„Junge fördern macht Spaß“Beigeordnete Iris Prinz-Klein über die ersten sechs Monate in Eitorf

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Eitorfs Erste Beiogeordnete Iris Prinz-Klein ab ihrem Schreibtisch.

Seit sechs Monaten Eitorfs Erste Beiogeordnete: Iris Prinz-Klein

Die Windeckerin zieht im Gespräch mit Sandra Ebert eine erste Bilanz und gibt einen Ausblick auf die kommenden Themen.

Seit einem halben Jahr ist Iris Prinz-Klein (57) Erste Beigeordnete in Eitorf. Die Windeckerin zieht im Gespräch mit Sandra Ebert eine erste Bilanz und gibt einen Ausblick auf die kommenden Themen.

Warum sind Sie nach Eitorf gewechselt?

Iris Prinz-Klein: Ich war vorher im Gesundheitsamt in Siegburg, zu Pandemiezeiten eine besondere Herausforderung. Das hat mich gestärkt, dass ich mir mehr zutrauen kann. Eitorf liegt mir am Herzen; ich habe verwandtschaftliche und freundschaftliche Beziehungen hier.

Was hat Sie gereizt?

Die vielen Aufgaben am Ende der Verwaltungsketten, wo man dem Bürger dient. Damit umzugehen hat mich gereizt, wir haben uns den Bürgern zu stellen. Sie haben sich als einzige Frau unter männlichen Bewerbern durchgesetzt.

Warum, glauben Sie, sind Verwaltungsspitzen männlich dominiert?

Das hat etwas mit Hierarchien und Erfahrungszeiten für die Beamtenlaufbahn zu tun. Es muss in die Köpfe rein, dass auch Führen in Teilzeit geht, dass auch eine Mutter eine Führungskraft sein kann. Ich habe zwei Töchter, habe bei jedem Kind ein Jahr ausgesetzt und war danach in Teilzeit. Ich hatte meine Eltern als Rückhalt. Ich ermutige die jungen Frauen in der Verwaltung, sich das zuzutrauen – und die sind total motiviert, wenn sie aus der Elternzeit zurückkommen. Die Jungen zu fördern und deren Potenzial zu lenken, das macht Spaß. Auch junge Männer sollen in Elternzeit gehen, unbedingt! Das muss eine Verwaltung schaffen.

Haben Sie in den sechs Monaten schon umstrukturiert?

Man krempelt ja nicht direkt alles um. Das mache ich eher bilateral, dass ich die Betreffenden einbinde, Vorschläge mache. Die Ratsarbeit muss effizienter sein, Anträge oder Anfragen schneller bearbeitet werden. Da ermutige ich die Ratsmitglieder, mich direkt anzusprechen, wir wollen ja auch transparenter sein – wir haben doch nix zu verbergen!

Was haben Sie schon erreicht?

Es ging ja gleich los mit der drohenden Schließung von ZF – da haben wir jetzt eine Vorkaufsrechtsatzung, wir müssen handlungsfähig bleiben. Aber es sind nicht nur die Jobs, die wegfallen: Die Kommune bleibt auf den Altlasten sitzen. Wir haben jetzt die Möglichkeit von vorbereitenden Untersuchungen. Bei der Siegparkhalle klären wir gerade, ob zumindest die Umkleiden freigegeben werden können. Beim Markt wollen wir versuchen, wieder in eine Förderkulisse zu kommen. Im Juni werden dort mit Fördermitteln Outdoormöbel aufgestellt, da kann man eine Ecke den Bürgern zurückgeben. Den Umlauf haben wir ja schon mit eigenen Mitteln saniert.

Einer Verwaltung wird ja gern unterstellt, nicht genug aus Fördertöpfen abzuschöpfen ...

Förderprogramme sind so eine Sache. Beantragen, Erfüllen der Voraussetzungen, Sachbericht, Verwendungsnachweis, mögliche Rückzahlung – das kann kein Quereinsteiger, das muss ein gelernter Verwaltungskopf machen. Man hat auch immer einen Eigenanteil; wenn ich den nicht habe, bekomme ich mein Förderprogramm nicht. Ich bin eher ein Fan davon, dass man die Kommunen solide finanziell ausstattet, sonst bekommen wir unsere tagtägliche Daseinsvorsorge nicht auf die Reihe.

Welche Themen drängen?

Die Infrastruktur, die in die Jahre gekommen ist, die Flüchtlingsunterbringung. Der Fachkräftemangel, wir kriegen keine Leute. Beim Schwimmbad war das wahnsinnig schwer, es fehlen Bauingenieure, selbst beim Bauhof fehlen Leute. Andere zahlen besser, der Heldenklau bei den Verwaltungen untereinander ist im vollen Gange.

Schulen und Kitas sind sicher ein großes Thema? Die Grundschule in der Brückenstraße platzt aus allen Nähten. Da sind wir auf dem Weg in eine Neukonzipierung. Wir haben ein Grundstück erworben, das geht jetzt in die erste Machbarkeitsphase. Wir haben 170 unversorgte Kindergartenkinder. 40 kommen jetzt in die Schule und haben noch keinen Kindergarten von innen gesehen. Da haben wir mit den Grundschulen ein Konzept entwickelt, dass die Kinder sich in den Sommerferien schon mal kennenlernen können, und man schaut, was sie für ein Sozialverhalten haben.

Was ist mit neuen Baugebieten?

Wir sind kurz vor Abschluss des Erschließungsvertrages für die Josefshöhe, es geht jetzt noch um die verkehrliche Anbindung der K 27. Dort entstehen Einfamilienhäuser, es gibt bereits eine Warteliste. In Planung ist das Baugebiet West III. Wir haben vor, da verpflichtend ein kaltes Nahwärmenetz zu etablieren, und erstellen gerade eine Machbarkeitsstudie zur Geothermie.

Was sind Zukunftsthemen?

Die Bahnunterführung ist ein Thema, da habe ich von meinem Vorgänger Karl Heinz Sterzenbach viele Akten übernommen. Wir haben jetzt mit der Bahn ein erstes Planungsgespräch. Ganz klar ist, dass Schulen und die andere Infrastruktur Vorrang vor einem Rathausneubau haben. Ich bin ganz beeindruckt, hier motzt keiner über eine klemmende Tür oder einen ausgeleierten Lichtschalter.

Wie entspannen Sie?

Ich lese. Meist gehe ich bei der Buchhandlung Windrose vorbei und gucke, was da auf dem Tisch liegt. Ich walke mit dem Hund, mein Mann und ich machen Radtouren mit dem E-Bike. Außerdem habe ich Heidschnucken und Hühner.

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