Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Rätsel um Trudel UlmenMann gesteht Tötung nach 16 Jahren

Lesezeit 3 Minuten

Nach 16 Jahren hat der Ehemann die Tötung seiner Frau gestanden.

Bonn/Rheinbach – 16 Jahre nach der Tötung seiner Ehefrau hat ein 57-Jähriger aus Rheinbach das Gewaltverbrechen vor dem Bonner Landgericht gestanden. „Ich habe etwas gemacht, was ich nicht hätte machen dürfen“, sagte der Angeklagte am Montag zum Prozessauftakt.

Bei einem Streit über beiderseitige Affären habe er 1996 ein Kissen genommen und die gebürtig aus Mayen in der Eifel stammende Arzthelferin Trudel Ulmen erstickt. Die beiden waren bis dahin 20 Jahre verheiratet gewesen.

Gertrud Gabriele Lenerz wird in Mayen (Eifel) geboren und wächst als mittleres von drei Kindern eines Lokführers auf. Nach sehr gutem Realschulabschluss absolviert sie eine Ausbildung zur Arzthelferin.

Vor dem Standesamt in Mayen heiratet Trudel Lenerz ihren langjährigen, gleichaltrigen Jugendfreund und nimmt dessen Nachnamen Ulmen an. Sie t zieht sie mit ihm nach Rheinbach

Das Ehepaar kauft und bezieht ein Einfamilienhaus am KAB-Ring.

Trudel Ulmen tritt eine Stelle als Halbtagskraft im Medizinischen Archiv des Neurologischen Rehabilitationszentrums Godeshöhe an.

Trudel Ulmen erscheint nicht an ihrem Arbeitsplatz. Am Folgetag erstattet ihr Mann Vermisstenanzeige bei der Bonner Polizei. Drei Tage später informiert er die Polizei darüber, seine Frau habe sich am Vortag, einem Sonntag, telefonisch bei ihm gemeldet und berichtet, sie habe sich mit einem Liebhaber ins Ausland abgesetzt. Sie sei wohlauf. Damit galt der Vermisstenfall als aufgeklärt, die Akte wird fünf Jahre später ordnungsgemäß vernichtet, so wie das bei aufgeklärten Fällen üblich ist.

In einem Waldstück nahe der Bad Honnefer Ortschaft Rottbitze, ganz in der Nähe der A3-Abfahrt Bad Honnef/Linz, entdeckt ein Radfahrer eine weibliche Leiche. Die Polizei ermittelt fieberhaft, stellt aber keinen Zusammenhang zwischen der unbekannten Toten und der nur vier Monate zuvor verschwundenen Rheinbacherin her.

Trudel Ulmens Mann reicht beim Amtsgericht Rheinbach die Scheidung ein. 1997 wird die Ehe in Abwesenheit der Ehefrau geschieden. Sie gilt nun als unbekannt verzogen.

In der Tageszeitung erscheint eine Bekanntmachung des Amtsgerichts Rheinbach. Darin wird Trudel Ulmen aufgefordert, sich bis zum 28. Februar 2012 in Zimmer 207 des Amtsgerichts einzufinden, weil sie sonst für tot erklärt wird.

In der Zeitung erscheint ein Bericht über den mysteriösen Fall und die Hintergründe der amtlichen Bekanntmachung des Gerichts. Nach 16-jähriger Pause nimmt die Kripo die Ermittlungen wieder auf.

Kriminaldirektor Hans-Willi Kernenbach reist nach Mayen, um die Familie des Opfers persönlich vom Tod ihrer Angehörigen zu unterrichten. Denn die unbekannte Tote aus dem Siebengebirge ist zweifellos Trudel Ulmen. Zur gleichen Zeit wird der Ex-Mann des Opfers im Präsidium vernommen. Kurz nach Mitternacht gesteht er dann die Tat. Haftbefehl wird beantragt und erlassen.

Nach der Tötung habe er die Leiche in einem Waldstück vergraben, sagte der Physiotherapeut. Anschließend meldete er seine damalige Frau als vermisst und baute über 16 Jahre ein Lügengerüst auf. Die Polizei legte den Vermisstenfall schließlich zu den Akten. Erst in diesem Frühjahr wurde der Fall nach Zeitungsrecherchen neu aufgerollt und eine Verbindung zu einer Monate nach der Tat gefundenen Leiche in Bad Honnef hergestellt. (dapd)