DauercampingIdylle im Wohnwagen

Grüne Idylle in Lohmar: Der Campingplatz ist für viele längst Heimat.
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Rhein-Sieg-Kreis – Ein Eigenheim im Grünen ist für viele Menschen ein Traum. Doch was, wenn es nur die Größe einer Einzimmerwohnung hat? Für die Dauercamper auf den Plätzen im Rhein-Sieg-Kreis ist gerade das der Reiz.Andrea und Michael Dittrich sitzen am Frühstückstisch. Das Campinggelände ist leer. Ab und zu hört man nur das morgendliche Tellergeklapper. Seit über 15 Jahren schon kennen die beiden nur noch eine Art der Entspannung: Campen. Ruhe, Natur und vor allem Freiheit. So würden Andrea und Michael Dittrich ihr Leben auf dem Campingplatz beschreiben.
Rhein-Sieg Camping, Peisel 5, 53797 Lohmar8,25 Euro + Nebenkosten pro qm im Jahr, Mietobjekt 250 Euro/Monatwww.campingplatz-rhein-sieg.deHennef Lauthausen, Mahrberg 50, 53773 Hennef: 6 Euro/qm im Jahr + Nebenkosten www.camping-sauer.de
Bereits in ihrer Jugendzeit zogen sie mit dem „Klappfix“ einem Klappwohnwagen durch die Gegend. Dann fassten sie die Entscheidung sich dauerhaft einen Standort auf dem Campingplatz zu sichern. In Hennef am Siegstrand haben die beiden schließlich ihr zweites Zuhause gefunden.
Drinnen im Wohnwagen ist es kuschelig. An den Seiten befinden sich zwei Betten. Im vorderen Bereich ist eine kleine Küche und eine Sitznische mit einem drehbaren Tisch.Am anderen Ende zeigt Andrea Dietrich ihre Schmuckstücke: eine Dusche und einen ausfahrbaren Kleiderschrank. Hier hat das Ehepaar alles, was es braucht. „Auf dem Campingplatz fühlt man sich ungezwungen“, meint die 54-Jährige und nippt an ihrem Kaffee, „man muss sich nicht immer schick machen. Man kann einfach so sein, wie man will.“
Im Sommer verbringen die gelernte Krankenschwester und ihr Mann deswegen jede freie Minute bei ihrem Wohnwagen. Den Winter über geht es allerdings doch in die Wohnung zurück. „Wir haben zwar schon Silvester bei minus 22 Grad draußen gefeiert, doch das ganze Jahr über hier draußen zu wohnen, ist auch nicht das Richtige“, meint der 57-Jährige.
Ganz anders sieht das Siegfried Häberlein aus Lohmar. Seit 1986 wohnt er nur noch auf dem Campingplatz, zwölf Jahre davon hat er in Lohmar verbracht. Der 58-Jährige kam zunächst immer nur im Winter auf den Campingplatz Rhein-Sieg, den Sommer über zog er mit einer Kirmes von Stadt zu Stadt. „Dann habe ich mir aber das Bein gebrochen und die Ärzte haben etwas verpfuscht. Seitdem kann ich nicht mehr richtig gehen“, erzählt Häberlein. Nun ist er auf Hartz IV angewiesen. Ein Leben in der Stadt kann er sich einfach nicht vorstellen. „Hier kennt jeder jeden. Das ist in der Stadt nicht so. Außerdem bin ich hier immer an der frischen Luft“, meint er und zieht an seiner Zigarette.Häberlein sitzt draußen in seinem Garten unter einem großen Sonnenschirm. Auf seinem etwa 150 Quadratmeter großen Grundstück hat er alles, was er braucht. „Nur fließendes Wasser, das hat man freilich nicht“, sagt er und werkelt an einem Staubsauger herum. Doch auch das sei kein Problem. Schließlich kann man sich das Wasser in Kanistern holen.
Natürlich gibt es auf dem Campingplatz in Lohmar auch Meinungsverschiedenheiten, aber die halten sich in Grenzen. „Wenn’s mal kracht, hat noch jeder sein eigenes Türchen, hinter dem er seine Privatsphäre hat“, erklärt Häberlein. Doch meistens verstehe man sich, schließlich seien Camper eine große Familie.
Der 58-Jährige hat bereits viel in Lohmar erlebt. Auch vom Wasser der nicht weit entfernten Agger blieb der Campingplatz oft nicht verschont. Doch auch das gehöre irgendwie zum Campen dazu, findet Häberlein. „Dann schläft man eben mal eine Nacht im Auto, wenn das Wasser hochsteigt und muss am nächsten Tag den Schlamm wegräumen.“ Dafür habe man hier etwas Eigenes und sei frei in dem was man tut, betont der alteingesessene Camper. Dabei rät Häberlein: „Jeder muss es einfach selbst ausprobieren und schauen, ob es klappt oder nicht.“
Diesem Rat ist auch Bernhard Arens gefolgt, der vor sechs Wochen seine Wohnung in Siegburg-Stallberg gekündigt hat und mit seiner Frau ebenfalls auf den Rhein-Sieg Campingplatz gezogen ist. „Wir haben den Fluglärm nicht mehr ertragen. Deswegen haben wir schließlich unsere Koffer gepackt“, meint der 39-Jährige. Auch er genießt die Sonne auf seiner Terrasse bei einer Tasse Kaffee. Die Nachbarn grüßen im Vorbeigehen und tauschen ein paar Worte. „Gleich hole ich noch meine Frau ab, und dann machen wir uns einen schönen Tag im Grünen.“
Auf der nahe liegenden Straße fahren ein paar Autos vorbei, ansonsten ist es ruhig. Der Verkehrslärm störe ihn nicht, beteuert Arens, den habe man schließlich überall. Bei der Entscheidung haben aber auch die Finanzen eine wichtige Rolle gespielt. Schließlich sei eine Wohnung nicht gerade billig, meint der 39-Jährige.
Am Campen gefällt dem Neueinsteiger besonders die Geselligkeit. „Wenn man einmal den Grill angeschmissen hat, ist die Terrasse sofort voll mit Leuten“, schwärmt er. So ein Miteinander kennt Arens aus der Stadt nicht. Seinem ersten Winter auf dem Campingplatz blickt der 39-Jährige eher gelassen entgegen. „Ich komme aus dem Norden und laufe auch bei null Grad im T-Shirt herum.“