Für 1000 EuroLeuscheider verkaufen August-Sander-Foto bei „Bares für Rares“

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Die Leuscheider Kirche hat August Sander fotografiert.

Windeck – Auf den ersten Blick unscheinbar, ließ eine vergilbte Fotografie in der Trödelsendung „Bares für Rares“ mit Horst Lichter am vergangenen Montag doch die Kasse klingeln. Der BVV, der Bürger- und Verschönerungsverein Leuscheider Land, hatte die Freunde Jörn Besser und Kevin Klein losgeschickt, um eine alte Fotografie von der evangelischen Kirche des Ortes für die Vereinskasse zu versilbern. Zurück kamen sie mit einer vierstelligen Summe.

Horst Lichter, der jedem Gast das Du anbietet, schien allerdings erst einmal Zweifel am Wert des angebotenen Objektes zu haben. Seine Expertin, Kunsthistorikerin Dr. Bianca Berding, erkannte allerdings die Qualität des vermeintlich langweilige Motives. Es handelt sich um eine Fotografie von August Sander, einem der berühmtesten deutschen Fotografen des 20. Jahrhunderts. „Das haut mich echt um, das ist der verrückteste Fall, den ich je hatte“, äußerte sich Lichter nach der Expertise.

August-Sander-Foto war Schatz auf den zweiten Blick

In der Sendung berichtete Jörn Besser, wie er auf die Fotografie aufmerksam geworden war. Der Großvater Kevin Kleins, der Geschäftsführer des BVV war, starb im vergangenen Jahr. „Im Zuge der Renovierung seines Hauses hat die Erbin uns eine Kiste mit Material für den Aufbau unseres Archivs im katholischen Pfarrheim überlassen“, erzählt Klein.„Wir konnten mit dem Inhalt nichts anfangen, und ehrlich gesagt hatte ich mich auch nicht dafür interessiert.“

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Das seltene Foto des großen Fotografen August Sander boten zwei Leuscheider in der ZDF-Sendung „Bares für Rares“ an.

Als sein Freund das gerahmte Foto von der katholischen Kirche sah, nahm er es aus dem Rahmen und entdeckte auf der Rückseite eine persönliche Widmung: „Zur Erinnerung an die Konfirmation, Palmsonntag, 14.4.1946, Kuchhausen. Mit herzlichen Glückwünschen Aug. Sander und Frau.“ Besser sagte daraufhin zu Kevin Kleins Mutter: „Gabi, das Bild könnte was wert sein.“ Das sah sein Verein auch so, Besser bewarb sich bei „Bares für Rares“, und Klein kam als Vertreter der Familie mit.

Berding bescheinigte die Originalität der Fotografie, die außer der Widmung auch den originalen Bildstempel von Sanders Atelier in Köln aufweist. Sander hat die Leuscheider Kirche nüchtern in Szene gesetzt, perfekt zentriert, davor eine Wiese mit zwei grasenden Ziegen, links ein Fachwerkensemble, rechts Gebüsch. Er lebte damals mit seiner Frau im Nachbarort Kuchhausen.

Bares für Rares: Zustand des Bildes bewerten Experten als wertmindernd

Im Zweiten Weltkrieg waren er und seine Frau aus Köln geflohen und hatten große Teile seines Archivs mitgebracht. „Die Negative, die er nicht ausgelagert hat, sind alle während eines Bombardements zerstört worden“, berichtete Berding.

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Die Fotografie weist außer der Widmung auch den originalen Bildstempel von Sanders Atelier in Köln auf.

Den Zustand des Bildes bewertete sie allerdings als wertmindernd. Die Fotografie hat einen Knick im Trägerkarton und im Handabzug, den der Künstler vermutlich selbst herstellte. Befragt nach dem Wunschpreis fürs Foto, gab Besser 500 Euro an. Die Expertin setzte die Expertise deutlich höher an – mit 1500 bis 1800 Euro.

Die Händler erwiesen sich allerdings zurückhaltend. Ein Glück für Händler Wolfgang Pauritsch, der sich über seinen sensationellen Einkauf von 1000 Euro für einen echten August Sander freuen dürfte. Die Verkäufer waren zufrieden und strahlten über den Betrag, der dem Verein zu Gute kommt.  

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