wenig außerhalb des Bonner Stadtteils Duisdorf liegt der neue Duisdorfer Friedhof. Direkt hinter dem Eingang auf der rechten Seite befindet sich eine steinerne Stele auf einem steinernen Sockel. Hinter ihr liegen etwas durch eine Hecke und Bäume verdeckt die „privaten“ Gräber, markiert mit dem sowjetischen Stern, das Ziel des Autokorso.

Eine neue Stufe der Auseinandersetzung

Auf dem Weg nach Bonn fuhr der Korso auch durch Troisdorf. Die Aktion wurde heftig kritisiert vom Bündnis „Die Fraktion“ im Troisdorfer Stadtrat; ein Zusammenschluss der UWG Regenbogen und „Die Partei“. In einem offenen Brief an Bürgermeister Alexander Biber erklärt Fraktionsvorsitzender Hans Leopold Müller, mit dem „polizeibegleiteten und somit wohl demonstrationsrechtlich angemeldeten Autokorso von Putinfreunden“ durch Spich und Troisdorf-Mitte scheine „eine neue Stufe der Auseinandersetzung gezündet worden zu sein“.

Darin gehe es darum, die Rollen von Tätern und Opfern zu vertauschen. An den Gemeindechef appelliert Müller, „den Anfängen zu wehren, die eine Geschichtsumdeutung à la RT (Russia Today, d. Red.) im Sinn haben, damit den Kriegsverbrecher Putin zum Opfer hochstilisieren und die Ukraine zum Tätervolk degradieren wollen“. Es scheine angezeigt, insbesondere vor dem Rathaus mehr Farbe zu bekennen und Partei für die angegriffene Ukraine zu ergreifen.

„Die Fraktion“ fordert Biber auf, die Fahne „Bürgermeister für den Frieden“ erneut und zwei ukrainische Flaggen daneben aufzuziehen. Auf diese Weise solle sichtbar Partei ergriffen werden für den osteuropäischen Staat.

Mit Hunderten Autos von Köln nach Bonn

Die Kundgebungsteilnehmer waren zuvor in einem Autokorso mit mehreren Hundert Autos von Köln aus nach Bonn gefahren. Dabei seien Autos mit russischen Fahnen, in einem Fall auch mit einer sowjetischen Fahne mit Hammer und Sichel ausstaffiert worden, berichtete der Fotoreporter.

Ein „Z“ hätten die Demonstranten nicht gezeigt. Dieses Symbol ist seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine häufig auf Panzern und Uniformen der Russen zu sehen. Führende NRW-Politiker von CDU, FDP und SPD hatten sich für ein Verbot des Symbols ausgesprochen. Die NRW-Landesregierung prüft sogar Möglichkeiten, strafrechtlich gegen die Verwendung dieses Symbols in der Öffentlichkeit vorzugehen.

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„Die Aktion steht in Zusammenhang mit dem russischen Angriff auf die Ukraine“, hieß es in einer Mitteilung der Polizei. Es sei mit erheblichen Verkehrsbehinderungen in Bonn zu rechnen, hatte die Polizei gewarnt. (dpa, est)

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