Bahnhof SchladernKnusprige Croissants zu früher Stunde

In 7 Minuten backt Silke Hundhausen die Croissants im Schladerner Bahnhof noch fertig.
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Windeck – Wenn morgens um vier Uhr im Bahnhof die Lichter angehen, können sich die meisten Schladerner noch einmal im Bett umdrehen. Eine knappe halbe Stunde, bevor der erste Zug in Richtung Köln losrollt, stehen für Silke Hundhausen und ihre Kolleginnen allerdings schon Körbe mit frischen Brötchen, Brot, Teilchen und Kuchen bereit. Die wurden in der Nacht von der Bäckerei Koch in Wilberhofen gebacken. Ein Fahrer hat sie vorbei gebracht.
Wo früher einmal die Passagiere der Ersten Klasse im Wartesaal auf den Zug warteten und sich in der Bahnhofsgaststätte für ihre Reise stärkten, gibt’s seit dem Sommer den Coffee to go, Chicken-Gourmetstangen, Milchbrötchen oder Brezeln auf die Hand. Dafür wurde eigens ein Verkaufsfenster zum Bahnsteig hin eingebaut. Das wird auch ab vier Uhr schon bei Bedarf geöffnet. Weniger geplant, aber dennoch immer wieder gern genommen sind die Fahrplanauskünfte, die das Koch-Team inzwischen drauf hat.
Wer’s gemütlicher mag, bekommt das Frühstück am Tisch serviert. Offiziell ist das Café erst ab 4.30 Uhr geöffnet. „Aber wenn wir da sind, lassen wir die Kunden doch nicht hungern oder dürsten“, verspricht Hundhausen.Zeit zum Ausruhen oder gar Kaffeetrinken hat sie selber morgens nicht, wenn sie um vier Uhr ins Café kommt. Ihr erster Weg führt dann zum Backofen. Der muss angeheizt werden, damit die Produktion von Brötchen und Croissants vor Ort beginnen kann. Die ersten Brötchen aus der Zentrale nämlich sind nur für ganz frühe Kunden bestimmt. Für den weiteren Verkauf aus Eigenproduktion sind jede Menge Rohlinge angeliefert worden, die im Gärofen vorgebacken werden, bevor sie in den Backofen in Schladern wandern.
Sobald das erste Backwerk aus dem Bahnhofsofen fertig ist, wird es angeboten. Für die äußere Qualität ist dabei das Team vor Ort verantwortlich. Im Schnitt bleiben die Croissants 17, die Brötchen 19 Minuten in der bräunenden Hitze. Wenn das nicht reicht, dreht Silke Hundhausen die Uhr noch mal nach. Unterdessen füllen sich die Regale aus der ersten Lieferung. Brot, fertig belegte Brötchen, Punschballen im Nachgang zu Silvester und Neujahr wandern in die Auslage.
Hannelore Trost aus Altwindeck weiß das Angebot zu schätzen. Sie steht jeden Morgen um drei Uhr früh auf, um mit dem ersten Zug nach Köln zu fahren. Sie arbeitet bei der Bezirksregierung. Der Kaffee vom Schladerner Bahnhof und ein Brötchen stimmen sie und ihren Mann auf den Arbeitstag ein.
Von der Resonanz auf das Bahnhofscafés sind alle Beteiligten überrascht. Mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Gemeinde, die das Gebäude an die Firmen untervermietet, wird derzeit überlegt, wie die Räume erweitert werden können. Nachfragen der Kunden sollen außerdem mit längeren Öffnungszeiten beantwortet werden. Das komme dann auch Tagestouristen zugute, weiß Hundhausen. Die nämlich kommen morgens aus Köln zum Frühstücken und Wandern und könnten sich dann auch vor der Heimfahrt noch einmal stärken.
Besonders gut angekommen ist laut Silke Hundhausen ein uraltes Angebot aus den 70er Jahren: Brötchen mit Mohrenkopf. Für die Schüler gedacht, findet diese Besonderheit aber offenbar bei denen noch mehr Interesse, die sich an ihre Jugend erinnert fühlen – und das ganz unabhängig von der Tageszeit.